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Eine Rose blüht der Grazer Baukultur

27.10.2022

Die GerambRose des Landes Steiermark, vergeben durch den Verein BauKultur, ist der inzwischen wichtigste Architekturpreis des Landes. Heuer erwies sich die Stadt Graz als besonders fruchtbarer Boden für diesen Preis, mit dem zwei Projekte ausgezeichnet wurden. Zum einen die Volksschule Neuhart und zum anderen der Reininghauspark.

Eine mehrköpfige Jury sichtete und wählte in drei Kategorien die Preisträgerprojekte. Heuer geschah dies unter dem Vorsitz von Much Untertrifaller unter Beteiligung von internationalen Gästen, in diesem Jahr Gerd Bergmeister und Michaela Wolf aus Italien und Helga Blocksdorf aus Berlin. Von den insgesamt 69 Einreichungen in den drei Themenschwerpunkten wurden 21 Projekte in der Steiermark besichtigt. Am 21. Oktober 2022 wurde in einem der prämierten Projekte, nämlich dem Weinhof Locknbauer in Tieschen, die biennal vom Verein BauKultur Steiermark ausgeschriebene GerambRose an beispielhafte Projekte als Dankzeichen für die gemeinsame Leistung von Planerinnen und Planern, Bauherrschaft und Ausführenden verliehen. Prämiert wurden neun Bauwerke, welche den Anforderungen an die Qualitätskriterien der Auslobung am besten gerecht wurden.

GerambRosen-Preisträger: Die Volksschule Neuhart ...GerambRosen-Preisträger: Die Volksschule Neuhart ...... und der Reininghauspark.... und der Reininghauspark.

Grazer Preisträgerprojekte

Für die Volksschule Neuhart gab es eine GerambRose in der Kategorie „Gemeinschaftliche Räume - zu den Themen Arbeit, Bildung, Kultur und Soziales":
Planung: dreiplus Architekten ZT GmbH, Bauherrschaft: Stadt Graz, Abteilung für Bildung und Integration

Gegenstand des von der Stadtbaudirektion Graz 2018 ausgelobten Architekturwettbewerbs war die Erweiterung des in den 1940er Jahren errichteten Schulgebäudes. Bisher war die Volksschule mit acht Klassen geführt worden, ca. die Hälfte der Schüler:innen nutzte das Angebot der Ganztagsschule. Nun sollte Platz für weitere acht Klassen inklusive aller Sonderräume geschaffen werden. War ursprünglich die Erweiterung des Hauses im Fokus, konnte durch umsichtige Planung auch eine Sanierung des Bestands erfolgen.

Die Schule befindet sich auf einem Eckgrundstück zwischen der stark befahrenen Kärntnerstraße und der ruhigeren Kapellenstraße. Beim Altbau handelt es sich um ein eingeschossiges, dreifach im rechten Winkel geknicktes Gebäude, wobei im nordöstlichen Teil ein Kindergarten untergebracht ist und im südwestlichen ein durch einen Verbindungsgang erschlossener Turnsaal. Die Erweiterung befindet sich in Form einer flächigen, holzverkleideten Struktur in der Innenecke zwischen Turnsaal und Bestand. Anstelle des ursprünglichen Verbindungsganges trat der neue Haupteingang - weiter zurückversetzt und mit einem tiefen Vordach versehen, sodass ein großzügiger Vorplatz entstand. Von hier aus gelangt man in ein Foyer mit starkem Außenraumbezug, über das auch der Bestandsteil erschlossen wird. Zentrum des Zubaus ist ein intensiv begrünter „Lesewald", über den Licht in die Tiefe des Gebäudes fällt. Während im Erdgeschoss die allgemeinen Räume sowie die Ganztagsbetreuung untergebracht sind, befinden sich im Obergeschoss zwei Lerncluster mit je vier Klassen. Die breiten Gänge mit Lern- und Aufenthaltszonen sind zum Innenhof ausgerichtet. Eine Außenstiege verbindet die südseitige Terrasse mit dem Schulhof, einer großen Wiesenfläche mit überdachten Schwellenzonen zum Schulgebäude und einem geschützten Bereich zur Kapellenstraße hin.

Die Jury hebt besonders die großzügige Eingangssituation, die gut gelöste Schnittstelle zwischen Bestand und Neubau sowie die Integration der Freiräume hervor. Auch der Innenhof, Oberflächentexturen und Materialität sowie die Differenziertheit der Holzfassade werden als Elemente mit hoher Qualität gesehen.

Der Reininghauspark erhielt die GerambRose in der Kategorie: Öffentliche Räume - zu den Themen Ort, Infrastruktur und Landschaft: 
Planung: zwoPK Landschaftsarchitektur Rode Schier Wagner OG, Bauherrschaft: Stadt Graz, Abteilung für Grünraum und Gewässer

Der Park mit einer Fläche von 30.000 m2 liegt langgestreckt zwischen der UNESCO-Esplanade - der Haupterschließungsachse der Reininghausgründe - am östlichen sowie viergeschossigen Bebauung am westlichen Rand des Areals. An der Nord- und Südseite befinden sich durch gemeinsame Sockelzonen verbundene Hochhäuser, ein breiter gepflasterter Weg umgibt als „Passepartout" den Park, der nutzungsoffen und als vollständig begeh- und bespielbare Fläche konzipiert wurde. Er ist nur von wenigen Wegen durchschnitten und verdichtet sich nutzungsspezifisch an seinen Längsseiten als Wasser- bzw. Spielplatzzone.

Ein zentrales Gestaltungsmittel war die Überhöhung der vorhandenen Topografie zwischen der belebteren „Stadtterrasse" mit dem Reininghauspavillon und der ruhigeren Wohnbebauung im Westen. Diese Modellierung führt zu einer räumlichen Tiefe, die bereits für sich genommen unterschiedliche Gestimmtheiten innerhalb der Gesamtfläche hervorruft.

Der Baumbestand war die Grundlage der landschaftsarchitektonischen Maßnahmen und ist wesentlich für die Wahrnehmung des Parks als eigenständiges Element im städtebaulichen Kontext. Aus ihm wurde ein Baumraster entwickelt, dem entlang sich Zonen verdichten oder aufweiten, topografische Elemente wie die „Mulde" oder die „Anhöhe" akzentuiert oder Grenzen zwischen den einzelnen Bereichen fließend definiert werden.

Die Pflanzenauswahl folgt einerseits dem naturräumlichen Bestand, andererseits den Anforderungen des Klimawandels - sie setzt sich aus Hochstammbäumen, Wildstauden und Blumen, wie z.B. auf Magerwiesen, zusammen. Entlang der Wasserfläche gibt es eine Verlandungszone und in den befestigten Bereichen werden die Oberflächenwässer nach dem Prinzip der Schwammstadt verfügbar gemacht.

Für die Jury wird die Wesenhaftigkeit des Parks durch eine wohltuende Rauheit bestimmt, die stark an den ursprünglichen Zustand der Grünflächen in Reininghaus erinnert. Die Orientierung am Baumbestand, das Zitieren der Eisteiche durch die Wasserfläche, der tote Stamm auf der Wiese sind Anker beim Erleben dieser Parklandschaft, die gerade im gegebenen Kontext eine besondere Bereicherung ist.

Weitere Auszeichnungen

  • Volksschule Kaindorf an der Sulm
  • Wolfgangikirche, Hollenegg
  • Weinhof Locknbauer, Tieschen
  • Großes Glashaus Steirereck, Pogusch
  • Haus P, Weststeiermark
  • Wohnhaus Feldbach
  • Haus Fischer, Grundlsee

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