Bürger der Stadt Graz, verstorben am 13. Jänner 2022
Gemeinderatsbeschluss am 5. Dezember 1996, Festsitzung am 12. Dezember 1996
Zur Person
Josef Riedler wurde am 28. Juni 1936 in Wien geboren, besuchte dort Volksschule und Realgymnasium und maturierte im Jahr 1954. Neben seinem Studium an der Universität für Welthandel, der heutigen Wirtschaftsuniversität Wien, arbeitete Riedler im Vertriebsbereich des Vorwärts-Verlages, dem Eigentümer der sozialdemokratischen „Arbeiterzeitung". Im Jahr 1958 wurde Riedler Redakteur in der „Arbeiterzeitung", wo er innerhalb weniger Jahre zum stellvertretenden Chefredakteur aufstieg.
Im Jahr 1965 wurde Josef Riedler angeboten, die Geschicke der steirischen Tageszeitung „Neue Zeit" zu leiten. Als junger Ehemann und Vater übersiedelte er mit seiner Frau Ingrid und seinen Kindern Susanne und Wolfgang nach Graz und schrieb mit 29 Jahren als damals jüngster Chefredakteur Österreichs erstmals österreichische Mediengeschichte. Gleichzeitig mit dem Posten des Chefredakteurs in der damaligen SPÖ-Parteizeitung übernahm er auch einen Vorstandssitz in der Leykam AG.
Josef Riedler sollte die „Neue Zeit" insgesamt 36 Jahre lang mit großer journalistischer Kompetenz, viel „G´spür für a G´schicht" und offen für innovative Zeitungsgestaltung führen. Im Jahr 1987 schrieb er ein zweites Mal Mediengeschichte, als er die von der Einstellung bedrohte NZ aus dem Eigentum der SPÖ ins Eigentum aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überführte und damit der „Neuen Zeit" ein um 14 Jahre längeres Leben bescherte als der 1987 eingestellten ÖVP-Parteizeitung „Südost Tagespost". Bis die „Neue Zeit", unter Riedler eine Kaderschmiede für Top-Journalistinnen und -Journalisten in Dutzenden Medien bis in die heutigen Tage, schließlich 2001 auch die wirtschaftlichen Segel streichen musste.
Josef Riedler war ein Journalist, der sich stets den Fakten verpflichtet fühlte und jede Art von Populismus kategorisch ablehnte, er war geprägt von seiner Kindheit in Nazi-Terror und Kriegsgräuel ein überzeugter Sozialdemokrat, er war ein scharf argumentierender und dennoch toleranter, über fast alle Parteigrenzen hinweg geschätzter Humanist.
Stellvertretend für zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen seien der Karl-Renner-Preis, das Goldene und das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich sowie das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark hervorgehoben.