Zur Person
Manfred Oswald wurde am 1. Oktober 1940 in Graz geboren. Nach dem Besuch der Pflichtschule, der kaufmännischen Ausbildung und der anschließenden Matura absolvierte er die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Freiwillig rückte er ein und kam auf die Schießanlage Feliferhof in Graz.
Ein Grundwehrdiener machte ihn erstmals auf die Massenerschießungen in dieser Anlage zu Kriegsende aufmerksam. Manfred Oswald war erschüttert darüber, dass diese Gräueltaten verschwiegen wurden. Wissbegierig und zielstrebig recherchierte er und leistete dadurch Aufklärungsarbeit in seinen eigenen Reihen. Er agierte als Stachel des Gewissens im Fleisch des Bundesheeres für Opfer der Militärgewalt. Man gedachte zwar oft seiner gefallenen Kriegshelden, nicht aber den Opfern militärischer Gewalt. Er arbeitete jene Epochen der jüngeren Geschichte Österreichs auf, die von einer systematischen Missachtung der Menschenrechte gekennzeichnet waren.
Erst im Jahre 1980 war der heeresinterne Widerstand gebrochen. Ihm ist es zu verdanken, dass am Schießstand Feliferhof in Graz eine Gedenktafel errichtet wurde, die der vielen zivilen Opfer militärischer Auseinandersetzungen nachträglich gedenkt. Manfred Oswald bezeichnet sich selbst als „Türöffner" für eine neue Entwicklung im Bundesheer. Seine Initiative brachte auch ein Umdenken bei seinen Kollegen mit sich. Er bemühte sich stätig den Menschenrechtsgedanken im österreichischen Bundesheer zu verankern. Seit dem Jahre 1974 nahm er sich als Mitglied der österreichischen „Liga für Menschenrechte" der Schicksale jüdischer Offiziere in der Ersten Republik an und unterstützte die Verfolgung verbrecherischer Handlungen durch ehemalige NS-Befehlshaber. Seine Bestrebungen blieben keineswegs erfolglos, sondern fanden auch im Ausland großen Anklang.
Auf seine Initiative hin wird der Tag der Menschenrechte alljährlich durch das Bundesheer in der Steiermark würdig begangen. In seiner 35-jährigen Karriere, die ihn bis zum leitenden Fernmeldeoffizier des Militärkommandos Steiermark führte, trat er permanent für eine zeitgeschichtlich fundierte Erinnerungskultur ein, weshalb ihm der Menschenrechtspreis 2009 des Landes Steiermark verliehen wurde. 2011 erhielt er als bisher einziger Offizier das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz.