Focus Innenentwicklung
Die Stadt Graz verfolgt das Ziel zur Entwicklung einer energieeffizienten, ressourcenschonenden und emissionsarmen Stadt durch:
- Nachverdichtung im Bestand von bisher unternutzten Gebieten, Entwicklung von Brachflächen vor Widmung von Neubauland
- Forcierung kompakter und dichter Bebauungsstrukturen an öffentlicher Infrastruktur
- Nutzungsdurchmischung
- Sicherung und Schaffung von attraktiven öffentlichen Raum (Grün-, Frei- und Verkehrsraum)
Warum verfolgt die Stadt Graz diese Strategie?
Zu viel flächenverbrauchende Bebauung führt zum Verlust ökologisch und landschaftlich wertvoller Flächen. Werden innenliegende Baulandflächen nicht in dem Maße beansprucht sind weitere Baulandausdehnungen am Rande der Stadt (Außenentwicklung) notwendig, diese führen durch teilweise mangelhafte infrastrukturelle Versorgung zu erhöhten Motorisierten Individualverkehr oder etwas zu höheren Infrastrukturkosten (Wasser, Kanal, etc.).
Der Flächenverbrauch in Österreich weist leider seit Jahren eine steigende Tendenz auf. Täglich werden in Österreich rund 12,9 ha (etwa 20 Fußballfelder) neu verbaut (Quelle ÖROK).
Doch gerade Städte liefern hier durch kompakte Siedlungsentwicklungen seit Jahren einen gegenläufigen Trend!
- Kompakte Siedlungen entlasten das Gemeindebudget bezüglich der Errichtung und Erhaltung von Straßen, Kanal, Wasserversorgung. Kindergartenbus, Heimhilfe etc. werden günstiger. Geld bleibt in der Gemeindekassa. Daraus lässt sich anderes finanzieren.
- Siedlungen, die dicht genug sind, um die Alltagswege zu Fuß erledigen zu können, ohne auf ein Auto angewiesen zu sein, helfen den Menschen Mobilitätskosten zu sparen. Dies ist langfristig besonders wichtig, weil eine Wohnstandortentscheidung für Jahre und Jahrzehnte getroffen wird. Bei einer Ölknappheit können die Treibstoffpreise jedoch rasch anziehen.
- Gemeinden, die Wohnen in Fußwegdistanz zu den Versorgungseinrichtungen (Geschäft, Arzt, Bank, ...) forcieren, ermöglichen es auch älteren Menschen ohne Pkw, selbstständig am Ortsleben teilzunehmen. Dies hat gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels besondere Bedeutung.
- Kompakte Orte tragen zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Sie minimieren die Versiegelung und erhöhen die Speicherkapazitäten des Bodens. Damit sinkt auch die Hochwassergefahr bei Starkregen.
Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung
In der Stadt Graz sind seit dem Jahr 1997 rund 56.640 Personen hinzugezogen - das entspricht in etwa der EinwohnerInnengröße der Landeshauptstadt St. Pölten (ca. 108km² Gemeindefläche).
Dies bedingt auch eine rege Aktivität am Grazer Wohnungsmarkt. In den letzten fünf Jahren sind jährlich rund 2.500 Wohnungen mit einer jährlichen durchschnittlichen Gesamtfläche von rund 153.500m² Bruttogeschossfläche entstanden. Somit sind in der Zeitperiode seit 1997 rund 29.500 Wohnungen hinzugekommen, jedoch bei nur geringer neuer Baulandausweisung im selben Zeitraum.
Keine neuen Baulandausweisungen
Die Stadt Graz verfolgt genau diese Zielsetzungen indem in den letzten Jahrzehnten kaum neues Bauland ausgewiesen wurde.
Vergleich der Gliederung des Stadtgebietes im 4.0 Flächenwidmungsplan (rechtskräftig seit März 2018) und dem zuvor gültigen 3.0 Flächenwidmungsplan 2002:
3.0 Flächenwidmungsplan (idF.3.22) [ha] |
4.0 Flächenwidmungsplan [ha] |
Ungefährer Änderungsanteil [%] |
|
Bauland | 5.605,72 | 5.820,71 | + 3,8 |
Differenzplan Baulandausweisungen (Karte 5A zum 4.0 Flächenwidmungsplan)
Dichteanhebungen ergaben sich insbesondere in folgenden Bereichen:
- im Bereich der Altstadt und der umlaufenden Blockrandbebauung mit bestehenden hohen Dichten
- im Verschneidungsbereich der Vorrangzone für Siedlungsentwicklung lt. Deckplan 2 (Nutzungsbeschränkung) zum 4.0 STEK und dem Grazer Grüngürtel
- entlang der Achsen des öffentlichen Verkehrs mit städtischer Bedienqualität
Differenzplan Dichtefestlegungen (Karte 5B zum 4.0 Flächenwidmungsplan)
Begründungen Dichtefestlegungen (Karte 7 zum 4.0 Flächenwidmungsplan)
Baulanddurchgrünung forcieren - Versiegelung verringern
Die Stadt Graz weist seit Jahrzehnten einen kleiner werdenden Baulandverbrauch auf und trägt somit zur der Reduzierung des Flächenverbrauches bei. In der nachstehenden Tabelle ist eine Übersicht des Wohnbaulandverbrauches der Stadt Graz pro EinwohnerIn. In den Wohnbaulandverbrauch sind neben Wohnnutzungen, auch Nutzungen wie Bildungseinrichtungen, Handelseinrichtungen, etc. beinhaltet.
[m²] |
Änderung gegenüber dem Jahr 2006 [m²] |
|
Wohnbaulandverbrauch pro EinwohnerIn 2006 | 169 | - |
Wohnbaulandverbrauch pro EinwohnerIn 2013 | 161 | - 7 |
Wohnbaulandverbrauch pro EinwohnerIn 2020 | 150 | - 19 |
Karte Bauland pro EinwohnerIn im Bezirk 2010
Karte Bauland pro EinwohnerIn im Bezirk 2020
Durch die Forcierung von kompakten Siedlungsstrukturen ist auch eine verbesserte Baulanddurchgrünung und eine geringere Versiegelung von Bauflächen gegeben. Eine gut funktionierende Versickerung auf dem eigenen Grundstück kann somit erfolgen. Durch die Errichtung von entsprechenden Gründächern wird zudem die Wasserretention und das Kleinklima verbessert.
Im 4.0 Stadtentwicklungskonzept sind unter § 26 Baulanddurchgrünung Festlegungen diesbezüglich getroffen worden. In den Freiraumplanerischen Standards sind dazu Richtlinien zur Freiraumgestaltung im Bauland erarbeitet worden.
Trotz Zuzug und gestiegener Bautätigkeit funktioniert die Zielsetzung der Innenentwicklung und der sparsame Flächenverbrauch:
Jahr 2015 |
% der Stadtfläche |
Jahr 2019 |
% der Stadtfläche |
Veränderung 2015 - 2019 |
|
Bebaute Fläche | 14,33 km² | 11,23 % | 15,78 km² | 12,37 % | +1,44 km² (+1,13 %) |
Versiegelte Fläche | 22,51 km² | 17,64 % | 22,63 km² | 17,74 % | +0,12 km² (+0,10 %) |
Bebauung und Versiegelung | 36,84 km² | 28,88 % | 38,41 km² | 30,10 % | +1,57 km² (+1,23 %) |
(Quelle: Stadtplanungsamt; Gebäude 2019, Stand Luftbildauswertung 21.08.2020; Anmerkung: Erst seit dem Jahr 2015 sind auf Grund der neuen Datenqualität in der Luftbildauswertung versiegelte Flächen analysierbar.)
Im selben Zeitraum von 2015 - 2019 betrug der Bevölkerungszuwachs insgesamt 18.953 Personen (Hauptwohnsitz + Nebenwohnsitz). Dies entsprich in etwa der EinwohnerInnenzahl von Bruck an der Mur mit einem Stadtgebiet von ca. 85km².
Grünraum Offensive
Der Schwerpunkt der Grünraum-Offensive liegt auf der langfristigen Flächensicherung in den dicht bebauten Stadtteilen. Es wurde jedoch grundsätzlich das gesamte Stadtgebiet auf geeignete Flächen hin geprüft. Die Stadtplanung sichert in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Grünraum und Gewässer verstärkt Grünraum durch raumplanerische Maßnahmen, vor allem im Rahmen von Umwidmungen, Bebauungsplänen und generell bei der Erstellung des 4.0 Flächenwidmungsplanes.
So konnten seit dem Jahr 2014 rund 800.000m² neuer Grünraum gesichert werden.
Weitere Informationen finden dazu finden Sie im Beitrag Grünraumsicherung und Grünraum-Offensive.