Bürger der Stadt Graz, verstorben am 1. Mai 2022
Gemeinderatsbeschluss am 25. Oktober 2001, Festsitzung am 29. November 2001
Zur Person
Ivan „Ivica" Osim wurde am 6. Mai 1941 in Sarajevo geboren. Bereits als Kind jagte er in den engen Gassen in Grbavica, einem Stadteil von Bosniens Hauptstadt, dem runden Leder nach - Fußball wurde seine größte Leidenschaft. Nach seiner Reifeprüfung studierte er Mathematik und Physik an der Universität Sarajevo. Aber sein Leben sollte von seinem Hobby geprägt werden.
Mit 18 begann seine Profi-Fußball-Karriere. Er spielte jahrelang zu Hause bei FK Željezničar Sarajevo , in den Niederlanden, in Frankreich und brillierte auch in der jugoslawischen Nationalmannschaft und wurde ins Allstar-Team der Europameisterschaft berufen. Wegen seiner virtuosen Spielweise und seines tänzelnden Stils bekam er den Spitznahmen „Strauß von Željo".
Mit 37 Jahren beendete er seine aktive Karriere als Fußballer und wurde Trainer. Mit Željezničar Sarajevo wurde er zweimal jugoslawischer Vizemeister, Pokalfinalist und schaffte es in das Halbfinale des UEFA Cups. Danach übernahm er die jugoslawische Nationalmannschaft.
Dann kam der Krieg. Der Krieg in seiner Heimat. Für Ivica Osim brach die Welt zusammen. Als seine Heimatstadt von serbischen Truppen beschossen wurde, trat er vom Amt zurück. In einer Pressekonferenz sagte er: „Es ist eine private Geste und meine persönliche Entscheidung. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Mein Rücktritt ist das Einzige, was ich für meine Stadt tun kann. Sie sollen sich daran erinnern, dass ich aus Sarajevo komme. Sie wissen, was dort passiert."
Dieser Krieg hinterließ bei Ivica Osim tiefe Narben. „Als Jugoslawien gestorben ist, ist auch in mir etwas gestorben".
Mitten in dieser schwierigen Zeit kam Osim nach Graz. Zu einem - damals in Europa noch unbekannten - SK Sturm. Die Steiermark, in der schon sein Großvater lebte, wurde zur Wahlheimat.
Und während der Krieg in Bosnien immer grausamer wurde, während Osim in Gedanken bei seiner Familie und seinen Freunden war und sich immer wieder gegen den Krieg aussprach, begannen die erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte für Sturm Graz.
Sturm wurde unter Osim zuerst zwei Mal Vizemeister, dann zweifacher Pokalsieger. 1998 feierte Sturm Graz den ersten Meistertitel seiner Klubhistorie. Und dann ging es erst richtig los: Dreimal hintereinander schaffte es Sturm in die Gruppenphase der Champions League. In der Saison 2000/2001 beendete Osim mit seiner Mannschaft die Gruppenphase als Erster! Sturm Graz zog in die Zwischenrunde der besten 16 Teams Europas ein.
Ein Höhepunkt der Ära Osim.
Nach einigen sportlichen Rückschlägen erklärte Osim 2002 seinen Rücktritt. Er ging zur japanischen Nationalmannschaft, aber kehrte schon bald nach Graz zurück, wo man ihn dann 2009 zum Jahrhunderttrainer ernannte.
Im Jahr 1998, nach dem ersten Meistertitel, erhielt Osim das „Goldene Ehrenzeichen" des Landes Steiermark und 2000 den Josef-Krainer-Preis.
Ivica Osim starb am 1. Mai 2022 in Graz, wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag. Genau an dem Tag, an dem Sturm Graz jedes Jahr seine Vereinsgründung feiert.