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Volksgarten

Der Grazer Volksgarten ist eine weitläufige Parkanlage im Bezirk Lend, die mit ihren vielfältigen Angeboten – von Spielplätzen über Sportanlagen bis hin zu Urban Gardening – zahlreiche Erholungsmöglichkeiten bietet. Neben der Freizeitnutzung beherbergt der Park auch bedeutende Denkmäler, darunter die kleine Tänzerin, das Karl Morrée Denkmal und den buddhistischen Friedens-Stupa.

Ein besonderes Merkmal des Parks ist der historische Mühlgang, der im Zuge städtebaulicher Veränderungen in den 1930er-Jahren verlegt wurde. Ursprünglich diente er dem Antrieb von Mühlen und wurde zur Nutzung der Wasserkraft angelegt. Heute erinnert ein Schöpfrad an die ursprüngliche Funktion des Mühlgangs und speist einen der Parkteiche. Die Mühlgänge in Graz haben eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht und eng mit der Entwicklung von Gewerben an den Ufern der Mur verbunden ist.

Der Volksgarten befindet sich mitten im Grazer Bezirk Lend und ist mit seinen ca. 4,6 Hektar Fläche eine wichtige Freizeit-Oase für die Annenviertler:innen. Mit Spielplatz, Teich, Skater-Anlage, Calisthenics-Anlage, Urban Gardening, Hundewiese, Tischtennis und großzügigen Wiesen lädt er das ganze Jahr über zu Aktivitäten ein. Veranstaltungen werden vom Friedensbüro organisiert und koordiniert.

BlumenbeetWieseTeichMühlgangStupa

Denkmäler im Volksgarten

Die kleine Tänzerin (1947, Walter Pochlatko)

Karl Morrée Denkmal (1907)

Buddhistischer Friedens-Stupa (1995-1998)

Denkmalgeschützte öffentliche Toilettenanlage

Mühlgänge in Graz

Die Mühlgänge in Graz haben ihren Ursprung im Mittelalter. Sie wurden auf Höhe der alten Weinzödl-Brücke angelegt, wo sich damals gefürchtete Stromschnellen in der Mur befanden. Ziel war es, das Weinzödlwehr, das durch Eisstöße und Hochwässer immer wieder beschädigt wurde, zu entlasten. Es entstanden zwei Hauptarme: der linksseitige und der rechtsseitige Mühlgang.

Der linksseitige Mühlgang mündete am Fuß des Schlossbergs in die Mur und wurde mittlerweile rückgebaut. An einigen Straßennamen und -verläufen lässt sich jedoch noch erkennen, wo er einst verlief. Der südlich des Augartens bis Liebenau verlaufende Mühlbach wurde bereits nach dem Hochwasser im Jahr 1916 zugeschüttet. Der linksseitige Mühlgang selbst wurde 1976 aufgelassen.

Der rechtsseitige Mühlgang hingegen quert die gesamte Murvorstadt und mündet bei Werndorf wieder in die Mur. Er wird bis heute zur Energiegewinnung in Kraftwerken genutzt. Zu ihm gehören zahlreiche Nebenläufe wie der Erlenbach, Schleifbach, Aubach, Wäscherbach und Eisbach.

Da die Mur ursprünglich durch ihren natürlichen Verlauf mit wechselndem Wasserstand und unregulierten Ufern kaum nutzbar war, siedelten sich zahlreiche wasserabhängige Gewerbe entlang der Mühlgänge an. Dazu zählten Mühlen verschiedenster Art - etwa Getreide-, Pulver-, Papier-, Schleif- und Sägemühlen - sowie Seilereien, Färbereien und Gerbereien. Zur Organisation und Verteilung des Wassers wurden Mühlenconsortien gegründet, von denen einige bis heute bestehen.

Auch das gesellschaftliche Leben spielte sich an den Mühlgängen ab. Mehrere Schwimmbäder waren an ihren Ufern angesiedelt, darunter die Militärschwimmschule in der Nähe des Schwimmschulkais, das Mühlgangbad Rieger in der Eichendorffstraße, das Wellenbad Rauch in der Körösistraße sowie weitere Bäder in der Mühlgasse, beim Orpheum und das Frauenbad bei der Wienerstraße.

Zahlreiche alte Ortszentren sind eng mit dem Mühlgang und den angrenzenden Mühlen verbunden. Dazu zählen unter anderem der Weißeneggerhof, St. Andrä, Obertobel und Leuzenhof. Diese Siedlungen lassen sich teilweise bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen.

Mit der Umstellung auf Dampfmaschinen, Turbinen und Elektromotoren verloren die Mühlgänge zunehmend an Bedeutung. Dennoch prägen sie bis heute die Geschichte und Struktur der Stadt Graz

Quelle: Brunner, W. (Hg.) (2003): Geschichte der Stdat Graz, Band 4: Stadtlexikon

Der Mühlgang im Volksgarten

Im Bereich des Volksgartens, wurde der Mühlgang ursprünglich entlang der Mühlgasse geführt. Im Zuge städtebaulicher Veränderungen wurde er jedoch in den 1930er-Jahren verlegt.

Die Verlegung des Mühlgangs erfolgte 1933/1934. Dabei wurde der Kanal durch die Mitte des Volksgartens geführt. Diese Maßnahme diente mehreren Zwecken, der Begradigung des Verlaufs zur besseren Integration in die Stadtstruktur, der Vertiefung der Sohle, um das Gefälle der aufgelassenen „Stadtmühle" zu nutzen, der Gestalterische Aufwertung des Parks durch die Integration eines Wasserlaufs.

Ein Schöpfrad aus Stahl wurde nach 1995 am linken Ufer des Mühlgangs im Volksgarten errichtet. Es dient heute dazu, einen der beiden künstlich angelegten Teiche im Park zu speisen. Dieses Schöpfrad ist nicht nur ein technisches Element, sondern auch ein symbolisches Denkmal für die ursprüngliche Funktion des Mühlgangs als Antriebskraft für Mühlen und Maschinen.

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