Die Stadt Graz verfügt über ein Wohnhaus für Männer in der Rankengasse sowie über ein Wohnhaus für Frauen und Frauen mit Kindern in der Hüttenbrennergasse, die vom Sozialamt betrieben werden. Beide Häuser sind Teil der Wohnungslosenhilfe und wurden unter Heranziehung von Mitteln des Bundes thermisch saniert. Dadurch, sowie durch zahlreiche weitere Verbesserungen, wurde die Wohnqualität deutlich verbessert. Im Rahmen einer Pressekonferenz von Bürgermeisterin und Sozialstadträtin Elke Kahr, Sozialamtsleiterin Andrea Fink sowie Mitarbeiter:innen der Häuser und der GBG wurden heute beide Wohnhäuser vorgestellt.

„In beiden Häusern werden Menschen in Krisensituationen mit Unterstützung in allen Bereichen auf ein selbstständiges Leben vorbereitet, damit sie wieder Fuß fassen können. Gerade in solchen Situationen ist es wichtig, dass sich die Menschen wohl und geborgen fühlen können", so Bürgermeisterin Elke Kahr.
Die Vorgeschichte der Wohnhäuser
Durch eine Spende von Julie von Benedek wurde 1895 der Grundstein für das heutige Wohnhaus für Männer gelegt. Der Verein der Grazer Wärmestube und des Asyls für Obdachlose errichtete 1903 am heutigen Standort in der Rankengasse mit weiteren Spenden aus der Bevölkerung das Heim der Obdachlosen. Ursprünglich bot das Haus auf zwei Stockwerken Platz für 94 Frauen und Männer in getrennten Trakten, die Kapazität wurde bald auf 174 Personen erweitert.
1928 wurde ein weiteres Gebäude in der Hüttenbrennergasse 41 für die Versorgung von wohnungslosen Frauen errichtet, somit kam es zur Geschlechtertrennung in der Unterbringung.
Heute sind beide Wohnhäuser Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe des Grazer Sozialamts. Die Häuser bieten Plätze für wohnungslose Frauen, Frauen mit Kindern und und Männer ab dem 18. Lebensjahr, die vor Ort auch Unterstützung in vielen Lebensbereichen erfahren. Ziel ist es, mit den Bewohner:innen eine baldige Integration in eine für sie leistbare Wohnform zu erreichen.
Schritt für Schritt wurde die Wohn- und Betreuungsqualität modernen Standards angepasst. Die beruflichen Qualifikationen der Mitarbeiter:innen umfassen Sozialarbeit (Existenzsicherung, Krisenintervention bis hin zur Beratung in Bereichen wie Wohnen, Finanzen, Gesundheit, Arbeit, Schulden, Trennung/Scheidung), klinisch- Psychologische sowie arbeitspsychologische Beratung, Diagnostik und Therapie (Psychoedukation, Diagnostik, Therapie verschiedener Krankheitsbilder wie z.B. Depression, Sucht, chronische Störungsbilder wie Schizophrenie oder Persönlichkeitsstörungen; Beratung in Fragen arbeitsrelevanter Perspektiven und soziale Kompetenztrainings), Betreuungspersonal mit 24 Stunden Anwesenheit (Unterstützung bei organisatorischen Anliegen im Haus), diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege zur Unterstützung beim Medikamentenmanagement und bei erforderlichen pflegerischen Maßnahmen sowie Anbindung an das medizinische Regelversorgungssystem. Sozialbetreuung dient der Unterstützung in der Erlangung von Alltagsfertigkeiten, im Bedarfsfall Begleitung zu Ämtern, Ärzt:innen sowie Besuchen in Krankenanstalten. Weiters stehen den Bewohner:innen Konsiliarärzt:innen für fachärztliche Beratung, Diagnostik und Therapie zur Verfügung.
Die umfassende Betreuung durch multiprofessionelle Teams ist wesentlich, denn ein Großteil der Bewohner:innen, die in den Wohnhäusern begleitet werden, weisen psychiatrische Diagnosen auf. Die Wohnhäuser sind damit nicht nur ein Ort der Unterkunft, sondern auch ein Ort der Stabilisierung, der psychosozialen Begleitung und der Perspektivenentwicklung.
Das Wohnhaus des Sozialamtes für Männer
Mitte der 1980er Jahre kam erstmals ein Sozialarbeiter ins Haus. Seither erfolgte eine stetige Reduktion der Bettenzahl. 1999 übernahm eine Sozialarbeiterin die Leitung des Hauses und schrittweise wurde die Betreuung durch ein multiprofessionelles Team installiert. Schritt für Schritt wurde die Wohn- und Betreuungsqualität modernen Standards angepasst.
Heute bietet das Haus Platz für bis zu 40 Personen. Sie werden dabei unterstützt, eine passende Wohnform zu finden - z.B. selbständiges Wohnen in einer Gemeinde- oder Privatwohnung, betreutes Wohnen (beispielsweise für psychisch beeinträchtige oder alte Menschen), Langzeiteinrichtungen der Suchthilfe.
Seit 2015 wurden schrittweise Vierbettzimmer rückgebaut, Ein- und Zweibettzimmer traten an ihre Stelle und Sanierungen fanden regelmäßig statt, Balkone wurden errichtet. 2025 erfolgte eine thermische Sanierung, inkl. Fenstertausch und Fassadenneugestaltung und Adaptionen im Innenhof/Gartenbereich. Die thermische Sanierung wurde durch eine Bundesförderung ermöglicht.
Das Wohnhaus des Sozialamtes für Frauen und Frauen mit Kindern
Das „Frauenasyl" bestand zunächst aus 15 Schlafsälen mit insgesamt 204 Betten. Bis 1982 standen 140 Betten zur Verfügung, verteilt auf 20 Zimmer. Im Zuge der ersten Sanierungsmaßnahmen in den späten 1980er Jahren wurde die Kapazität auf 80 Betten reduziert. Eine umfassende Renovierung und ein Umbau in den Jahren 1996/97 führten zur Errichtung von 19 modernen Wohneinheiten mit insgesamt 68 Betten sowie sieben Einbettzimmern.
Heute bietet das Wohnhaus in 16 Wohngemeinschaften - darunter sieben speziell ausgestattete Mutter-Kind-Einheiten - Frauen und bis zu 20 Kindern ein Zuhause. Neben der Modernisierung der Ausstattung erfolgte ebenso eine kontinuierliche Professionalisierung der Betreuung.
Neben der inhaltlichen Weiterentwicklung wurde das Wohnhaus für Frauen auch baulich laufend modernisiert, um den Anforderungen gerecht zu werden und eine zeitgemäße Betreuung zu ermöglichen. Seit 2018 wurden zahlreiche Verbesserungen vorgenommen, u.a. durch die Errichtung barrierefreier Bäder, der Neugestaltung des Kinderspielraums, die Ausstattung mit neuen Küchen und WLAN in den Wohngemeinschaften. 2025 wurde eine umfassende thermische Sanierung, unterstützt durch Bundesfördermittel, zur Steigerung der Energieeffizienz und Wohnqualität vorgenommen.
Diese Maßnahmen unterstreichen das kontinuierliche Engagement der Stadt Graz, Menschen in schwierigen Lebenslagen nicht nur Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sondern ihnen auch ein Umfeld zu bieten, das Sicherheit und Entwicklungsmöglichkeiten gewährleistet.





