Bürger der Stadt Graz, verstorben am 19. Oktober 2023
Gemeinderatsbeschluss am 19. November 2015, Festsitzung am 17. März 2016
Zur Person
Prof. Harald Seewann wurde am 20. November 1944 in Graz geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule, sowie kurzzeitigem Studienaufenthalt in München, kehrte er 1965 nach Graz zurück, wo er als Verlagskaufmann beim Styria-Verlag Graz begann und nebenbei als freier Journalist arbeitete. Seit 1977 widmete er sich in seiner Freizeit der Erforschung der österreichischen Studentengeschichte und gründete zwei Jahre später den steirischen Studentenhistoriker-Verein.
Von 1990 bis 1996 publizierte Prof. Seewann das fünfbändige Werk „Zirkel und Zionstern", das sich umfassend mit der Geschichte des österreichisch jüdisch-akademischen Vereinswesen zwischen 1882 und 1938 befasst. Prof. Seewann ist es zu verdanken, dass ein Stück verdrängter österreichisch akademischer Geschichte aus noch vorhandenen Archiv-Fragmenten, aus Privatbesitz und aus den Erinnerungen der wenigen noch lebenden Zeugen rekonstruiert werden konnte. Seine Bemühungen fanden große Anerkennung. 1992 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der zionistisch-akademischen Verbindung - als einzigem Nichtjuden - verliehen.
1995 gründete er zudem das Archiv "Historica academica judaica", das sich mit der Erforschung der Geschichte und der Sammlung von Unterlagen aus der versunkenen Welt des jüdisch-nationalen Korporationswesens beschäftigt. Leihgaben aus dem wurden den Ausstellungen „Gaudeamus igitur", "Spurensuche Czernowitz" auf der Schallaburg und „Minhag Styria" in der Synagoge Graz 2005/06 zur Verfügung gestellt.
Herrn Prof. Seewanns Leistungen sind umso höher zu bewerten, da er es als Einzelkämpfer auf sich genommen hat, jene untergegangene Welt des alten Österreich zu beleuchten und der Nachwelt zu überliefern. Er war jahrzehntelang eine Institution in Bezug auf die Studentengeschichte. Im Jahre 2007 wurde ihm vom Bundesministerium der Berufstitel Professor verliehen.