Bürger der Stadt Graz, verstorben am 18. August 2006
Gemeinderatsbeschluss am 25. Oktober 2001, Festsitzung am 29. November 2001
Zur Person
Alfred Setscheny wurde am 17. Februar 1911 als Sohn eines Schlossermeisters in Graz geboren. Auch er erlernte dieses Handwerk und hat mehrere Jahre diesen Beruf ausgeübt. Als um 1930 die Weltwirtschaftskrise ihre Auswirkungen zeigte, begleitete Not und Arbeitslosigkeit den Alltag der meisten Menschen. Um einigermaßen überleben zu können, arbeitete Alfred Setscheny in verschiedenen Berufen u.a. bei der Wildbachverbauung in Vorarlberg und in einer Kleiderfabrik in Graz. Dadurch konnte er dazu beitragen, dass das Allernotwendigste zum Überleben gesichert wurde.
Von 1938 bis 1943 war er in der Grazer Waggon- und Maschinenfabrik Simmering-Graz-Pauker als Schlosser, Elektroschweißer und Werkmeister beschäftigt. Da er für die kriegswichtige Produktion als unabkömmlich eingestuft wurde, wurde er nicht zur Wehrmacht eingezogen.
Im Mai 1943 wurde Alfred Setscheny als Mitglied einer Widerstandsgruppe in der Grazer-Waggon-Fabrik verhaftet. Diese Organisation wurde von der Gestapo als „Rote Gewerkschaft" bezeichnet. Nachdem er wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt wurde, lernte er die ganze Härte des totalitären Systems und seines gnadenlosen Polizeiapparates kennen. Insgesamt wurden damals 50 Angeklagte zu 423 Jahren Zuchthaus verurteilt, und es wurden auch vierzehn Todesurteile vollstreckt. Der Weg durch verschiedene Strafanstalten endete 1945 in Zwickau in Sachsen wo er von den amerikanischen Truppen befreit wurde. Kurz darauf kehrte er in seine Heimatstadt zurück, die er und seine Familie völlig verändert wiederfand. Zerstörte Wohnungen und Fabriken und durch Bomben getötete Verwandte bildeten den Rahmen für den Heimkehrer.
Nach dem Ende des schrecklichen Krieges und dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes war Alfred Setscheny stets vom Gedanken beseelt, dass diese Geschehnisse sich niemals mehr wiederholen dürfen. Bereitwillig stellte er sich der Gewerkschaftsbewegung zur Verfügung, um als Sekretär der Metall- und Bergarbeitergewerkschaft am Wiederaufbau der Betriebe mitzuarbeiten. Auch am Aufbau des österreichischen Gewerkschaftsbundes, der Gebietskrankenkasse und der Pensionsversicherunganstalt der Arbeiter hat er mitgewirkt. Seit 1939 gehörte Alfred Setscheny der Kommunistischen Partei Österreichs an, war deren Leiter in der Gewerkschaftsabteilung in der Steiermark und lange Zeit im Vorstand der Arbeiterkammer und der Gebietskrankenkasse. Nach seiner Pensionierung war er Obmann des KZ-Verbandes Steiermark und hat als Zeitzeuge in Vorträgen und Diskussionen seine geschichtlichen Erfahrungen insbesondere der jungen Generation mitgeteilt.