Bürgerin der Stadt Graz, verstorben am 20. Juni 2012
Gemeinderatsbeschluss am 19. April 2012, Festsitzung am 10. Mai 2012
Zur Person
Emilie Deutsch wurde in Wiener Neustadt als Älteste von drei Kindern geboren. Nach der Hauptschule besuchte sie eine Haushaltungsschule, danach zwangen die ungünstigen Umstände der späten Dreißigerjahre sie in verschiedene kurzzeitige Arbeitsverhältnisse vom Dienstmädchen bis zur Schreibkraft, die sie alle nicht zufrieden stellten.
Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich wurden Schwesternschülerinnen gesucht. Emilie ging 1939 nach Berlin, wo sie das Schwesterndiplom für Allgemeine und Kinderkrankenpflege ablegte. Im Jahre 1943 erreichte sie der Hilferuf ihrer Mutter, die an einer schweren Knochenkrankheit litt. Dies führte sie zurück in ihre Heimat um ihre Mutter zu pflegen. Im selben Jahr lernte sie ihren ersten Mann kennen und heiratete ihn im Dezember.
Anfang 1944 bat eine ehemalige Schulkollegin sie verzweifelt um Hilfe, da sie wegen ihrer Tätigkeit im Widerstand von der Gestapo gesucht wurde. Emilie gewährte ihr Unterschlupf und versteckte sie bis zum Kriegsende. Auch zwei weitere Personen, die untergetaucht waren und am Widerstandskampf teilnahmen, nutzten diese Wohnung als Stützpunkt und so bildete sich eine eigene Widerstandszelle, die nie enttarnt wurde. Obwohl ihr Mann 1945 an der Westfront fiel, unterstützte sie auch weiterhin die Tätigkeit der Gruppe. Die Ereignisse dieser Zeit wurde von Franzobel in dem Grazer Stück „Prinzessin Eisenherz", das 2009 im Grazer Schauspielhaus aufgeführt wurde, literarisch verarbeitet.
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches nahm Emilie ihre Tätigkeit als Krankenschwester wieder auf und arbeitete im Lazarett des Flüchtlingslagers in Eisenerz. 1954 lernte sie ihren zweiten Mann kennen und übersiedelte nach Graz, wo sie als Stationsschwester im Sanatorium Hansa tätig war. Da das Geriatrische Krankenhaus idealere Arbeitsbedingungen bot, wechselte sie in dieses und verrichtete bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1981 ihren Dienst.