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Öffentlicher Stadtverkehr

Rahmenbedingungen

© Stadt Graz/Sommer

Die Verkehrspolitik hat in der Stadt Graz seit langem einen hohen Stellenwert, bereits seit den 1970er Jahren gibt es verkehrspolitische Beschlüsse. Im Jahr 2010 wurden neue verkehrspolitische Leitlinien („Verkehrspolitische Leitlinie 2020") als Vorgabe für die Ziele der kommenden zehn Jahre verfasst, die in weiterer Folge die Grundlage für ein neues Gesamtverkehrskonzept („Grazer Mobilitätskonzept 2020") für die Stadt Graz darstellen werden. Der Anteil von öffentlichen Verkehrsmitteln und Elektrofahrzeugen soll im Großraum Graz stark erhöht werden.

Im Österreichischen Generalverkehrsplan (GVP-Ö 2002) sind die wichtigen und dringenden Ausbauvorhaben der österreichischen Verkehrsinfrastruktur enthalten, unter dem Grundsatz einer „Nachhaltigen Mobilität". Die für Graz relevanten Projekte betreffen vor allem die Schieneninfrastruktur: Ausbau der Strecke Graz - Spielfeld (Südbahn), Errichtung der Koralmbahn (Graz - Klagenfurt), Ausbau der Strecke Bruck/Mur - Graz und der Ausbau der Steirischen Ostbahn.

Das 2008 vom Land Steiermark erstellte „Steirische Gesamtverkehrskonzept 2008+" (StGVK 2008+) enthält Vorgaben, wohin sich der Verkehr in der gesamten Steiermark bewegen soll und welche verkehrspolitischen Ziele es zu erreichen gilt. Für die Stadt Graz relevante verkehrspolitische Ziele im Öffentlichen Verkehr aus dem StGVK 2008+ sind die Erhöhung des Anteils an öffentlichen Verkehrsmitteln auf 20 Prozent für den stadtgrenzüberschreitenden Verkehr

Konkrete ÖV-Projekte für Graz im StGVK 2008+ sind:

  • Bau der Koralmbahn
  • Ausbau des Grazer Hauptbahnhofs zur Nahverkehrsdrehscheibe
  • Nahverkehrsknoten Ostbahnhof, Gösting, Wetzelsdorf, Webling und Reininghaus
  • Verbesserung der zentralen Verknüpfungspunkte von regionalen Buslinien mit städtischen Verkehrsmitteln
  • Ausbau des Grazer Straßenbahnnetzes
  • Durchgehend zweigleisiger Ausbau der Südbahn
  • Selektiver Aus- bzw. Neubau der Steirischen Ostbahn
  • Selektiver Ausbau S-Bahn-Strecke Graz-Köflacher-Bahn 

Überregionaler Verkehr (Fernverkehr)

Für Graz stellen die Südbahn (Wien-Slowenien) und die in Bau befindliche Koralmbahn die Hauptverkehrsachsen im überregionalen Bahnverkehr dar. Die Südbahn ist Teil des Korridors Xa (Verkehrsachse Graz - Maribor - Zagreb) des transeuropäischen Netzes (TEN), der sich südlich von Maribor mit dem prioritären Korridor V (Kiew - Budapest - Ljubljana - Triest) kreuzt. Die Koralmbahn ist Bestandteil des Baltisch-Adriatischen Achse (Pontebbana-Korridor). Beide Achsen sind derzeit allerdings keine prioritären Achsen im TEN. Derzeit findet die Überarbeitung des TEN statt, mit dem Ziel ein Kernnetz zu definieren. In den vergangenen Jahren hat sich entlang der Baltisch-Adriatischen Achse, die die Verlängerung des Korridors VI darstellt, eine wichtige transnationale Kooperation gebildet. Die an dieser Achse liegenden Länder Polen, Tschechien, Slowakei, Österreich und Italien haben in einem „Letter of Intent" die Verlängerung des Korridors VI über die Baltisch-Adriatische.
Achse nach Norditalien zum Korridor V und die Aufnahme des Baltisch-Adriatischen Korridors in das Kernnetz gefordert.
Die österreichischen Kernprojekte Koralmbahn, Semmering-Basistunnel und Steirische Ostbahn stellen wesentliche Bestandteile des Baltisch-Adriatischen Korridors dar. Eine Förderung dieser Transportachse trägt zu einer wesentlichen Verbesserung der Erreichbarkeit der südlichen Bundesländer und zur Stärkung der Position von Graz als Knotenpunkt bei.

Mit dem Anschluss an den Pontebbana-Korridor und den Korridor V werden auch wesentliche Ziele aus dem STEK 3.0 für Graz als Verkehrsdrehscheibe der Zukunft erfüllt. Weitere Maßnahmen aus dem STEK 3.0 für den überregionalen Bahnverkehr, die in den vergangenen Jahren teilweise umgesetzt wurden, sind der zweigleisige Ausbau der Südbahn Graz - Maribor (Fertigstellung 1. Ausbaustufe 2012) und der Ausbau der Ostbahn nach Ungarn (zweigleisiger Ausbau bei Laßnitztal, Hart bei Graz und St. Margarethen an der Raab). Auch in der Bedienqualität erfolgte im Schienenverkehr bereits eine wesentliche Verbesserung.

Im Flugverkehr konnte durch den weiteren Ausbau des Flughafens Graz-Thalerhof und die Ausweitung der Flugverbindungen die Attraktivität gesteigert werden. Durch die Einführung der S-Bahn hat sich auch die Verkehrsverbindung zwischen der Stadt und dem Flughafen verbessert, was sich mit der Koralmbahn noch steigern wird.

Regionalverkehr und Stadtverkehr

© Stadt Graz/Wieser

In regelmäßigen Abständen wird von der Stadt Graz eine Bestandsaufnahme des Verkehrsverhaltens der Grazer Wohnbevölkerung durchgeführt. Die letzte Erhebung erfolgte im Jahre 2021. Durch Vergleiche mit vorangegangenen Erhebungen können Veränderungen im Verkehrsverhalten bzw. die Auswirkungen gesetzter Maßnahmen beurteilt werden. Aus den verkehrsmittelübergreifenden Erhebungen der letzten Jahre lässt sich sowohl für das Stadtgebiet von Graz als auch für den stadtgrenzüberschreitenden Verkehr eine allgemeine Tendenz der Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung ableiten.

Einer der wesentlichen Mobilitätskennwerte ist die Verkehrsmittelaufteilung (Modal Split). In der folgenden Abbildung ist die zeitliche Veränderung des Grazer Modal Split von 1982 bis 2021 dargestellt. Erkennbar ist eine Reduktion des MIV bei gleichzeitigem Anstieg der anderen Verkehrsarten. Der gesunkene ÖV-Anteil aus dem Jahr 2021 ist auf die Covid Pandemie zurückzuführen.

Modal Split 1982 - 2021
Modal Split 1982 - 2021© ZIS+P
© Stadt Graz/Sommer

Die Stadt Graz verfolgt mit den Instrumenten der Stadtentwicklungs- und Bebauungsplanung das Ziel, künftige Nutzungen im Sinne der Vermeidung von Zwangsmobilität nur unter Berücksichtigung attraktiver Anbindungen neuer Nutzungsbereiche an Versorgungseinrichtungen bzw. die Erschließbarkeit mit dem Fuß-, Radwege- und ÖPNV-Netz festzulegen und damit auch die für Nutzer:innen notwendige, attraktive Nahmobilität zu unterstützen. Ein Bekenntnis setzt Graz dabei als Straßenbahnstadt: Der Ausbau von Straßenbahnlinien ist wesentlicher Bestandteil der Grazer Verkehrspolitik. Der Umsetzung der 2. Ausbaustufe für den Straßenbahnausbau (Südwest-Linie, Nordwest-Linie, neue Linie 2 vom Hauptbahnhof über die Universität zum LKH) kommt daher eine hohe Bedeutung zu.

Aktuelle Umsetzungen sind die Entlastungsstrecke über die Neutorgasse, der zweigleisige Ausbau der Linie 5 zwischen Zentralfriedhof und Brauquartier sowie der selektive zweigleisige Ausbau der Linie 1 im Mariatrostertal. In Planung befindet sich die Südwest-Linie vom Jakominiplatz über den Griesplatz nach Reininghaus.

Die Verkehrspolitik vergangener Jahrzehnte war eher sektoriell ausgerichtet: Die Verkehrsarten wurden für sich betrachtet und gegenseitige Wechselbeziehungen und Ergänzungen vernachlässigt. Nunmehriges Ziel ist eine ganzheitliche Betrachtung der wechselseitigen Beziehungen zwischen den Verkehrsmitteln, auch über die Stadtgrenze hinausführend.

Die Erreichbarkeit von Graz ist sowohl innerstädtisch als auch regional und überregional in Form eines nachhaltigen Mobilitätsangebotes aufrecht zu erhalten und weiter zu entwickeln. Damit soll eine Basis zur Attraktivierung der Stadt Graz als Standort für Wohnen, Wirtschaft, Versorgung, Bildung, Tourismus und Freizeit geschaffen werden.
Die Planung des Mobilitätsangebotes hat alle Verkehrsarten in ihrem Wirkungszusammenhang zu umfassen. Abgestimmte Gesamtverkehrsplanung soll durch miteinander kombinierte „push- und pull-Maßnahmen" so gesteuert werden, dass stadtverträgliche Verkehrsarten attraktiviert werden und nicht erwünschte Entwicklungen durch Restriktionen verhindert werden können, dabei jedoch die Gesamtmobilität gewährleistet ist. Notwendige restriktive Maßnahmen sollen dabei idealerweise gemeinsam mit angebotsseitigen Verbesserungen zum Ausgleich umgesetzt werden.

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