Ehrenringträger der Stadt Graz, verstorben am 5. März 2016
Gemeinderatsbeschluss am 13. Mai 1993, Festsitzung am 1. Juli 1993
Zur Person
Nikolaus Harnoncourt wurde am 6. Dezember 1929 in Berlin geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule erhielt er in der steirischen Landeshauptstadt seine erste musikalische Ausbildung, die er dann an der Wiener Musikakademie im Jahre 1948 erfolgreich beendete. Von 1952 bis 1969 war Nikolaus Harnoncourt Cellist bei den Wiener Symphonikern. Neben seiner Orchesterarbeit betrieb er aber auch musikhistorische Studien und widmete sich vor allem der musikalischen Aufführungspraxis der Renaissance und des Barocks.
Im Jahre 1953 gründete er gemeinsam mit seiner Ehegattin Alice den weltberühmten "Concentus musicus Wien" als Ensemble besonderer Qualität, das sich der Interpretation der Klassik auf historischen Instrumenten verschrieb und vor allem die Bach-Interpretation maßgeblich beeinflusst hat. Mit diesem Ensemble erlangte er hohes Ansehen in allen großen europäischen Konzertsälen. 1957 gab er sein erstes öffentliches Konzert in Wien; 1960 erfolgte seine erste zyklische Aufführung sämtlicher Fantasien von Henry Purcell. 1961 fanden unter seiner Leitung Konzerte in Belgien und Deutschland statt.
Sein Debüt als Operndirigent feierte Nikolaus Harnoncourt 1971 mit Claudio Monteverdis "Il Ritorno d'Ulisse in Patria" im Theater an der Wien. In Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Ponelle folgten die legendären Monteverdi- und Mozart-Zyklen am Züricher Opernhaus, das mittlerweile zur musikalischen Heimat des Maestro geworden ist. Als Barockspezialist empfahl sich Harnoncourt mit einer konzertanten Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium "Herakles" 1985 in München. Im gleichen Jahr dirigierte er bei den Wiener Festwochen Händels "Julius Cäsar".
Im Jahre 1992 feierte Nikolaus Harnoncourt sein spätes, aber um so sensationelleres Debüt bei den Salzburger Festspielen. In diesem Sommer wird er dort seine erste Salzburger Opernproduktion, Claudio Monteverdis "L'incoronazione di Poppea", präsentieren. Neben diesen großen Opernproduktionen findet er immer wieder Zeit, mit seinem Concentus musicus auf Tournee zu gehen oder gemeinsam mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam, dem Chamber Orchestra of Europe oder mit den Wiener Philharmonikern zu arbeiten.
Als 1985 die "styriarte" ins Leben gerufen wurde, geschah dies auch in der Überzeugung, dass es dem Ansehen der steirischen und Grazer Kunstszene dienlich ist, den bahnbrechenden Dirigenten alter Musik, Nikolaus Harnoncourt, künstlerisch enger an die Stadt Graz zu binden. Harnoncourts künstlerisch faszinierende Interpretationskraft, die ihn zu einem der führenden Dirigenten unserer Zeit werden ließ, sind seither qualitativer Maßstab für die Aufführungen der "styriarte". Als Mitbegründer und Spiritus Rector dieses, für unsere Stadt unverzichtbar gewordenen Musikfestivals, kehrte der Maestro gleichsam in seine väterliche Heimat zurück.
Im Jänner 1993 wurde Nikolaus Harnoncourt mit dem erstmals vergebenen "International Classical Music Award" als "Dirigent der Jahres" ausgezeichnet.