Bürger der Stadt Graz, verstorben am 5. März 2012
Gemeinderatsbeschluss am 15. Juni 1989, Festsitzung am 22. Juni 1989
Zur Person
Gerhard Haidvogel wurde am 14. Jänner 1921 in Wien als Sohn des Magistratsbeamten und Schriftstellers Carl Julius Haidvogel und seiner Frau Lotte geboren. Seine Jugendjahre verbrachte er in der Bundeshauptstadt, wo er auch die Volks- und Mittelschule absolvierte. Nach der Matura im Jahre 1939 wurde er zum Arbeitsdienst und anschließend zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Nach Einsätzen an vielen Kriegsschauplätzen geriet er 1943 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nahezu zweieinhalb Jahre verbrachte er in Lagern in Texas und Arkansas, ehe er nach Ende des schrecklichen Krieges über Frankreich wieder in die Heimat entlassen wurde.
Um den Lebensunterhalt für sich und seine ihm eben angetraute Ehefrau Ingeborg bestreiten zu können, arbeitete er bei der Baufirma Rella und inskribierte sich gleichzeitig an der Technischen Hochschule in Wien an der Lehrkanzel für Architektur. Es gelang ihm die erste Staatsprüfung bereits 1947 abzulegen. Von existenziellen Nöten bedrängt, versuchte Architekt Haidvogel in vielen Berufen sich und die Seinen über die schlimmste Zeit der Entbehrungen zu retten. Er arbeitete nebenbei als Techniker in einem Architekturbüro. Im Herbst 1948 übernahm er nach Unterbrechnung des Studiums gemeinsam mit einem Kollegen dieses Büro. Seit 1. Jänner 1950 als selbstständiger Architekt tätig, festigte er langsam den Ruf des Architekturbüros Haidvogel-Oratsch. Erste größere Aufträge wie Geschäftsumbauten, Wohnhäuser, Messe- und Ausstellungsbauten wurden mit großem Erfolg durchgeführt. 1960 hat Architekt Haidvogel die Ziviltechnikerprüfung abgelegt und sein Geschick für einfühlsame und naturverbundene Architektur hat mitgeholfen, seinen Namen weit über die Grenzen unserer Heimat bekanntzumachen. In vielen Gremien, so z.B. in verschiedenen Ausschüssen der Ingenieurkammer, als Mitglied des Sektionsvorstandes und später als Sektionsvorsitzender der Architektensektion und Vizepräsident der Landeskammer, haben seine zukunftsorientierten Ideen und Vorstellungen stets Aufsehen erregt und sein Ratschlag hatte für alle immer ungewöhnliches Gewicht. Als Präsident der Ingenieurkammer für Steiermark und Kärnten, eine Funktion die er von 1982 bis 1986 inne hatte - zuvor war er schon 1. Vizepräsident der Bundesingenieurkammer geworden - fand er die Anerkennung, die seinen hervorragenden Leistungen entsprach.
Ungefähr 1000 Wohneinheiten im sozialen Wohnbau in Graz und der übrigen Steiermark entstammen seinem Geist. Auch reine Zweckbauten wie die Rosarium Tiefgarage und die Tiefgarage Andreas-Hofer-Platz sowie das Abfertigungs- und Restaurantgebäude des Flughafen Graz, weiters mehrere Umspannwerke und Mur- und Ennskraftwerke entstammen seiner Planung. Zahllos sind weitere Bauten bei verschiedenen Firmen und im Bereich der Grazer Messe. Aus seiner Feder stammen auch richtungsweisende Veröffentlichungen wie „Architektur und Kraftwerksbau" und „optische Umweltverschmutzung durch Hochbauten". Für seine Leistungen wurde ihm 1985 das „Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen.