Am 22. September 2025 fällt der Startschuss für den Neubau des Pongratz-Moore-Stegs – der unverzichtbaren Verbindung für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen im Grazer Norden.
Es geht los: Mit den ersten Leitungsumlegungen startet die Stadt Graz ein Vorhaben, das bis Ende 2026 eine sichere, komfortable und barrierefreie Verbindung zwischen Andritz und Gösting schaffen wird. Der Pongratz-Moore-Steg ist dabei viel mehr als nur Stahl und Beton - er ist eine wichtige Verkehrsader zwischen Andritz und Gösting. Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, kennt seine Bedeutung: Zwischen der Kalvarienbergbrücke im Süden und der Weinzödlbrücke im Norden gibt es keine andere Querung. Seit der Sperre im Juli 2023 fehlt vielen dieser direkte, kurze Weg.
Weil die alte Brücke nicht mehr sicher war und eine Sanierung keinen Sinn machte, entschied sich die Stadt nach einer Machbarkeitsstudie für einen kompletten Neubau. Am 15. Mai 2025 gab der Grazer Gemeinderat grünes Licht und stellte die Mittel bereit.
Dieses Projekt hat es in sich: Die Lage nahe dem Naturschutzgebiet, enge Platzverhältnisse und zahlreiche Leitungen machen den Bau hochkomplex. Hinzu kommt ein umfangreiches Bewilligungsverfahren in mehreren Rechtsbereichen.
Wann beginnen die Arbeiten?
Die erste Bauphase startet am 22. September 2025. Dabei werden bestehende Leitungen - Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation – um die künftige Baugrube herumgeführt. Die Versorgung der Haushalte bleibt währenddessen durchgehend gesichert. Für diese Erd- und Leitungsverlegarbeiten werden Bagger, LKWs und Kleingeräte eingesetzt, westlich des Kalvarienbergs wird ein Baulager eingerichtet.
Kommt es zu Einschränkungen für Fußgänger:innen, Rad- oder Autoverkehr?
• In der 1. Bauphase (Herbst bis Ende 2025) sind entlang der Murufer kaum Einschränkungen zu erwarten.
Auf der Westseite des Kalvarienbergs wird ein Baulager für Baucontainer und Lagerflächen eingerichtet. Dort sind temporär Eingriffe in den Naturraum möglich. Der Gehweg durch das Gelände ist während der Bauarbeiten für Fußgänger:innen gesperrt.
• In der 2. Bauphase (ab 2026) kann es zu Behinderungen kommen:
– Fußgänger:innen können weiterhin beide Ufer nutzen.
– Radfahrer:innen müssen im Bereich der Baustelle (auf einer Länge von ca. 100 m) absteigen und schieben bzw. die Umleitungsstrecken nutzen
– Parkplätze können zeitweise entfallen, wenn Kräne oder Baugeräte Platz brauchen.
In der Regel wird werktags zwischen 7 und 17 Uhr gearbeitet. Bei Bedarf können Ausnahmen notwendig werden.
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Die neue Brücke wird 66 Meter lang und 4,5 Meter breit. Damit haben Fußgänger:innen und Radfahrer:innen mehr als doppelt so viel Platz wie bisher (der alte Steg war nur 1,8 m breit).
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Das Tragwerk besteht aus Stahl. Die Rampenbauwerke im Anschluss an die Brücke bestehen aus Beton und Asphalt.
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Barrierefreier Zugang: Auf beiden Uferseiten werden neue Anbindungen für den Rad- und Fußverkehr geschaffen – auf der Ostseite ermöglichen Rampen aus Norden und Süden mit einer sanfteren (4-prozentigen) Neigung einen leichten Zugang, während auf der Westseite eine Rampe in Richtung Süden und eine Treppe in Richtung Norden geplant sind.
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Mehr Sicherheit: Die Brücke erhält eine moderne Beleuchtung.
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Höhere Belastbarkeit: Sie kann sogar ein Wartungsfahrzeug mit bis zu 12 Tonnen tragen.
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Integrierte Infrastruktur: Versorgungsleitungen der Energie Steiermark, Energie Graz, des E-Werks Gösting, der HG Wasserwirtschaft, der Citycom, Magenta sowie von Energie-Graz-Gas werden in die Brücke fachgerecht und geschützt integriert.
- Auch die Aufenthaltsqualität wird erhöht. Am Ostufer entstehen neue Aufenthaltsflächen mit Sitzgelegenheiten, einem Trinkbrunnen und Begrünung. Auch neue Bäume und Hecken werden gepflanzt.
Durch die Bogenform der Brücke können die Stützmauern an den Ufern deutlich niedriger ausgeführt werden. - Mit dem Abschluss der Bauarbeiten wird auf der rund 2.500 m2 großen Fläche westlich des Kalvarienbergs der Naturraum von der Grazer Grünraumabteilung neu gestaltet, bepflanzt und aufgewertet.
- Für die Planungen zeichnen die Stadtbaudirektion und das Planungsbüro Axis sowie D/D Landschaftsplanung verantwortlich.
Ab Anfang 2026 entsteht die neue Brücke. Der alte Steg dient dabei vorübergehend als Hilfsbrücke, um die vorgefertigten Stahlteile zusammenzubauen. Anschließend wird der neue Steg an den südlichen Standort verschoben und die alte Konstruktion abgetragen.
Die Herausforderungen des Projekts liegen unter anderem in der Lage nahe des Naturschutzgebiets Weinzödl, der Einhaltung aller wasserrechtlichen Auflagen, notwendigen Hochwasserschutzmaßnahmen und dem Vorhandensein einer bestehenden Hochspannungsleitung vor Ort, die die Bauarbeiten erschwert. Zudem ist es notwendig, wichtige Strom-, Wasser-, Internet- und Telekommunikationsleitungen während möglicher Bauarbeiten aufrechtzuerhalten. Die begrenzten Platzverhältnisse erfordern spezielle Maßnahmen, und die Planung des neuen Stegs berücksichtigt besonders die Bedürfnisse von Spaziergänger:innen und Radfahrer:innen sowie einen barrierefreien Zugang auf beiden Seiten der Mur.
Eine Sanierung wäre sehr teuer gewesen und hätte nicht dauerhaft die Sicherheit gewährleistet. Eine Machbarkeitsstudie zeigte, dass ein Neubau technisch, wirtschaftlich und langfristig sinnvoller ist. Daraufhin entschied der Gemeinderat: Der alte Steg wird durch eine moderne, zukunftsfähige Brücke ersetzt.
Bevor der Bau starten konnte, mussten drei große Verfahren angegangen werden: im Naturschutzrecht, im Wasserrecht und im Straßenrecht. Diese Verfahren dauerten jeweils rund ein halbes Jahr.
Im Projektgebiet müssen 17 Bäume entfernt werden. Sechs davon werden direkt am Standort nachgepflanzt. Zusätzlich schreibt die Grazer Baumschutzverordnung deutlich mehr Ersatzpflanzungen an anderer Stelle im Stadtgebiet vor.
Nein. Da die Brücke ohne Stützpfeiler in der Mur auskommt und auch in der Bauphase kein Eingriff in die Mur vorgenommen wird, gibt es kein zusätzliches Risiko bei Hochwasser.
Man hat jede denkbare Varianten geprüft, aber es gibt hier leider kein zeitlich und wirtschaftlich vertretbares Provisorium. Eine Pontonbrücke, also eine Schwimmbrücke wie sie vom Militär oft verwendet wird, ist in einem Fließgewässer mit hoher Strömungsgeschwindigkeit wie bei der Mur vor allem bei Hochwasser zu gefährlich für eine öffentliche Überquerung. Für Holzstege oder Baileybrücken (Behelfsbrücken aus vormontierten Einzelbauteilen) ist die Spannweite der Mur zu groß. Die zu überbrückende Stelle weist eine Spannweite von 66 Metern aus. Außerdem macht es einen Unterschied, ob geschultes Personal oder die Öffentlichkeit über eine provisorische „Bundesheer-Brücke" geschickt werden sollte.
Sogar die Option einer Rollfähre – wie es sie von 1934 bis 1958 auf Höhe der Kalvarienkirche gegeben hat – hat man geprüft, dafür bräuchte es aber zusätzlich zum Bewilligungsverfahren für die Brücke erst noch ein schifffahrtsrechtliches Bewilligungsverfahren, was zeitlich und personell einen viel zu großen Aufwand bedeuten würde.
Die Herstellkosten belaufen sich auf etwa 6,5 Millionen Euro
- Die Stadt Graz trägt davon rund 3,7 Mio. Euro.
- Die beteiligten Leitungsträger (z. B. Energie Steiermark, Energie Graz, Citycom, Magenta) übernehmen rund 2,8 Mio. Euro.
- Die Planungskosten betragen rund 0,5 Mio. Euro
Der bestehende Steg weist massive Korrosionen und Beschädigungen sowie gravierende Mängel an Kabeltassen, Leitungen und Lagerkonstruktionen auf. Eine Begehung stellt ein extremes Sicherheitsrisiko dar, weswegen Anfang Juli 2023 eine behördliche Sperre veranlasst wurde. Auf Basis der darauffolgenden statischen Berechnungen und Detailuntersuchungen haben die Verantwortlichen von Stadtbaudirektion und Holding Graz aufgrund des Zustands des Stegs und dem nötigen Aufwand für Leitungsverlegungen den Neubau der Murüberquerung vorgeschlagen. Eine Sanierung war laut Machbarkeitsstudie zu kostenintensiv und nicht zweckmäßig. Um die Durchführbarkeit der Neuerrichtung zu prüfen, wurde eine Machbarkeitsstudie initiiert, welche bereits abgeschlossen. Diese diente als Basis für die Planungen.
Der Pongratz-Moore-Steg wurde 1968 als Rohrbrücke der Grazer Stadtwerke errichtet und erst in weiterer Folge als Geh- und Radweg nutzbar gemacht. Der 66 Meter lange und 1,80 Meter schmale Fuß- und Radweg-Steg ist nach dem Bauunternehmer Dr. Josef Pongratz und dem englischen Wasserleitungsingenieur und Gründer der Grazer Wasserleitungsgesellschaft, Oberbaurat John Moore, benannt. Sie errichteten in den Jahren 1870-1872 das erste Grazer Wasserwerk.