
Die Herausforderung

Inspiriert durch den Veganuary (vegan leben im Jänner), haben wir in der Familie entschieden, die Lightversion zu probieren: Einen ganzen Monat lang sollte es bei uns, den personifizierten Fleischtigern, keine Fleisch-, Wurst oder Fischprodukte geben. Eine Herausforderung mit erstaunlichem Fazit.
Zu Silvester gab's beim Fondue noch ordentliche Fleischberge jeglicher Sorten, schließlich wollten wir unseren Körpern noch einmal „etwas Gutes" tun, bevor der kalte Entzug beginnen sollte.
Vor dem Experiment haben wir uns selten bis nie Gedanken über das abendliche oder sonntägliche Familienmahl gemacht. Auf den Tisch kam, was schmeckte: Schnitzel, Braten, Fleischlaibchen oder auch einmal ein Steak. Rezepte und Gerichte, die man eben „gewohnt" ist und kennt.
Nun standen wir als Familie vor einer neuen Herausforderung: Was gibt's zu essen?
Unsere Gewohnheiten wurden in dieser Anfangsphase ordentlich durcheinander gewürfelt.
Eine schnelle Jause mit Schinken, Speck und Käse, die geliebte Rindsuppe mit Frittaten oder ein Frankfurter mit Semmerl mussten aus unseren Köpfen und unserem Kühl- und Vorratsschrank weichen.
Der neue Alltag
Unsere neue Gewohnheit musste also darin bestehen, Rezepte und Gerichte zu suchen und zu finden, die alle Gelüste und Geschmäcker unserer Familienmitglieder abdecken.
Ich gebe es zu, wie vermutlich in vielen Familien kamen bei uns bekannte und bewährte Gerichte auf den Tisch. Wir waren auch vor dem Experiment offen für neue kulinarische Kreationen, diese haben aber, in Prozenten ausgedrückt, maximal 20% unseres Speiseplanes eingenommen. Nun sollte dieser Prozentsatz jedenfalls um ein Vielfaches wachsen.
Nachdem wir anfänglich täglich nach vegetarischen Gerichten und Inspirationen im World Wide Web Ausschau gehalten haben, haben wir nach kurzer Zeit festgestellt, dass es wesentlich stressfreier ist, an einem Tag pro Woche gemeinsam die Speisen für die kommende Woche auszuwählen.
Aus der anfänglichen Mühsal und Anstrengung ist schon nach kurzer Zeit ein schönes Familienritual entstanden. Gemeinsames Aussuchen, gemeinsames Kochen und des Öfteren auch gemeinsames Experimentieren.
Das neue Körpergefühl
Nach einer kurzen Entzugsphase mit schlechter Laune und Ungeduld ist schon nach ungefähr zehn Tagen ein ganz neues Körpergefühl entstanden. Wir fühlten uns (subjektiv) alle fitter, hatten das Gefühl, besser zu schlafen, was wohl am „leichteren" Abendessen lag und die sportliche Leistungsfähigkeit der Herren des Hauses nahm (in ihren Augen) ebenfalls zu.
Die Meinung der anderen
Natürlich waren wir gespannt, wie Familie und Freunde auf unser Experiment reagieren würden. Wir, die personifizierten Fleischliebhaber, verzichten einen ganzen Monat auf unser liebstes Lebensmittel.
Erstaunlicherweise fanden es alle, wirklich alle in unserem Umfeld gut! Wir konnten sogar zwei andere Familien motivieren, es uns gleich zu tun.
Hier scheint es in den letzten Jahren doch einen massiven gesellschaftlichen Wandel gegeben zu haben. Kein Vegetarier oder Veganer wird mehr schief angesehen oder belächelt. Der vegetarische oder pflanzliche Lebensstil ist salontauglich geworden.
Unser Fazit
Es wäre schlichtweg gelogen, wenn ich behaupten würde, ich hätte mich am 1. Februar nicht auf ein Stück Fleisch gefreut! Es wurde sogar ein ganz großes Steak!
ABER: Wir sind aus unseren (Ernährungs-)Gewohnheiten ausgebrochen und mussten uns plötzlich wesentlich mehr Gedanken über Einkaufen, Kochen und Essen machen. Das hat uns bereichert! Es gibt so viele großartige Gerichte ohne Fleisch, die genau genommen auch keinen höheren Kosten- oder Arbeitsaufwand darstellen.
Apropos Kosten: Unsere monatlichen Lebensmittelkosten sind wider Erwarten nicht gesunken, dies lag aber auch daran, dass wir bei unserem Experiment sehr auf hochwertige Lebensmittel geachtet haben.
Das abschließende Resümee unseres Experimentes: Wir haben unseren Fleischkonsum deutlich reduziert und viele neue und liebgewonnene vegetarische Rezepte in unseren Speiseplan aufgenommen. Die Auseinandersetzung mit Gewohnheiten und alteingesessen Gerichten - und das Ausprobieren von neuen Rezepten - hat unseren Horizont und unseren Geschmack erweitert!
Wir als Familie können nur jeder und jedem empfehlen, sich auch auf ein derartiges Experiment einzulassen.
Unser Lieblingsrezept zum Nachkochen
Ein Rezept hat es uns in dieser Zeit besonders angetan. Die grüne Shakshuka. Klassischerweise wird Shakshuka mit aus pochierten Eiern in einer Sauce aus Tomaten, Chilischoten und Zwiebeln zubereitet. In der grünen Variante werden Spinat, Petersilie, Lauch und Käse verwendet. Wir haben das Gericht abwechselnd als Frühstück, Mittag- und auch als Abendessen genossen.
Zubereitung:
Spinat putzen, eine Handvoll zur Seite legen. Restlichen Spinat mit der ganzen Petersilie (mit Stielen) einige Minuten im Salzwasser blanchieren, herausnehmen und gut ausdrücken.
Die Masse mit Sahne und Wasser cremig pürieren und abschmecken.
Frühlingszwiebel und Lauch klein schneiden und in etwas Öl anbraten und zur Seite stellen.
Die (zur Seite gelegten) Spinatblätter mit ein wenig Wasser in der Pfanne zusammenfallen lassen und die pürierte Masse und die angebratene Zwiebel und den Lauch hinzufügen. Geriebenen Käse zufügen und durchrühren. Ein paar Minuten stocken lassen. Gewürze zufügen und durchmischen.
Zwei Gruben für die Eier vorbereiten und die rohen Eier in diese Gruben platzieren. Zugedeckt etwa 5 bis 10 Minuten ziehen lassen.
Parmesan darüber streuen und noch heiß in der Pfanne servieren.
Zutaten:
- 200 g Blattspinat
- 100 g Petersilie
- 50 g Lauch
- 3 Stück Frühlingszwiebel
- 120 ml Sahne
- 75 ml Wasser
- 200 g geriebenen Käse z.B. Butterkäse
- 2 Stück Eier
- Parmesan, gerieben
- Salz & Pfeffer
- Kreuzkümmel
- Öl zum Anbraten