Ehrenbürger der Stadt Graz, verstorben am 29. Mai 2025
Gemeinderatsbeschluss am 17. März 2005, Festsitzung am 10. Mai 2005
Zur Person
Alfred Stingl wurde am 28. Mai 1939 in Graz geboren. Nach seiner Schulausbildung absolvierte er eine Lehre zum Schriftsetzer und arbeitete in der Druckerei Leykam.
Im Jahr 1962 wechselte als Gründungsmitglied der "Jungen Generation" in die Politik und trat der steirischen SPÖ bei.
Seine lange und erfolgreiche kommunalpolitische Laufbahn begann er 1968 mit der Wahl in den Gemeinderat. Als profilierter Kommunalpolitiker mit Herz und Verstand, wurde er am 10. Jänner 1985 als Bürgermeister der Landeshauptstadt Graz angelobt. Seiner inneren Überzeugung folgend, dass ein Stadtoberhaupt nicht nur fraktionell denken darf, sondern sich um das Vertrauen aller Schichten zu bemühen hat, war er unaufhörlich bestrebt, als integrierende Kraft für das Wohl "seiner" Grazerinnen und Grazer zu wirken. In der beinahe 18 Jahre währenden Ära als Bürgermeister gelangen ihm zahlreiche politische, wirtschaftliche, kulturelle, architektonische und geschichtliche Meilensteine.
Höhepunkte waren etwa die Erklärung der Grazer Altstadt zum Weltkulturerbe im Jahr 1999 sowie die Eröffnung der neuen Synagoge im Jahr 2000. Als Bürgermeister der ersten Menschenrechts-Stadt Europas richtete der "Brückenbauer", der sich für Frieden und Menschenrechte einsetzte, im Jahr 2002 das Weltbuddhistentreffen "Kalachakra" unter der Leitung des 14. Dalai Lamas aus. Darüber hinaus erwarb sich Alfred Stingl einen grenzüberschreitenden Ruf als engagierter Kultur- und Medienpolitiker. So war er jahrelang Mitglied des höchsten Gremiums des Österreichischen Rundfunks und Fernsehens sowie Vorsitzender des ORF-Kuratoriums. Er bekleidete Funktionen als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Grazer Messe, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz, Vizepräsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas sowie als Gremiumsmitglied des Städtebundes. Willensstärke, Konsequenz und Bürgernähe prägten sein Wirken. Die Übernahme und der Umbau des ehemaligen Unfallkrankenhauses in ein modernes Senior:innenzentrum hatte für ihn ebenso höchste Priorität, wie der Aus- und Zubau des Geriatrischen Krankenhauses. Auch Projekte wie die Mursanierung oder die Einführung von Tempo 50/30 in Graz prägen Graz bis heute. Von 2004 an war der „soziale Humanist" Stingl ehrenamtlich als Sozial-Ombudsmann für die Aktion Von Mensch zu Mensch der Gratis-Wochenzeitung WOCHE Graz tätig, bei der über 13.000 Grazer:innen in Notlage geholfen wurde.
Alfred Stingl lenkte fast zwei Jahrzehnte lang die Geschicke der Stadt Graz, die in seiner Amtszeit zum renommierten Hochschulzentrum, zum Autocluster von Weltruf und zum High-Tech-Mekka avancierte. Graz war Universitätsstadt und wurde unter seiner maßgeblichen Leitung Weltkulturerbe, Menschenrecht-Stadt und zur alleinigen europäischen Kulturhauptstadt im Jahre 2003.
Zahlreiche Auszeichnungen würdigten seine Leistungen, darunter die Ernennung zum Ehrensenator der Karl-Franzens-Universität und der Technischen Universität Graz, die Ernennung zum Ehrenmitglied der Kunstuniversität Graz, die Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern und des Ehrenringes des Landes Steiermark sowie der Kurt-Schubert-Gedächtnispreis. Eine vor einigen Jahren erschiene Sammlung an Interwies über ihn trägt den programmatischen Titel: „Alfred Stingl - Über Grenzen denken, für Menschen da sein". Alfred Stingl blieb bis zuletzt seiner karitativen Tätigkeit aus Überzeugung treu, hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Mitmenschen und hat so vielen in und über unsere Stadt hinaus in herausfordernden Zeiten beigestanden.