Geboren am 26. August 1930 in Graz, Ernennung zum Ehrenbürger am 10. Mai 2005
Dr. Josef Krainer wurde als ältestes von fünf Kindern des späteren Landeshauptmannes der Steiermark in Graz geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule entschloss er sich zum Studium der Rechtswissenschaften und nahm die damals ungewöhnliche Gelegenheit wahr, als Fulbright Stipendiat an der University of Georgia politische Wissenschaften zu studieren. Diese Auslandserfahrung hat sein weiteres politisches Weltbild und dessen Interpretation entscheidend mitgeprägt. Nach seiner Promotion 1956 an der Karl-Franzens-Universität, schloss er noch ein Studienjahr am Bologna-Center der John-Hopkins-University an. All dies änderte nichts an seiner Verwurzelung in der bäuerlichen Tradition seiner Familie, die stets innig mit der Steiermark und Österreich verbunden war. Zurückgekehrt in die Heimat engagierte er sich als Generalsekretär der katholischen Aktion in der Steiermark und als Direktor des steirischen Bauernbundes, ehe im Jahr 1970 seine Wahl in den Nationalrat erfolgte. Ein Jahr später nach dem plötzlichen Tod seines Vaters wurde Krainer als Landesrat in die Steiermärkische Landesregierung berufen und 1980 erfolgte die Wahl zum Landeshauptmann – ein Amt, das er 15 Jahre innehaben sollte.
Mit seinem Amtsantritt begann ein neuer Stil und die Konzentration auf neue Inhalte. Er verwirklichte richtungsweisende Projekte wie die Weiterführung der Süd- und Pyhrnautobahn mit dem Plabutschtunnel, den Bau der Schnellstraßen durch die Mur-Mürz-Furche, wodurch die Steiermark Anschluss ans europäische Autobahnnetz fand. So galt sein besonderes Augenmerk dem steiermärkischen Landwirtschaftsgesetz, das die Förderungen auf eine gänzlich neue Grundlage stellte. Die aktive Nachbarschaftspolitik und die Zusammenarbeit in der ARGE-Alpen-Adria waren Krainer, der einer der Gründerväter dieses Friedensprojekts war, ein ebensolches Anliegen, wie die bestmögliche Integration Österreichs in die Europäische Union.
Entscheidende wirtschaftliche Impulse setzte der Altlandeshauptmann mit den Entschwefelungssystemen der kalorischen Kraftwerke Mellach und Voitsberg, die Wendepunkte der Umwelt- und Energiepolitik darstellten. Auch der Kulturpolitik verschaffte er genügend Raum, so wurde die Steiermark zum größten Kulturzentrum außerhalb der Bundeshauptstadt. Der Bogen seiner kulturpolitischen Ambitionen spannte sich von der Errichtung des Freilichtmuseums Stübing, über das Kulturfestival Styriarte bis hin zum „steirischen herbst“ und den zahllosen steirischen Landesausstellungen. Die Weiterentwicklung der steirischen Landesverfassung trägt seine Handschrift, wobei die Schaffung des ersten Rechnungshofes eines Bundeslandes eine Sensation darstellte. Er war ein Landeshauptmann für alle Steirer.