Bürger der Stadt Graz, verstorben am 14. Mai 2006
Gemeinderatsbeschluss am 15. Juni 1989, Festsitzung am 22. Juni 1989
Zur Person
Erich Burghardt wurde am 20. Juli 1921 in Almaspuszta, Ungarn, geboren. Er besuchte die Volksschule und die Mittelschule in Novi Sad, Jugoslawien. Von 1939 bis 1941 studierte Professor Burghardt an der Technischen Fakultät der Universität Belgrad, wurde sodann zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und war vorwiegend in Jugoslawien im Einsatz. Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft im Juni 1945 begann er an der Karl-Franzens-Universität in Graz Medizin zu studieren. Am 1. Juli 1950 promovierte er zum Doktor der gesamten Heilkunde. Danach erfolgte seine ärztliche Ausbildung im Pathologisch-anatomischen Institut sowie an der Medizinischen und Chirurgischen Universitätsklinik in Graz.
Am 1. Februar 1954 erhielt er seine Fachausbildung an der Grazer Universitäts-Frauenklinik unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ernst Navratil. Hier wirkte er zunächst als Assistenz- und ab 1964 als Oberarzt. Bereits in dieser Zeit verfasste er zahlreiche fachspezifische Abhandlungen. Sein besonderes Interesse galt der gynäkologischen Onkologie, insbesondere der Morphogesen, Diagnostik und Behandlung des Zervixkarzinoms. Im Jahre 1965 habilitierte Professor Burghardt mit seinen wissenschaftlichen Forschungen über die „Konisation des Gebärmutterhalses". Am 18. Mai 1971 erfolgte seine Ernennung zum ao. Universitätsprofessor; zwei Jahre später wurde er mit der supplierenden Leitung der Geburtshilflich-gynäkologischen Universitätsklinik betraut. Am 11. Juni 1975 zum ordentlichen Universitätsprofessor für Geburtshilfe und Gynäkologie ernannt, wirkte Professor Burghardt seit Juni 1976 als Vorstand dieser Klinik. Univ.-Prof. Burghardt gelang es, die Grazer Frauenklinik aufgrund der von ihm entwickelten sensationellen Operationsmethoden in das Blickfeld der Weltöffentlichkeit zu stellen.
Sein wissenschaftliches Interesse galt zunächst vorwiegend der formalen Entwicklung, der möglichst frühen Erkennung und - damit einhergehend - der erfolgreichen Behandlung des Gebärmutterhalskarzinoms. Diese Forschungsarbeiten mündeten im Ergebnis, dass man im Frühstadium dieser Erkrankung mit ganz einfachen Eingriffen, wie zum Beispiel der Konisation - im Gegensatz zu den bis dato geübten Radikaloperationen - die besten Erfolge erzielt.
Darüber hinaus befasste sich Univ.-Prof. Burghardt mit der Frage der lokalen Ausbreitung des Gebärmutterhalskrebses und den daraus resultierenden therapeutischen Folgerungen. Über diese Problematik hielt er nicht nur zahlreiche Gastvorträge in Europa, sondern auch in den Vereinigten Staaten, in Südamerika, Australien, China und Indien. Ein zusätzliches Arbeitsgebiet stellte ab 1979 neben dem weiteren Ausbau der Operationsverfahren zur Behandlung des fortgeschrittenen Gebärmutterhalskarzinoms die wissenschaftliche Untersuchung der Frage der Ausbreitung des Eierstockkarzinoms und seine operative Behandlung dar. Die dabei gewonnenen, völlig neuen Erkenntnisse, fanden weltweite Anerkennung. Sie führten wiederum zur Entwicklung neuer und sehr erfolgreicher Operationsmethoden an der Grazer Frauenklinik.
Ihm gelang es auch, die Geburtshilfe ständig im Sinne einer „Risikominimierung" durch den Einsatz modernster Technologien zu verbessern. Er war Präsident der österreichischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie sowie Mitglied des „Krebs-Komitees der Internationalen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe", der „Amerikanischen Gesellschaft der Beckenchirurgen" und der „Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina". Etwa 200 wissenschaftliche Publikationen und unzählige medizinische Vorträge in aller Welt dokumentieren seine großartigen und in der internationalen Fachwelt Aufsehen erregenden Forschungsergebnisse vor allem bei der Therapie des Gebärmutterhals- und des Eierstockkrebses.
Ihm wurde im Jahre 1988 für seine bahnbrechenden Verdienste bei der Krebsbekämpfung das „Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark" verliehen.