Bürger der Stadt Graz, verstorben am 5. März 2004
Gemeinderatsbeschluss am 18. Jänner 2001, Festsitzung am 8. Februar 2001
Oberschulrat Direktor Siegfried Künstner wurde am 18. Dezember 1925 in Graz geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule studierte er an der Lehrerbildungsanstalt in Graz, wurde aber 1941 zur Wehrmacht eingezogen und erlitt im Jahre 1945 eine schwere Verwundung, die eine Amputation eines Beines zufolge hatte. Nach seiner Rückkehr in die steirische Landeshauptstadt, gezeichnet von den Schrecken des Krieges an Leib und Seele, schloss er sein Studium mit der Matura ab.
Seine erste Anstellung erhielt er in der Volksschule Wielandgasse, 1949 an die Hauptschule versetzt, bildete er sich beruflich weiter und legte die Lehramtsprüfung für Hauptschulen ab. 1970 wurde er zum Direktor der Hauptschule Brucknerstraße ernannt und übte diese verantwortungsvolle pädagogische Tätigkeit bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1987 aus.
Durch seine schwere Verletzung nicht entmutigt, suchte er Gleichgesinnte, die sich weiter sportlich betätigen wollten. Den bereits gegründeten Versehrtensportklub baute Siegfried Künstner zum steirischen Versehrtensportverband aus, dem er seit 1948, also über einem halben Jahrhundert in ununterbrochener Folge als Präsident vorstand. Zahlreichen behinderten Menschen half er den Weg in eine sinnvolle Zukunft zu finden und er zeigte ihnen auch auf, wie sich Behinderung mit sozialer Integration und beruflicher Bewährung verbinden lässt. Legendär waren seine bestorganisierten Veranstaltungen, die durch seine Intiative in Graz abgehalten wurden. Österreichische und internationale Meisterschaften haben den sportlichen Ruf von Graz gestärkt. Neben diesen Aktivitäten setzte Oberschulrat Künstner seine gesamte Freizeit in die Idee des Behindertensportes und betreute über 20 Jahre als Vizepräsident auch den österreichischen Behindertensportverband. Nicht nur als aktiver Sportler und ehrenamtlicher Funktionär hatte Siegfried Künstner außerordentliches geleistet, sondern auch als Pädagoge war er Vorbild für die Jugend. In der Lehrerausbildung hatte er als Mitglied der Prüfungskommission für das Lehramt an Hauptschulen Richtungsweisendes geleistet. Er engagierte sich über Jahre für das Wohl der Kriegsversehrten und ist trotz seiner großen Verdienste immer ein bescheidener Mensch geblieben.