Ehrenbürger der Stadt Graz
Gemeinderatsbeschluss am 22. September 2022, Festsitzung am 17. November 2022
Zur Person
Mag. Siegfried Nagl wurde am 18. April 1963 als drittes von vier Kindern einer Grazer Familie geboren. Harmonisch und geborgen in einer großen Familie aufgewachsen ist er selbst glücklich verheiratet, stolzer Vater von vier Kindern und Großvater von fünf Enkelkindern. Nach Abschluss seines Studiums der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz wurde er 1988 Geschäftsführer des elterlichen Betriebes, der Firma Klammerth in der Grazer Herrengasse. Im Jahr 1996 wurde Nagl Obmann der „Grazer Innenstadt Initiative".
Erste politische Aktivitäten setzte Siegfried Nagl im Jahr 1996 als Obmann-Stellvertreter des Grazer Wirtschaftsbundes sowie 1997 als Obmann-Stellvertreter des Steirischen Wirtschaftsbundes. Von 1998 bis 2003 war er als Stadtrat der steirischen Landeshauptstadt für die Bereiche Finanzwesen, Liegenschaften, Kultur und Landwirtschaft zuständig. Von 2003 bis 2021 war Siegfried Nagl Bürgermeister der Landeshauptstadt Graz - er hatte dieses Amt länger inne als jeder Bürgermeister vor ihm.
Siegfried Nagl war im Jahr 2003 unter dem Motto „Das Rathaus darf kein Rasthaus sein" angetreten. Diesem Motto versuchte er stets gerecht zu werden, was sich in einer Vielzahl von Vorhaben und Projekten niederschlug, die unsere Stadt heute wesentlich prägen. Heute kann sich beispielsweise kaum jemand den Schloßberg ohne den Schlossberglift, die gepflegten Wege, die Gastronomie und die sanierten Kasematten vorstellen. Siegfried Nagl setzte viele seiner Ideen mit Ausdauer und der Zuversicht, dass die Grazer Bevölkerung diese Veränderungen annehmen wird, um.
Bereits als Finanzstadtrat kämpfte er für die Errichtung der FH Joanneum in Eggenberg und er konnte in seinem ersten Jahr als Bürgermeister, in dem Graz den Titel Kulturhauptstadt Europas trug, das Kunsthaus eröffnen. Es folgten innovative Stadtplanungs- und Stadtentwicklungsaktivitäten wie Smart City und Reininghaus. Heute sind sich der Grazer Osten und der Grazer Westen durchaus ebenbürtig. Das Ziel von Bürgermeister Nagl war es, dass man dieselben guten Lebensbedingungen vorfindet, unabhängig davon, in welchem Teil der Stadt man zu Hause ist.
Siegfried Nagl war als Bürgermeister auch ein Förderer der Universitäten und Hochschulen am Bildungsstandort Graz. Er führte den runden Tisch der Rektor:innen ein und kämpfte für die Erweiterungen der vier Universitäten. So erhielt die Karl-Franzens-Universität ihre Bibliothek, die Kunstuniversität ihr Mumuth, die Technische Universität baute ihren Campus auf den Inffeldgründen aus und der Med Campus beim LKH Graz ist eines der modernsten und größten Zentren für medizinische Forschung und Lehre in Europa.
Die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft war unter seiner Amtszeit ein ganz entscheidender Standortvorteil für Graz. Durch den Bau der Stadthalle oder Investitionen in den Flughafen setzte Siegfried Nagl wichtige Impulse für den Wirtschaftsstandort Graz. Ein besonderes Anliegen war es ihm auch, Graz national und international bekannt zu machen und somit Gründungen und Betriebsansiedlungen zu erwirken. Internationale Bekanntheit erfuhr Graz unter anderem auch durch Großveranstaltungen wie die „Special Olympics World Winter Games" und die „Euroskills 2020".
In der Amtszeit von Siegfried Nagl wurden die Beziehungen zwischen der UNESCO und der Stadt Graz noch intensiver, wobei die drei „Binnenbuchstaben" der UNESCO als Leitgedanken für die Stadtentwicklung gesehen wurden: E wie education, S wie science und C wie culture. So wurde am 1. August 2010 die Verleihung des Weltkulturerbe-Titels für die ganze Altstadt erfreulicherweise um das Schloss Eggenberg erweitert. Bürgermeister Nagl war es auch, der die Bewerbung von Graz als City of Design initiierte, und im März 2011 wurde die steirische Landeshauptstadt in das Netzwerk der UNESCO-Kreativstädte aufgenommen. Im Mai 2021 konnte unter der Ägide von Bürgermeister Nagl das UNESCO Menschenrechtszentrum - das weltweit zweite seiner Art neben jenem in Buenos Aires - anlässlich des Festaktes „20 Jahre Menschenrechtsstadt Graz" feierlich eröffnet werden. Graz ist seit 2001 erste Menschenrechtsstadt Europas. Von Integration und dem Kampf gegen Rassismus war Siegfried Nagl zutiefst überzeugt, weshalb er auch für den Ausbau des institutionellen Rahmens eintrat, um diese Ziele zu erreichen. Im Jahr 2005 wurde das Integrationsreferat - das erste in einer österreichischen Stadt - geschaffen, 2006 trat die Stadt Graz der Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR) bei und 2007 wurde der Interreligiöse Beirat eingerichtet. Im Jahr 2013 fand die Interreligiöse Europäische Konferenz „Com Unity Spirit" statt und es wurde erstmals eine Erklärung zum Interreligiösen Dialog erstellt.
Siegfried Nagl blieb als Stadtoberhaupt seinen Werten wie Treue, Glaube, Haltung und Respekt stets treu. In welcher Weise er auch als persönlich Betroffener die schicksalsschwere Herausforderung der Amokfahrt in Graz als Bürgermeister trug, beeindruckte sehr viele Menschen.
Die Landeshauptstadt Graz war - bei vielen politischen Differenzen, die seine Amtszeit natürlich auch begleitet haben - Bürgermeister Nagl immer eine Herzensangelegenheit, von der Betreuung der Kleinsten bis zu Senioren- und Pflegeeinrichtungen, von Schulen bis Sportstätten, die Schaffung von Ausbildungsmöglichkeiten und Berufschancen, die Gewährleistung der sozialen Absicherung, Versorgung, Infrastruktur und vieles mehr. Siegfried Nagl prägte als Bürgermeister in über 18 Jahren Graz nachhaltig. Sein Engagement galt stets dem Wohl und der Zukunft der Grazerinnen und Grazer.