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Graz präsentiert erste kommunale Inklusionsstrategie in Österreich

„Graz inklusiv - eine Stadt für Alle“

20.09.2023

Die Stadt Graz wächst. Im Herbst 2022 verzeichnete man den 300.000 Einwohner. Es braucht daher Instrumente, um die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich alle Menschen bestmöglich entfalten und leben können. Damit dies auch gewährleistet wird, nahm Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner ein österreichweit einzigartiges und wegweisendes Projekt in Angriff: Die Entwicklung einer Inklusionsstrategie. 

Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner, Andrea Fink (Abteilungsleiterin Sozialamt), Dietmar Ogris (Selbstvertreter, Obmann Selbstbestimmt Leben), Franz Wolfmayr (Inklusionsexperte, Zentrum für Sozialwirtschaft)Pressekonferenz inkl. Livestream und Gebärden-Dolmetsch

Ziel war die Entwicklung einer ersten Inklusionsstrategie für die steirische Landeshauptstadt. Diese soll Graz als Richtschnur für die nächsten Jahre in Sachen Inklusion dienen. Während derartige Strategien bereits in einigen europäischen Städten umgesetzt wurden, ist Graz auf diesem Weg österreichweit Vorreiter. „Inklusion, also die Teilhabe aller Menschen an unserem gesellschaftlichen Leben, muss immer mitgedacht werden", ist Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner, der selbst ausgebildeter Behindertenpädagoge ist, überzeugt, „es geht hier nicht nur um Menschen mit Behinderung, denn Inklusion kommt uns allen zugute." Die Strategieentwicklung wurde vom Zentrum für Sozialwirtschaft (kurz „ZfSW") begleitet.

„Mit Beschlussfassung und Umsetzung der Strategie „Graz inklusiv" verbessert die Stadt die Lebensbedingungen für alle Bürgerinnen und Bürger. Sie nimmt national und international eine Vorbildfunktion ein. Graz positioniert sich als Menschenrechtsstadt damit auch in internationalen Netzwerken und Kooperationen" streicht Inklusionsexperte Franz Wolfmayr vom ZfSW den großen Mehrwert einer solchen Strategie heraus, „dazu kommt, dass eine offene und inklusive Stadt leichter hochqualifizierte Fachkräfte, Forscher und Künstler aus der ganzen Welt anziehen und so seine wirtschaftliche und kulturelle Position stärken kann. Eine inklusive Stadt ist attraktiver für Touristen, die sich willkommen und berücksichtigt fühlen und das Image einer fortschrittlichen und menschenorientierten Stadt verbreiten. Und nicht zuletzt: Graz trägt bei zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN, die die Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern sollen. Das alles stärkt nicht nur die Lebensbedingungen in Graz und das Ansehen der Stadt, sondern kann auch substantielle wirtschaftliche, kulturelle und soziale Vorteile mit sich bringen."

Die Pressekonferenz zum Nachsehen:

 

Breiter Beteiligungsprozess

Seit Jänner 2023 wurde in einem beispielhaften Beteiligungsprozess die Strategie „Graz inklusiv" erarbeitet. Das Zentrum für Sozialwirtschaft hat dazu verfügbare Daten zusammengestellt, analysiert und in Interviews mit den Abteilungen der Stadtverwaltung und Fokusgruppen mit relevanten Stakeholdern eine Zustandsbeschreibung der Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen, ihren Angehörigen sowie von älteren Menschen erstellt. Zur Weiterführung bewährter Maßnahmen und zur laufenden weiteren Verbesserung wurden fünf Querschnittmaterien und 12 Handlungsfelder herausgearbeitet. Inklusion wird gemäß der UN - Behindertenrechtskonvention, zu deren Umsetzung Österreich sich verpflichtet hat, als laufender Prozess verstanden. Transparenz wurde in der Erarbeitung der Strategie großgeschrieben. Das Projektteam umfasste sieben Personen. Es wurde zudem in Fokusgruppen und mit Stakeholdern bzw. Interessensvertretern gearbeitet. Der Beteiligungsprozess umfasste insgesamt 16 Termine innerhalb von fünf Monaten, wie zum Beispiel der Behindertenbeirat, die Eventreihe „Murinselgespräche inklusiv", oder Präsentationen im Sozialausschuss bzw. bei den Abteilungsleitern der Stadt Graz sowie dem Magistratsdirektor. „Der Prozess der Strategieentwicklung Graz inklusiv - eine Stadt für Alle, hat gezeigt, dass es nicht nur auf Ebene der Stadtpolitik, sondern auch in sämtlichen Abteilungen der Stadtverwaltung ein großes Engagement und den Willen zur Verwirklichung der gesteckten Teilhabeziele gibt. Das ist (noch) keine Selbstverständlichkeit und deshalb besonders positiv erwähnenswert", sagt Peter Nausner vom Zentrum für Sozialwirtschaft.

Weg der Inklusion konsequent weitergehen

„Inklusion ist nie abgeschlossen. Inklusion ist immer ein Prozess und es geht darum die Lebenssituation von Menschen Schritt für Schritt zu verbessern. Genau diesen Weg wollen wir mit dieser wegweisenden Inklusionsstrategie konsequent weitergehen", erklärt Hohensinner. Selbstvertreter und „Selbstbestimmt Leben"-Obmann Dietmar Ogris freut sich auf ein klares Bekenntnis der Grazer Stadtpolitik zur Inklusion: „Mit der Inklusionsstrategie setzt Graz ein starkes Bekenntnis, unsere Menschenrechte auf allen Ebenen umsetzen zu wollen und ist damit die erste Landeshauptstadt in Österreich, die der UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung allumfassend Leben einhaucht. Inklusion lebt von den handelnden Personen, die bereit sind, sich mit Begeisterung und sportlichen Ehrgeiz für eine menschenachtende sowie zukunftsweisende Grundhaltung der Stadt Graz einzusetzen. Für die Zukunft wünsche ich uns weiterhin ein Begegnen auf Augenhöhe mit Politik und Verwaltung. Kreativität, Innovation und große Taten im Sinne gelebter Selbstbestimmung."

Vorbildliche Umsetzung seit Jahren

Die Studie zeigt auch auf, dass es bereits heute zahlreiche Bereiche in der Stadtverwaltung gibt, die Inklusion als Prinzip bereits vorbildlich umsetzen. Als Beispiele unter vielen gelten die Stadtbaudirektion mit dem Referat Barrierefreies Bauen oder die Beauftragtenstelle für Menschen mit Behinderung, angesiedelt im Sozialamt. Sie war Vorreiter in Sachen Beratung von Betroffenen und Angehörigen. Zusätzlich gab es innovative Projekte im Bereich Arbeit und Beschäftigung. Etwa das Projekt „Step by step II" Fünf Menschen mit Behinderung bekamen 2019 dabei die Möglichkeit einer begleiteten Anstellung im Haus Graz und damit Partizipation am Berufsleben. Das erfreuliche Fazit: Alle fünf Personen wurden in Regelbeschäftigungsverhältnisse übernommen.

Internationale Beispiele zeigen: Der Weg ist richtig

Bei der Entwicklung der Strategie wurden nationale und internationale Beispiele herangezogen, an denen sich Graz orientieren möchte. So hat die Stadt Freiburg in Deutschland bereits vor 8 Jahren einen derartigen laufenden Planungs- und Umsetzungsprozess gestartet. Vorbildhaft ist dabei, dass Menschen mit Behinderungen in die Planung und Evaluierung der Maßnahmen einbezogen sind. Die direkte Kommunikation aller Stakeholder mit Politik und Verwaltung verhilft allen zu einem besseren Verständnis der jeweils „anderen" Seite und schafft ein „Wir-Gefühl". Dieses „Wir-Gefühl" und die gegenseitige Verantwortung dafür möchte Graz mit der Inklusionsstrategie „Graz-inklusiv, eine Stadt für Alle" ausdrücken und umsetzen.

Michael Wildling

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