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Dynamisches Duo am Zug

31.10.2025
Bringen Graz gemeinsam auf Schiene: Klaus Masetti und Sabine Kreuter im Gespräch, kurz vor der Eröffnung der Neutorlinie.
Bringen Graz gemeinsam auf Schiene: Klaus Masetti und Sabine Kreuter im Gespräch, kurz vor der Eröffnung der Neutorlinie.© Stadt Graz/Fischer

Ende November geht die neue Innenstadtentlastungsstrecke in Betrieb. Sabine Kreuter von der Holding und Klaus Masetti von der Stadtbaudirektion hatten dafür die Projektleitung inne. Ein „Pas de deux" zweier Schienenfachleute ...

Bringen Graz auf Schiene: Sabine Kreuter und Klaus Masetti.
Bringen Graz auf Schiene: Sabine Kreuter und Klaus Masetti.© Stadt Graz/Fischer

Frau Kreuter, Herr Masetti – Ende November ist es soweit: Die neue Innenstadtentlastungsstrecke geht in Betrieb. Was überwiegt bei Ihnen im Moment – Erleichterung, Stolz, Müdigkeit oder Anspannung?

Sabine Kreuter: Wahrscheinlich eine Mischung aus allem – und im Tagesverlauf unterschiedlich (lacht). Man ist natürlich stolz, dass wir so weit gekommen sind, erleichtert, dass alles hält und funktioniert – und ja, müde darf man gegen Ende eines so großen Projektes auch einmal sein.

Klaus Masetti: Bei mir ist ehrlich gesagt der Kopf schon wieder halb beim nächsten Projekt. Aber das Gefühl, dass hier etwas wirklich Wichtiges für Graz abgeschlossen wird, ist definitiv ein schönes.

Was bedeutet diese neue Strecke ganz konkret für Graz und seine Fahrgäste?

Kreuter: Sie ist die lang erwartete Entlastung für die Herrengasse und das Nadelöhr „Eisernes Tor". Damit ist die Innenstadt besser entlastet, und wir haben eine echte Umfahrungsstrecke, wenn Veranstaltungen oder Störungen auftreten.

Masetti: Und sie bringt betriebliche Stabilität. Jahrzehntelang war das Thema Innenstadtentlastung in Graz ein politisches wie verkehrliches Dauerthema. Jetzt ist es erledigt.

Wie schnell kann künftig umgeleitet werden, wenn irgendwo blockiert ist?

Masetti: Technisch geht das praktisch sofort. Es braucht nur ein Signal an die Funkleitstelle – dann werden die Weichen gestellt und die Bim fährt eine andere Route.

Was war für Sie persönlich der emotionalste oder spannendste Moment während des Projekts?

Masetti: Für mich war es das Einheben der Brückenelemente der Tegetthoffbrücke. So ein Moment ist hochpräzise, technisch spektakulär – und da spürt man richtig, dass das Projekt „Form annimmt".

Kreuter: Auch für mich war der Start der Arbeiten an der Tegetthoffbrücke besonders bewegend. Ich habe vorher noch nie eine Murbrücke begleitet, und wenn so ein Bauteil, das sonst selbstverständlich wirkt, plötzlich im Fokus steht, ist das schon ein Höhepunkt.

Gab es Herausforderungen, die Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?

Kreuter: Die größte war sicher die Baustellenlogistik mitten in der Innenstadt. Die Erreichbarkeit musste immer gewährleistet sein – für Anrainer, Betriebe, Fußgängerinnen und Fußgänger. Dazu kam das große Busprovisorium mit der Gegenrichtung am Joanneumring. Das war organisatorisch komplexer, als es nach außen wirkt.

Masetti: Und trotzdem ist viel Kritik gekommen – oft emotional, selten sachlich. Wer ein Projekt dieser Dimension mitten in der City baut, arbeitet automatisch im Scheinwerferlicht.

Die Baustelle war zeitweise auch sehr umstritten. Wie geht man persönlich damit um, wenn Kritik oft lauter ist als die Fakten?

Masetti: Ganz spurlos geht das nicht an einem vorbei. Niemand freut sich, wenn er für seine Arbeit permanent kritisiert wird – vor allem, wenn man weiß, wie viel Einsatz dahintersteckt.

Kreuter: Vor allem, wenn man über viele Jahre Projekte erfolgreich umgesetzt hat – Hauptbahnhof, Linie 7, hochsensible Bereiche wie beim LKH – und plötzlich ist die Tonlage ganz anders. Da war sehr viel Emotionalität im Spiel. Aber wir haben uns als Team davon nicht auseinanderbringen lassen.

Hatten Sie irgendwann das Gefühl: „Das wird nichts mehr"?

Masetti: Nein. Natürlich gibt es Phasen, in denen man sich fragt, wie sich ein Problem lösen lässt. Aber das gehört zu jedem großen Infrastrukturprojekt dazu.

Kreuter: Ein richtiger Kipppunkt war nie da. Der Gestaltungswettbewerb zur Tegetthoffbrücke hat uns Zeit gekostet, aber danach ist vieles neu aufgesetzt worden – und das war schlussendlich der richtige Weg.

Klaus Masetti und Sabine Kreuter können sich aufeinander verlassen.
Klaus Masetti und Sabine Kreuter können sich aufeinander verlassen.© Stadt Graz/Fischer

Gab es auch Anekdoten von der Baustelle?

Kreuter: (lacht) Ja – die Tomatenpflanzen in der Belgiergasse! Da ist plötzlich Urban Gardening aus der Baugrube gewachsen. Das war eine ganz eigene Form von „Begrünung".

Wie hat die Zusammenarbeit zwischen Holding und Stadt funktioniert?

Masetti: Wir unterscheiden gar nicht in „ihr" und „wir". Es ist das Haus Graz, und wir bauen gemeinsam. Das ist seit Jahren eingespielt.

Kreuter: Natürlich gibt es im Alltagsgeschäft – wie überall – unterschiedliche Auffassungen. Aber das sind operative Fragen, keine Grundsatzdiskussionen. Am Ende zieht jeder am selben Strang.

Masetti: Und in die selbe Richtung (lacht)

Wer von Ihnen beiden ist im Projektteam wofür bekannt?

Kreuter: Klaus hat definitiv die starke Adlerperspektive und bleibt ruhig, wenn es eng wird.

Masetti: Und Sabine behält immer den Überblick über Prozesse, Termine und Freigaben. Sie ist sehr treibend – im besten Sinn.

Wenn Sie sich gegenseitig in wenigen Worten beschreiben müssten – wie lauten diese?

Kreuter: Klaus ist hochkompetent, kameradschaftlich und absolut korrekt.

Masetti: Sabine ist engagiert, zielorientiert – und manchmal sehr leidenschaftlich in der Sache, aber genau das braucht ein Projekt.

Und wer hat die besseren Nerven?

Masetti: Ich glaube, das bin ich (lacht).

Kreuter: Dafür trinkt er auch mehr Kaffee.

Wer fährt bei der Eröffnung als Erstes mit?

Kreuter: Ich bin schon gefahren (lacht). Aber am Eröffnungstag werden wir wahrscheinlich beide irgendwo gemütlich beisammenstehen – und schauen, wie sich alle anderen freuen.

Und nach diesem Projekt – geht es für Sie als Duo weiter?

Kreuter: Wir arbeiten seit 15 Jahren großteils zusammen, also ja, die Wege trennen sich – hoffentlich – noch nicht so schnell.

Masetti: Die Planung der Linie 8 ist ein mögliches nächstes Kapitel – sofern sie vom Gemeinderat beschlossen wird. Und ewig bin ja ich ja auch nicht mehr dabei ...

Was wünschen Sie sich jetzt zur Eröffnung von den Grazerinnen und Grazern?

Kreuter: Offenheit und Freude darüber, dass die Mobilität im städtischen Schienenverkehr verbessert wurde.

Masetti: Und vielleicht ein kleines bisschen Wertschätzung dafür, wie viel Zusammenarbeit, Know-how und Durchhaltevermögen in dieser Strecke steckt.

Interview: Verena Schleich

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