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Unbekannte Arbeitshäuslerin

18. Jahrhundert

leerer Bilderrahmen als Stellvertreter für viele

Die Idee der Arbeitshäuser entstand im 16. Jahrhundert in England und breitete sich schnell vor allem in den evangelisch dominierten Gegenden Europas aus. Die Reformation Luthers und Calvins hatte ein neues theologisches Verständnis von Arbeit gebracht, das neu entstehende Manufakturwesen brauchte dringend Arbeitskräfte; so lag es nahe, „unproduktive" Menschen wie Bettler, Vagabunden, Dirnen, Schuldner, manchmal aber auch Waisenkinder und geistig Behinderte durch den „göttlichen Wert" der Arbeit in „produktive" Untertanen zu verwandeln. 

Auch die Auffassung von Strafe hatte sich gewandelt. Das Mittelalter hatte noch keine Freiheitsstrafen gekannt, erst in der frühen Neuzeit und dann vor allem mit der Aufklärung begann diese Idee Platz zu greifen. In Graz ließ Kaiser Karl VI. 1732 neben dem Armenhaus in der Murvorstadt ein Zucht- und Arbeitshaus errichten, 1761 folgte ein weiteres in Geidorf. Als 1783 der Schloßberg in zivile Hände übergegangen war, adaptierte man dort das Zeughaus und die Kaserne zu einem Zuchthaus für etwa 200 Sträflinge. Nach der Einführung des Strafgesetzes von 1803 wurde die Karlau, ein von Erzherzog Karl II. Ende des 16. Jahrhunderts erbautes Jagdschloss, zu einem Provinzialgefangenenhaus für Männer und Frauen bestimmt. Schon zuvor hatte das Gebäude als Arbeitshaus Verwendung gefunden; 1809, vor der Sprengung der Festung, wurden die Gefangenen vom Schloßberg endgültig in die Karlau verlegt, die auch heute noch eine große Strafanstalt beherbergt.

Dieses Portrait war Teil der Ausstellung „Graz Portraits." des GrazMuseums im Jahr 2008.

Gerhard Schwarz

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