Der langjährige steirische Kulturpolitiker, Schachfunktionär und Ehrenringträger der Stadt Graz Senator Prof. h.c. Kurt Jungwirth ist gestern, am 13. Mai 2025, im 96. Lebensjahr verstorben. Bürgermeisterin Elke Kahr und Vizebürgermeisterin Judith Schwentner erinnern an seine Verdienste für die Landeshauptstadt Graz.
Kurt Jungwirth war eine prägende Persönlichkeit unserer Stadt. Am 3. September 1929 in Graz geboren, studierte er nach seiner Matura Romanistik und unterrichtete ab 1953 Latein und Französisch an der damaligen BEA Liebenau. Bis 1967 war er Vortragender am Französischen Kulturinstitut, bevor er 1958 Lehrbeauftragter für Französisch am Dolmetsch-Institut der Universität Graz wurde. In den 60er-Jahren wurde er mit der Redaktionsleitung der Kulturzeitschrift steirische berichte des Steirischen Volksbildungswerks betraut. 1970 wurde er als Landesrat für Kultur in die steirische Landesregierung berufen. Dieses Amt übte er bis 1985 aus. In dieser Zeit gestaltete er die Kulturpolitik nicht nur mit, sondern konnte in vielen Bereichen bleibende Veränderungen erreichen, die bis heute die Landeshauptstadt sowie die Steiermark prägen.
Das Bildungs- und Kulturangebot in allen steirischen Regionen auszubauen, war ihm ein besonderes Anliegen. Gleichzeitig initiierte er aus Sorge um die bauliche Entwicklung unserer Stadt im Jahr 1974 das Grazer Altstadterhaltungsgesetz. Gleichzeitig war er für Neuerungen offen. 1976 wurde er Präsident des steirischen herbst, der bis heute eng mit seiner Person verbunden ist. Auch die Gründung der Styriarte fällt in seine Amtszeit.
Eine andere Facette seiner Persönlichkeit war die lebenslange Leidenschaft für den Schachsport. Von 1971 bis 2017 war er Präsident des Österreichischen Schachbundes, von 1978 bis 1986 darüber hinaus Vizepräsident des Internationalen Schachverbands (FIDE), von 1986 bis 1998 Präsident der European Chess Union (ECU) und von 1990 bis 1998 Kontinentalpräsident der FIDE für Europa.
„Ein guter Schachspieler muss viel Fantasie haben. Während einer Partie versinkt die Welt rundum", wird Kurt Jungwirth im Jahr 2003 in einer Publikation des Österreichischen Schachbundes zitiert. Es war ihm immer wichtig, inmitten der Hektik der Tagespolitik auch für grundsätzliches Nachdenken Zeit und Raum zu schaffen. Davon hat auch in besonderem Maße der Steirische Akademikerbund profitiert, dessen Präsident er im Jahr 1974 wurde und über Jahrzehnte blieb.
Unter den vielen Ehrungen, die Kurt Jungwirth erhalten hat, darf stellvertretend das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich angeführt werden. Am 19. November 2009 wurde ihm der Ehrenringträg der Stadt Graz verliehen.
Bürgermeisterin Elke Kahr: „Kurt Jungwirth hat als Kulturpolitiker einen großen Anteil daran, dass die Landeshauptstadt weltoffener geworden ist. Er hat sich schon früh für den Erhalt der alten Bausubstanz eingesetzt und hat sich gleichzeitig gegenüber der Moderne aufgeschlossen gezeigt. Sein Tod ist ein schmerzlicher Verlust. Die Stadt Graz wird Kurt Jungwirth immer ein ehrendes Andenken bewahren. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden und allen, die er in seinem vielseitigen Wirken begleitet und geprägt hat."
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner: „Weltoffen, verbindend, der Moderne wie der Tradition verpflichtet, streitbar, humorvoll, geistreich, Romanist und Gründer der Styriarte, bis ins hohe Alter für den steirischen herbst aktiv - all das, was man mit Kurt Jungwirth verbindet, zeugt von einer Persönlichkeit, die wie kaum eine andere das kulturelle Leben in unserer Stadt tief geprägt hat. Ich bin ihm dankbar - was er uns hinterlässt, seinen tiefen Glauben an Humanismus und die Kraft des Dialogs über die Grenzen werden wir weiter tragen."