
Besuch aus Lviv in Graz: Städtepartnerschaft in Zeiten des Krieges
Eine Delegation der ukrainischen Stadt Lviv war zu Gast in Graz, um sich mit Vertreter:innen der Stadt auszutauschen. Lviv, eine Stadt mit über 700.000 Einwohner:innen im Westen der Ukraine, ist Finalist für den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2030“. Graz möchte Lviv bei diesem Bewerbungsprozess mit Erfahrungen und Know-how unterstützen.
Die Beziehungen zwischen Graz und Lviv bestehen seit geraumer Zeit und wurden durch den russischen Angriffskrieg weiter vertieft. Im Mittelpunkt des Besuchs stand der Austausch über die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen, insbesondere in den Bereichen Medizin und Architektur. Die Delegation informierte sich auch über die steirische Abfall- und Wasserwirtschaft und besuchte das Kunsthaus. Graz hat bereits im vergangenen Jahr und im Frühjahr eine Delegation aus Lwiw empfangen und selbst Lwiw besucht, um die Beziehungen zu stärken.

Die Stadt Lviv liegt im Westen der Ukraine, rund 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Spuren der polnischen und österreichisch-ungarischen Vergangenheit sind an der Architektur erkennbar. Lviv, auch Lwiw oder Lemberg genannt, zählt mehr als 717.000 Einwohner:innen.
Der Austausch und die Beziehungen zu Graz bestehen bereits lange. Gerade in den herausfordernden Zeiten seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs steht Graz in vielfacher Weise der ukrainischen Stadt bei. So war im vergangenen Jahr eine Delegation rund um den Vizebürgermeister von Lwiw im Grazer Rathaus zu Besuch. Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, die in Lemberg studiert hat, besuchte im heurigen Frühling gemeinsam mit NEOS-Gemeinderat Philipp Pointer Lviv, um sich einen persönlichen Eindruck der Lage zu verschaffen.
Lviv im Finale zur Kulturhauptstadt Europas 2030

Heute Vormittag wurde Bürgermeister Andriy Sadovyy mit einer großen Delegation seiner Stadt in Graz empfangen. Dabei ging es um Wissensaustausch in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, medizinische Versorgung, Architektur und Kultur. In letzterem Punkt erwartet man sich zahlreiche Hilfestellungen von Graz als Kulturhauptstadt 2003 und City of Design. Lwiw ist nämlich Finalist bei der Auswahl zur Europäischen Kulturhauptstadt 2030. Die Kultur, so betonte man, leiste wertvolle Unterstützung beim Blick nach vorne, in eine Zukunft, die hoffentlich bald nicht mehr vom Krieg gezeichnet sein wird.
Die Grazer Stadtpolitik empfing die Delegation, der auch Honorarkonsul Fritz Möstl angehörte, herzlich und betonte, wie gut sich die in Graz lebenden Ukrainer:innen eingelebt hätten und zu wertvollen Mitgliedern des Lebens in der steirischen Landeshauptstadt geworden sind.
Graz-Tourismus-Geschäftsführer Dieter Hardt-Stremayr war ebenfalls zu Gast und präsentierte Graz in ansprechenden Bildern und Fakten.
Auch Bürgermeister Sadovyy hatte einen Film von Lemberg mitgebracht, in dem gezeigt wird, wie die Stadt und ihre Bewohner:innen die dramatischen Geschehnisse bewältigen und ihre medizinische Infrastruktur mit viel internationaler Unterstützung adaptiert haben. Die Versorgung und Begleitung Verwundeter (körperlich wie seelisch) ist zur zentralen Aufgabe und Herausforderung geworden. Hier herrscht aus der Not heraus eine enorme Innovation und Entwicklung. Ähnlich ist es im Bereich der Architektur.
Dem Besuch im Rathaus folgen heute noch Exkursionen u. a. rund um die Themen Abfall- und Wasserwirtschaft. Am Abend steht ein Abstecher im Kunsthaus auf dem Programm.