Zur Person
Rudolf Hans Bartsch wurde am 11. Februar 1873 in St. Peter bei Graz geboren. Die frühe Jugend des Dichters wurde vom Selbstmord des Vaters überschattet, so wuchs er bei seiner Mutter und zwei Tanten auf. Er besuchte die Kadettenschule in Fischau, Eisenstadt und Liebenau. 1884 meldete er sich zum 47. steirischen Regiment und wurde durch Förderung eines Oberleutnants in die Regimentskanzlei aufgenommen. Von 1895 bis zu seinem Ruhestand 1913 (alle andere Quellen sprechen von 1911; VANCSA 1953, S. 613; GRUBER 2012, S. 90) war er Leiter des k. u. k. Kriegsarchives in Wien (vgl. KUCHLING 1999, S. 69f).
Von 1914 bis 1917 wurde er neuerlich zum Dienst ins Kriegsarchiv eingezogen und lebte ab 1918 als freier Schriftsteller (vgl. VANCSA 1953, S. 613).
Während der Zeit des Ersten Weltkrieg wurde Bartsch Mitglied der sogenannten „Literarischen Gruppe" im Kriegsarchiv, deren Aufgabe ursprünglich die schriftliche und wissenschaftliche Dokumentation aller Feldzüge war. Noch im ersten Kriegsjahr verlagerte sich allerdings die Arbeit nahezu vollständig auf populäre und propagandistische Publikationen. Trotz propagandistischer Intention waren die Produktionen der „Literarischen Gruppe" auch als archiviertes Wissen über den Krieg konzipiert. Franz Karl Ginzkey und Bartsch versuchten so viele bekannte und befreundete Schriftsteller wie möglich in diese Gruppe einzuschleusen (vgl. GRUBER 2012, S. 66-70).
Ab 1920 war Bartsch wieder in Graz ansässig. Er war Mitglied und Schriftführer des Arbeitsbundes für österreichische Familienkunde in der Landesstelle Graz, die als deutschnational einzustufen ist. Sie beschäftigte sich auch mit Rassenkunde und Eugenik (siehe Mitteilungsblätter des Arbeitsbundes 1927).
1932/33 wurde ihm, angeregt durch Bürgermeister Vinzenz Muchitsch, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Graz verliehen. Am 17. Februar 1939 wurde der Autor, rückwirkend mit 17. Februar 1938, Mitglied der RSK (vgl. KUCHLING 71-73).
Nach dem sog. „Anschluss" wurde er gezielt durch die Nationalsozialisten gefördert, u. a. erfuhr der stark antisemitische Roman „Brüder im Sturm" (1940) durch die Nationalsozialisten eine Neuauflage. Zu seinem 70. Geburtstag übermittelte der RSK-Präsident seine persönlichen Glückwünsche. Zum Reichsparteitag in Nürnberg war Bartsch als Ehrengast geladen. Karl Holz beschreibt Bartsch 1938: „Also in der sogen. illegalen Zeit, [habe ich ihn] als einen absolut deutschgesinnten Mann und als begeisterten Verehrer des Führers kennen gelernt. Für diese Gesinnung bürge ich. Sie spricht ja auch aus allen seinen Werken." (BDC 19.11.1938) Kurz nach dem sog. „Anschluss" stellte er außerdem ein Ansuchen an die Wiedergutmachungsstelle der Landesleitung der NSDAP Wien, weil er sich in einem zwanzig Jahre langen Rechtsstreit von einem jüdischen Anwalt hintergangen fühlte. Schlussendlich bekam er 1.300 RM zugesprochen (vgl. BAUR/GRADWOHL-SCHLACHER, S. 76f).
Ab 1938 nahm seine Publikationstätigkeit stark ab. Im Juli 1939 wurde Bartsch verhaftet, da er in der Sommerfrische in Seewalchen einen randalierenden Hausbesorger erschossen hatte. Ende Juli kam er durch Fürsprache Ginzkeys wieder frei. Obwohl Bartsch ideologisch in die „Blutund Boden-Literatur" der Nationalsozialisten passt, wich er, laut Kuchling, von deren politischen programmatischen Konzepten in einigen Punkten ab. Ab 1949 gewährte ihm die Stadt Graz eine Ehrenrente, die 1951 nochmals erhöht wurde. Im selben Jahr erhielt Bartsch den Peter-Rosegger-Preis verliehen (vgl. KUCHLING 71-73).
Der Peter-Rosegger-Literaturpreis der Steiermärkischen Landesregierung wurde in den Jahren 1951 bis 1961 fast ausschließlich an ehemalige „Ostmark-Literat_innen" bzw. an solche Schriftsteller_innen, die sich mit dem NS-Regime arrangiert hatten, vergeben (vgl. MARAUSCHEK 1998, S. 97f).
Rudolf Hans Bartsch starb am 7. Februar 1952. Seine Urne wurde an der Stallbastei im Schloßberg eingemauert (vgl. KUBINZKY/WENTNER 2009, S. 381).
Literatur:
BAUR Uwe/GRADWOHL-SCHLACHER Karin, Literatur in Österreich 1938-1945. Handbuch eines literarischen Systems. Band 1 Steiermark. Wien-Köln-Weimar 2008.
GRUBER Hannes, „Die Wortemacher des Krieges". Zur Rolle österreichischer Schriftsteller im Kriegspressequartier des Armeeoberkommandos 1914-1918. Unpubl. Dipl.-Arb. Graz 2012.
KUBINZKY Karl A./WENTNER Astrid M., Grazer Straßennamen. Herkunft und Bedeutung. 3. Erw. Aufl. Graz 2009.
KUCHLING Mirella, Schriftstellernamen in Grazer Straßenbezeichnungen. Eine illustrierte Dokumentation. Unpubl. Diss. Graz 1999.
VANCSA Kurt, Bartsch, Rudolf Hans. In: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 613f. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118652931.html#ndbcontent (am 04.07.2016).
(textierter Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen vom 24. November 2017)