Zur Person
Hannelore Bayer wurde am 12. Mai 1943 in Wien geboren. Von 1953 - 1961 erfolgte ihre gymnasiale Ausbildung, die sie 1961 mit der Ablegung der Reifeprüfung abschloss. Um sich für die Anforderungen der Arbeitswelt besser rüsten zu können, erweiterte sie ihren Wissensstand durch Kurse in Stenographie und Maschinenschreiben. Über drei Jahre hat Hannelore Bayer, nach einem Intermezzo als kaufmännische Angestellte der Firma Artaker, bis 1966 bei der renommierten Marktforschungsorganisation „Nielsen" als Sekretärin gearbeitet. Nach ihrer Hochzeit übersiedelte sie in die steirische Landeshauptstadt, wo sie durch ihren Wohnort in Waltendorf mit der Pfarre Ragnitz in Berührung kam und zuerst als ehrenamtliche Mitarbeiterin enge Kontakte knüpfte.
Von 1976, als sie aus ihrem Ehrenamt einen Beruf machte, bis zu ihrem Übertritt in den Ruhestand im Jahre 2000, hat sie mit großer Umsicht die vielfältigen Agenden einer Pfarrsekretärin erfüllt. 1979 sollte ein Wendepunkt in ihrem Leben werden, als der damalige legendäre Pfarrer Johannes Regner eine wunderbare Freundschaft mit der weltweit bekannten Sr. Emanuelle initiierte. Sr. Emanuelle Cinquin lernte durch ein Schlüsselerlebnis im Alter von 62 Jahren die bitterste Armut der Müllmenschen in Kairo kennen und stellte von da an ihre ganze Sorge, ihr Mitgefühl und die unerschöpfliche Arbeitskraft in den Dienst dieser Stigmatisierten und aus der Gesellschaft Ausgeschlossenen. Sie lebte als eine der ihren in erbärmlichsten Verhältnissen, bis Freunde aus Frankreich und Belgien sie unterstützten und die Gemeinschaft „Freunde von Sr. Emanuelle und den Müllmenschen" gründeten. Ähnliche Hilfswerke, die ihr tatkräftig zur Seite standen, entwickelten sich in vielen Ländern, so auch in Österreich.
Es darf noch angemerkt werden, dass die Stadt Graz die Ehre hatte Sr. Emanuelle anlässlich eines Kurzbesuches mit dem Ehrenzeichen in Gold auszuzeichnen. Hannelore Bayer war vom Charisma Sr. Emanuelles so angetan, dass sie mit aller Energie dieses Werk edelster Humanität bis heute unterstützt. Acht Pfarrgemeinderäte der Pfarre Ragnitz haben, motiviert von Hannelore Bayer, begonnen, dieses gewaltige Hilfswerk auch pekuniär mitzuversorgen. Die Gemeinschaft wuchs wie das biblische Senfkorn und so ist es gelungen, über 5.000 Menschen aus allen Bundesländern für diese barmherzige Idee zu gewinnen. In 25 Jahren konnten über 50 Millionen Schilling - das entspricht heute einer Summe von über 3,6 Millionen Euro - für Projekte von Sr. Emanuelle gesammelt werden. Tausende Kinder und Jugendliche in den Slums von Kairo und im Sudan konnten so erneut Hoffnung schöpfen und Chancen auf eine lebenswerte Zukunft in Würde ergreifen.
Im Jahr 2014 hat Hannelore Bayer die Leitung des Hilfswerks aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben.
Eine der Lebensmaximen von Hannelore Bayer lautet: „Im Angesicht dieser großen Not ist alles jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein; wir dürfen nicht müde werden, gegen das Unrecht anzukämpfen".
Die Landeshauptstadt Graz dankt damit einer Frau, deren Kraft tiefer Religiosität entspringt, für ein gewaltiges Werk im Dienste der Nächstenliebe gegenüber den Ärmsten der Armen und zeichnet sie mit dem Ehrentitel einer „Bürgerin" aus.