Bürger der Stadt Graz, verstorben am 22. April 2010
Gemeinderatsbeschluss am 30. März 1995, Festsitzung am 27. April 1995
Zur Person
DI Erwin Franz wurde am 9. Juni 1915 als Sohn des k. u. k. Hofsteinmetzmeisters Hugo Franz in Graz geboren. Er stammte aus einer traditionsreichen Unternehmerdynastie. Sein Großvater Johann gründete 1872 die Steinindustrie „FRANZ". Nach dem Besuch der Pflichtschule maturierte er 1932 mit Auszeichnung an der Bundesrealschule Kepler in Graz. Im Juli 1936 legte er die zweite Staatsprüfung für Architektur an der Technischen Universität in Graz ab und graduierte zum Diplomingenieur. Im September 1936 rückte er zum Bundesheer ein und war danach in einem Architekturbüro tätig. Im Februar 1938 legte er die Steinmetzerprüfung und im Dezember 1943 die Baumeisterprüfung ab. Während der Zeit des 2. Weltkrieges war er beim Reichstatthalter für Steiermark eingesetzt und leitete die Grenzschutzbauten. Von 1945 an war Dipl.-Ing. Franz als Bauingenieur bei einer Wohnbaugenossenschaft vorwiegend mit dem Wiederaufbau von bombenzerstörten Häusern beschäftigt. Ab 1948 machte er sich als Bauunternehmer selbstständig; dies war die Stunde der Wiedergeburt der alteingesessenen Bauunternehmung „FRANZ". Er erkannte die Bedeutung eines raschen Wiederaufbaues und richtete sein ganzes Bemühen darauf aus, durch Ausschöpfung aller rechtlichen und technischen Möglichkeiten den Wiederaufbau bombenzerstörter Häuser in Angriff zu nehmen. So trug er durch Eigeninitiative und persönlichen Einsatz zur Beseitigung der Kriegsschäden und der in Graz sowie in vielen Teilen der Steiermark herrschenden Wohnungsnot der Nachkriegszeit maßgeblich bei.
Im Juni 1949 erhielt DI Erwin Franz die Befugnis eines Zivilingenieurs für Hochbau. Von 1954 bis 1985 war er Prüfungskommissär für Bewerber zur Erlangung der Befugnis eines Zivilingenieurs für Hochbau; darüber hinaus bekleidete er bei der Ingenieurkammer für Steiermark und Kärnten die Funktion eines Untersuchungskommissärs für Disziplinarverfahren. Von 1975 bis 1985 war DI Franz mit großem Erfolg Landesinnungsmeisterstellvertreter des Baugewerbes. Mehr als ein Jahrzehnt übte er im Landessachverständigenausschuss für die Zulassung von neuen Baustoffen und Bauweisen beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung sowie in verschiedenen Ausschüssen der Bundeswirtschaftskammer wichtige Funktionen aus.
Am 26. Juli 1971 gründete DI Erwin Franz das „Tramway-Museum Graz" in Mariatrost, dem er tatkräftig als Präsident vorstand. Er war bemüht, alte historische Fahrzeuge zu erwerben, sie mit Hilfe der Grazer Verkehrsbetriebe zu restaurieren und der Öffentlichkeit zu erhalten, wobei die regelmäßigen Nostalgiefahrten im Sommer sowie Hochzeits- und Jubiläumsfahrten sich großer Beliebtheit erfreuen.
Im Jahre 1978 wurde DI Erwin Franz aufgrund seines Engagements als Vorstandsmitglied der „Societa Dante Alighieri" im Sinne der wissenschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit der Steiermark mit Italien vom italienischen Staatspräsidenten der Titel „Cavaliere Ufficiale" verliehen. Seine umfassenden technischen Erfahrungen wurden mit Entschließung des Bundespräsidenten vom 15.9.1979 durch die Verleihung des Berufstitels „Baurat h.c." gewürdigt. Für seine Verdienste um die steirische Wirtschaft erhielt er im Jahre 1985 die Große Silberne Ehrenmedaille der Handelskammer Steiermark und das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark.