Bürgerin der Stadt Graz, verstorben am 1. September 2017
Gemeinderatsbeschluss am 30. März 1995, Festsitzung am 27. April 1995
Zur Person
Maria Cäsar wurde am 13. September 1920 in Prävali im heutigen Slowenien geboren und übersiedelte bedingt durch das Ende des Ersten Weltkrieges und der neuen Grenzziehung mit ihren Eltern nach Judenburg, wo ihr Vater als Maschinist im Gussstahlwerk Arbeit fand. Zur Zeit der Wirtschaftskrise arbeitete die Mutter in der Landwirtschaft und konnte der Familie so das Notwendigste zum Überleben sichern. Als Mitglied der Sozialdemokraten spürte die Familie im Februar 1934 zum ersten Mal die Repressalien der staatlichen Macht, die sämtliche Verbände ihrer Partei verbot. Frau Cäsar war als Jugendliche bei den Roten Falken und schon damals entwickelte sich in ihr ein Protest gegen politische Einschränkung und Unterdrückung- eine Maxime, die von nun an ihr weiteres Leben leiten und bestimmen sollte.
Als sich Österreich 1938 dem Deutschen Reich anschloss, hatte sich die Familie bereits im Geheimen auf den Widerstand vorbereitet. Im Mai 1939 wurde Maria Cäsar von der Gestapo in Judenburg verhaftet und dem Landesgericht in Graz überstellt, wo sie wegen Vorbereitung zum Hochverrat 15 Monate in Haft war. In dieser Zeit tiefer Trostlosigkeit und Härte stärkte sie ihren Widerstandswillen noch mehr. 1943, kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes, verstarb ihr erster Mann, der als deutscher Soldat an der Ostfront kämpfte. In den letzten Kriegsmonaten fand sie bei ihren Verwandten im ehemaligen Jugoslawien Unterschlupf.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war sie als Zeitzeugin stets darum bemüht, in Vorträgen an Schulen und anderen Bildungsanstalten ihre lebensgeschichtlichen Erfahrungen besonders der Jugend zugänglich zu machen, zu warnen und zu mahnen, um eine verhängnisvolle Entwicklung zu verhindern. Sie war ein wesentlicher Motor der Erinnerungskultur durch das Zeitzeugenprogramm sowohl für die Grazer Karl-Franzens-Universität wie auch für die Stadt Graz.
Für ihre nimmermüden Bestrebungen für die heute so selbstverständlich erscheinenden Werte, Freiheit und Demokratie, wurde ihr 1978 das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen.