Ehrenringträger der Stadt Graz
Gemeinderatsbeschluss am 16. Oktober 2025, Festsitzung am 13. November 2025
Zur Person
Eilfried Huth wurde am 1. Dezember 1930 in Pangalengan auf der Insel Java (Indonesien) geboren und kam im Alter von fünf Jahren nach Österreich. Nach der Matura in Graz studierte er von 1950 bis 1956 Architektur an der Technischen Universität Graz. Besonders prägend war für ihn dabei die Auseinandersetzung mit den Ideen von Kurt Weber, eine der markantesten Persönlichkeiten in der steirischen Kunstgeschichte dessen Lehre sein architektonisches Denken nachhaltig beeinflusste. Erste berufliche Erfahrungen sammelte er bei Architekt Emmerich Donau, ehe er 1963 gemeinsam mit Günther Domenig ein Architekturbüro in Graz gründete. Diese Partnerschaft, die bis 1975 bestand, zählt zu den bedeutendsten der österreichischen Nachkriegsarchitektur.
Zu den herausragenden Projekten dieser Jahre zählt die „Neue Wohnform Ragnitz", für die Domenig & Huth 1969 den Grand Prix d'Urbanisme et d'Architecture in Cannes erhielten. Mit der Pädagogischen Akademie in Graz-Eggenberg entstand ein Bauwerk, das als markantes Beispiel des Brutalismus bis heute als architektonisches Wahrzeichen gilt. Das Gebäude, ursprünglich als Ausbildungsstätte der Diözese Graz-Seckau konzipiert, ist heute die Heimat der Graz International Bilingual School (GIBS). Der Pavillon der Olympia-Schwimmhalle und das Restaurant Nord in München sowie das Forschungszentrum in Leoben, ausgezeichnet mit dem Europäischen Stahlbaupreis 1975, zeigen zudem den internationalen Anspruch dieser herausragenden Architektengemeinschaft. Darüber hinaus schuf Huth gemeinsam mit Domenig die markanten Portalbauten des Plabutschtunnels, die den Stadteingang im Westen XVI. Gemeinderatsperiode von Graz bis heute prägen. Diese Projekte sind sichtbare Zeichen dafür, dass Huth in Graz nicht nur gebaut, sondern auch seine kulturelle Handschrift hinterlassen hat.
Nach der Trennung von Domenig setzte Huth neue Maßstäbe im partizipativen Wohnbau. Ein erstes Beispiel dafür war die „Eschensiedlung" in Deutschlandsberg, die große internationale Beachtung fand. Bald folgten mehrere Projekte in Graz, bei denen die künftig Wohnenden von Beginn an in die Planung eingebunden waren. Besonders hervorzuheben sind die „Gerlitz-Gründe" im Bezirk Puntigam, eine Experimentalsiedlung im verdichteten Flachbau, die in den 1970er-Jahren mit flexiblen Grundrissen und neuen Wohnmodellen Maßstäbe setzte. Auch Wohnanlagen in Puntigam und Algersdorf leisteten einen wichtigen Beitrag dazu, partizipative Architektur in der Grazer Baukultur dauerhaft zu verankern.
Im Jahr 2019 wurde diese Haltung in der mit der ,,Steirischen Kulturinitiative‘‘ gestalteten Ausstellung „Mein Traumhaus sind Luftschlösser" im Forum Stadtpark und in einem begleitenden Filmprojekt eindrucksvoll dokumentiert, die Huths Beitrag zur partizipativen Architektur anhand der Grazer Beispiele in den Mittelpunkt stellten. Insbesondere wurden die Projekte in Puntigam und die Gerlitz-Gründe beleuchtet.
Sein Interesse an der Weitergabe von Wissen führte Huth 1985 an die Universität der Künste Berlin, wo er bis 2005 das Fach „Gebäudeplanung und Entwerfen" lehrte. Dort vermittelte er Generationen von Studierenden eine Architekturauffassung, die über die reine Form hinausgeht und die soziale Verantwortung in den Mittelpunkt stellt. In dieser Zeit stand er auch im fachlichen Austausch mit dem niederländischen Architekten Rem Koolhaas, der für ihn von großer Bedeutung war.
In seinen späteren Jahren wandte sich Huth verstärkt auch der Malerei zu. Mehr als hundert Werke entstanden, darunter ein 40 Bilder umfassender Zyklus zum „Alten Testament". Seine Malerei zeichnet sich durch dieselbe Klarheit und Direktheit aus, die auch sein architektonisches Werk kennzeichnet, und durch den Einsatz kräftiger Farben.
Eilfried Huth wurde für sein Lebenswerk vielfach ausgezeichnet. Bereits 1982 erhielt er den Architekturpreis des Landes Steiermark, 1986 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark. 2021 folgte das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz. Im Jahr 2024 schloss sich mit der Verleihung des Ehrendoktorats der Technischen Universität Graz eine hohe akademische Auszeichnung an.
Die Stadt Graz verdankt Eilfried Huth nicht nur einzelne architektonische Landmarken, sondern eine nachhaltige Auseinandersetzung mit der Frage, wie Wohnbau sozial, ökologisch und partizipativ gestaltet werden kann. Seine Projekte in Graz formten das Stadtbild und stehen für eine demokratische und menschenzentrierte Architekturauffassung. Huth verstand Architektur stets als kulturelle Aufgabe, die weit über das rein Bauliche hinausgeht.
Mit der Verleihung des Ehrenrings würdigt die Stadt Graz einen Architekten von internationalem Rang, der es verstand, die architektonische Moderne mit sozialen Innovationen zu verbinden. Seine Bauten und Konzepte sind weit über die Grenzen hinaus anerkannt, doch sein Name ist in besonderer Weise mit Graz verbunden. Eilfried Huth hat das Gesicht unserer Stadt entscheidend mitgeprägt und Generationen von Architekt:innen inspiriert. Sein Lebenswerk ist Ausdruck einer Haltung, die das Wohl der Menschen und die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft ins Zentrum rückt.

