Ehrenringträger der Stadt Graz
Gemeinderatsbeschluss am 22. Oktober 2009, Festsitzung am 19. November 2009
Zur Person
Prof. Kurt Jungwirth wurde am 3. September 1929 in Graz geboren. Nach Absolvierung der Reifeprüfung im Jahre 1947 inskribierte Kurt Jungwirth an der Philosophischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität in der Studienrichtung Romanistik. Mit Abschluss der Lehramtsprüfung in den Fächern Latein und Französisch trat er im Herbst 1953 als Lehrer und Pädagoge in die Bundeserziehungsanstalt Graz-Liebenau ein, wo er bis zu seiner Berufung zum Mitglied der Steiermärkischen Landesregierung im Jahr 1970 höchst erfolgreich wirkte. Stets bestrebt seinen Horizont zu erweitern, scheute er keine Mühe sich die frankophone Welt zu erschließen. Für ihn war das Schuljahr 1954/55, das er als Assistent für die deutsche Sprache am Lyceé de Garçons in Belfort, der Schlüssel zum Verständnis der "Grande nation". Die Auseinandersetzung zwischen der Alltagskultur bis hin zur Hochkultur fesselte und faszinierte den jungen akademischen Lehrer. Sein Blick wurde durch die Welt der Bilder beginnend bei der Romanik bis hin zur Moderne geschärft. Auch die Entdeckung französischer Architektur und das Eintauchen in die Literatur dieses Kulturkreises, der sich ihm über das Studium der Sprache erschloss, waren für Kurt Jungwirth prägende Ereignisse. Über viele Jahre hin leitete er Sprachkurse am französischen Kulturinstitut in Graz und wirkte von 1958 - 1970 als Lehrbeauftragter für Französisch am Dolmetschinstitut der Universität Graz. 1967 begann sich Prof. Kurt Jungwirth mit den Problemen der Erwachsenenbildung zu beschäftigen und durch seinen brillanten Intellekt wurde er gleich mit der Redaktionsleitung der Kulturzeitschrift "Steirische Berichte" betraut, die das steirische Volksbildungswerk herausgibt. Als Mitglied der Steiermärkischen Landesregierung ist es Prof. Kurt Jungwirth gelungen, die Kulturpolitik in unserem Land mit eigenem Profil und neuen Impulsen zu beleben. Ein besonderes Anliegen war ihm auch die Steigerung der Lebensqualität aller steirischen Regionen durch ein vermehrtes Angebot an Bildungseinrichtungen und kultureller Foren.
Die Landeshauptstadt Graz, deren bauliche Entwicklung er immer mit großem Interesse und banger Sorge verfolgte, hat ihn dazu veranlasst, 1974 im Steiermärkischen Landtag das Grazer Altstadterhaltungsgesetz einzubringen. Die Sorge um die Bewahrung einzigartiger historischer Bausubstanz war der Motor seiner rastlosen Bemühungen. Nicht nur der Moderne aufgeschlossen - 1976 wurde er Präsident des "steirischen herbstes" ,- einer Institution, die mit dem Namen Jungwirth ebenso verbunden ist wie mit dem Flair der Landeshauptstadt Graz, hat er es verstanden, zeitgenössische Literatur und Kunst so zu formen, dass der Begriff dieses Festivals im deutschen Sprachraum zur ersten Adresse wurde. Um Jungwirth zu zitieren: "Der steirische Herbst muss sich jedes Jahr neu erfinden und ich meine, das haben die verschiedenen Initiatoren auch getan. Für mich ist es wichtig, dass der "Herbst" offen bleibt, das Prinzip der freien Bühne weiterlebt." In seine Amtszeit fällt auch die Gründung der "Styriarte" - mittlerweile ein nicht mehr wegzudenkender Fixpunkt im europäischen Festivalkalender. Wie kein anderer prägte er über 30 Jahre lang die Kulturpolitik unseres Heimatlandes, war stets Initiator des Neuen, wachsamer Mahner und behutsamer Verwalter eines reichen Erbes, das er im besten Sinne administrierte und mehren konnte. Noch heute steht Prof. Jungwirth weiterhin ehrenamtlich den Kuratorien des Landesmuseums Joanneum und des Österreichischen Freilichtmuseums in Stübing vor. Unter den vielen Ehrungen, die Professor Kurt Jungwirth erhalten hat, darf stellvertretend das "Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern" für Verdienste um die Republik Österreich, welches ihm vom Bundespräsidenten verliehen worden ist, angeführt werden.