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Konsul Prof. DI Dr.-Ing. h. c. Helmut List

Ehrenringträger und Ehrenbürger der Stadt Graz

Gemeinderatsbeschluss Ehrenring am 17. Jänner 2002, Festsitzung am 14. Februar 2002
Gemeinderatsbeschluss Ehrenbürger am 15. Dezember 2022, Festsitzung am 30. März 2023

Zur Person

DI Dr.-Ing. h. c. Helmut List
DI Dr.-Ing. h. c. Helmut List© Stadt Graz/Fischer

Helmut List wurde am 20. Dezember 1941 in Graz geboren. 1967 schloss er das Studium in Maschinenbau an der Technischen Universität Graz ab und sammelte schon während der Ausbildung in in England, USA, Frankreich und Österreich Praxiserfahrungen.

1966 trat er in die AVL List GmbH ein, die von seinem Vater Hans List, Ehrenbürger der Landeshauptstadt Graz, 1948 gegründet wurde. Zunächst leitete er die Produktionsabteilung für elektronische und feinmechanische Messgeräte. Zusätzlich übernahm er die Projektleitung für die Entwicklung eines neuen medizinischen Blutgasanalysators nach einem Konzept von und in Zusammenarbeit mit Prof. Karl Harnoncourt. Die Blutgasanalyse bildete den Kern der späteren AVL Medizintechnik, die Helmut List als Geschäftsführer leitete und auch technisch begleitete.

1970 fasste er als Mitglied der Geschäftsführung der AVL die Aktivitäten auf dem Gebiet der Messtechnik zusammen und bildete so die Grundlage für ein konstant rasches Wachstum. Zusätzlich begann er zu dieser Zeit mit dem weltweiten Aufbau von AVL Tochtergesellschaften.

1979 übernahm Helmut List die Geschäftsführung für das Gesamtunternehmen. Die richtungsweisenden Erkenntnisse und Forschungen auf dem Gebiet der Dieselmotorentechnologie wurden unter seiner Leitung ausgebaut. Aufgrund seiner Initiative wurde der Entwicklungsprozess eines Motors auf der Ebene des technischen Datenflusses und des Zusammenspiels der zahlreichen eingesetzten Entwicklungswerkzeuge (Simulation, Messtechnik, Testsysteme) im Detail modular dargestellt. Heute ist AVL List GmbH mit Hauptsitz in Graz eines der weltweit führenden unabhängigen Mobilitäts-Technologieunternehmen für Entwicklung, Simulation und Testen in der Automobilindustrie und in anderen Branchen.

Unter der Führung von Helmut List konnte die AVL stets überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten erzielen. Das Unternehmen avancierte zum Global Player mit zahlreichen Niederlassungen, davon 45 „Tech and Engineering Centers". Mehr als 11.200 Mitarbeiter:innen sind in der AVL beschäftigt, davon zwei Drittel Ingenieur:innen und Wissenschaftler:innen. Das Geheimnis des Exporterfolgs des Betriebs (97 Prozent Exportquote) liegt unter anderem in der globalen Projektabwicklung. Voraussetzung dafür sind führende Technologieleistungen, die - primär von der Zentrale in Graz stammend - weltweit unterstützt werden.

In den letzten 20 Jahren engagierte sich der Vater von vier Kindern vorrangig dafür, den Fokus vom Motor auf den gesamten Antrieb auszuweiten, und setzte viele Initiativen zu Akquisitionen und Forschungsprogrammen, um die Elektrifizierung des Antriebs voranzutreiben. Ausgehend vom gelebten Pioniergeist liefert das Unternehmen heute Konzepte, Lösungen und Methoden in Bereichen wie Fahrzeugentwicklung und -integration, E-Mobilität, Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren (ADAS/AD) und Software für eine grüne und sichere Welt der Mobilität.

Helmut List hat sich seit jeher in allen Bereichen der AVL der Effizienzverbesserung von Systemen und dem möglichst sparsamen Einsatz von Ressourcen verschrieben. Folglich ist AVL bereits seit 1998 am Ökoprofit-Programm der Stadt Graz beteiligt, um ein Umweltmanagementsystem aktiv in das Arbeitsumfeld von AVL einzubinden und operativ umzusetzen.

Aus- und Weiterbildung zählen zu den zentralen Themen im Wirken von Helmut List. So sichert er den technologischen Vorsprung und damit verbunden die vielen hochwertigen Arbeitsplätze in Graz und auch weltweit nachhaltig ab. Heute arbeiten über 4.000 hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 50 Nationen in Graz. 2013 eröffnete AVL auf Initiative von Helmut List einen eigenen internationalen Betriebskindergarten mit MINT-Schwerpunkt, wo heute über 100 Kinder untergebracht sind, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.

Forschung und Entwicklung zählen konsequenterweise ebenso zu den Hauptanliegen von Helmut List, was sich sowohl im hohen Forschungsanteil der AVL als auch in der Vielzahl von Kooperationen mit Universitäts- und Forschungsinstitutionen des In- und Auslands zeigt.

Durch seine Initiativen wurden auch viele F&E-Bereiche revolutioniert: etwa die Digitalisierung in der AVL, die List bereits in den 70ern mit der Einführung digitaler Prüfstandssteuerungen initiierte, oder die Entwicklung vollkommen neuer, in der Natur unbekannter Materialien wie das Galliumphosphatkristall mit höchster Temperaturbeständigkeit für Druckmessungen. Revolutionär war auch seine Idee, subjektive Bewertungen der Fahrbarkeit eines Autos durch den Fahrer bzw. die Fahrerin mit messbaren Größen am Fahrzeug zu korrelieren und aus der Vielzahl solcher Korrelationen einen objektiven, reproduzierbaren Maßstab zu gewinnen. Damit initiierte er die AVL Driveability Technology. Bereits 1980 setzte er entscheidende Initiativen auf dem Gebiet der mathematischen Modellierung von Strömungsvorgängen, die zum späteren Aufbau der Sparte „Advanced Simulation Technologies" führte. Mit der „Integrated and Open Development Platform" vereinte er interaktiv mathematische Simulation und Testergebnisse in einer cyberphysikalischen Entwicklungsumgebung.

Im Laufe der Jahre gestaltete Helmut List die AVL so - gemessen an den Erfindungen - zum innovativsten Unternehmen Österreichs. Der Konzern führt schon seit vielen Jahren die Rankingliste beim österreichischen Patentamt an.

Schon seit Anbeginn engagiert sich der Grazer für den Produktions- und Technologiestandort Steiermark und Österreich - vom Innovationsnachwuchs über Entwicklung und Forschung bis hin zur grünen und digitalen Transformation. Er setzt sich für die wichtigen USPs des FTI-Standorts über viele Gremien und Ausschüsse ein, etwa seit 1992 als Vorsitzender des Arbeitskreises Forschung & Technologie der Österreichischen Industriellenvereinigung. Auf diplomatischer Ebene engagiert er sich u. a. als Steirischer Honorarkonsul der Republik Korea.

Auch für eine exzellente Zusammenarbeit der Universitäten mit der Wirtschaft setzt sich Helmut List ein, regte unter anderem die Gründung der Christian Doppler Labore sowie der Kompetenzzentren in Österreich an und setzt sie mit um. Zehn Jahre lang engagierte er sich als Vorsitzender des Universitätsrats der Technischen Universität Graz. Auch an der Gründung der steirischen Fachhochschulen im Jahr 1995 und später der steirischen Hochschulkonferenz war er mitbeteiligt.

Von besonderer Bedeutung im Schaffen von Helmut List ist sein großes europäisches Engagement, geleitet von seiner Überzeugung als Europäer, den Forschungs-, Innovations- und Wirtschaftsraum aktiv mitzugestalten. Er brachte seine Sicht der Innovation bereits seit dem EU-Beitritt Österreichs in einer Reihe von Gremien zum Thema Forschung und Technologieentwicklung ein. Beispielsweise engagierte er sich als Vorsitzender von IRDAC, dem Hauptberatungsgremium der Europäischen Kommission für industrielle Forschungs- & Technologieentwicklung, als Vice-Chairman von ERTRAC (European Road Transport Research Advisory Council) oder Chairman von SSTAG (Sustainable Surface Transport Advisory Group). In diesen und anderen Gremien geht es um die Verknüpfung technologischer Fragen mit jenen der Anwendung für die Gesellschaft und Bedeutung der Nachhaltigkeit.

Ein Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Kunst gelang Helmut List mit der Eröffnung der Helmut-List-Halle im Jahr 2003 in Graz. Die akustische Brillanz der Halle wurde gemeinsam von AVL-Wissenschaftler:innen mit internationalen Künstlern (Nikolaus Harnoncourt, Beat Furrer, Bernhard Lang) definiert. 2007 folgte die Gründung der AVL Cultural Foundation durch Helmut List und seine Frau Kathryn, die sie seither mit großem Einsatz und hohem Engagement leitet. Gemäß dem Leitgedanken, dass technische Innovation und künstlerisches Schaffen wichtige Gemeinsamkeiten haben, wird nun seit mehr als 20 Jahren Kunst mit Technik verknüpft und fördert unterschiedlichste Kunst- und Kulturprojekte insbesondere in den Bereichen der Avantgarde und Art & Science.

In Gedenken an seinen Vater unterstützt Helmut List außerdem über den Hans List Fonds steirische Studierende technischer Studienrichtungen, die auf dem Gebiet der Fahrzeugantriebs- und Fahrzeugtechnik sowie verwandter Bereiche wissenschaftlich arbeiten.

Aus seinen zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen sind etwa die Ehrenbürgerschaft der Karl-Franzens-Universität Graz 1987 und die Verleihung des Titels „Professor" der Technischen Universität Wien 1992 herauszustreichen. Außerdem bekam er das Große Ehrenzeichen und das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und zuletzt 2022 den Ehrenring des Landes Steiermark verliehen.

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