Ausstellung bis 25. September verlängert
Das Graz Museum in der Sackstraße beheimatet seit September 2021 die Ausstellung "Jochen Rindt, Mythos, Graz". Es wurde bekannt gegeben, dass die Ausstellung bis 25. September 2022 verlängert wurde. So lange können Motorsport-Fans die Gelegenheit nutzen, mehr über die Grazer Ausnahmepersönlichkeit zu erfahren.
Gedenkfeierlichkeiten am 7. Oktober 2021
Mit der Einweihung des Jochen-Rindt-Platzes im neuen Stadtteil Reininghaus und einem Symposium zum Auftakt ehrte die Stadt Graz heute die Rennsportlegende Jochen Rindt. Motorsport-Größen und Familienmitglieder versammelten sich für die Gedenkveranstaltungen in der Heimatstadt des Formel-1-Weltmeisters.
Einem der größten Söhne der Stadt wurde heute ein besonderes Andenken gesetzt: Dem Wetter zu trotz wurde der Jochen-Rindt-Platz im neu entstehenden Stadtteil Reininghaus feierlich eingeweiht. „Es ist wunderbar hier zu stehen. Wir sind alle beeindruckt davon, was ihr für Jochen getan habt", war Nina Rindt, die Witwe des 1970 in Monza verunglückten Rennfahrers, überwältigt. Gemeinsam mit Tochter Natasha und Jochen Rindts Halbbruder Uwe Eisleben enthüllte die Familie die Platztafel in dem neuen Stadtteil, der in Zukunft rund 10.000 Menschen beheimaten wird.
„Als ich 1951 zum ersten Mal mit Jochen in Graz zusammenkam, hätte ich mir das nie vorstellen können", war Uwe Eisleben sichtlich bewegt. Der Jochen-Rindt-Platz soll ein weitläufiger Platz mit viel Grün und hohen Bäumen werden, wie Sportstadtrat Kurt Hohensinner erklärte. „Ich freue mich unheimlich, dass wir im Sportjahr 2021 einen Platz nach diesem ganz großen Sportler benennen dürfen", so Hohensinner. Eine Straßenbahnhaltestelle und ein E-Mobilitätspoint sind ebenfalls auf dem Platz geplant.
Formel-1-Größen in Graz
Die Eröffnung des Platzes war Teil der Gedenkfeierlichkeiten „Jochen Rindt - Der Weltmeister aus Graz", die teilweise bereits zu seinem 50. Todestag im Jahr 2020 stattfanden und coronabedingt dieses Jahr fortgesetzt wurden. (Mehr dazu unter graz.at/jochenrindt) Zu diesem Anlass fanden sich auch zahlreiche Weggefährten aus dem Motorsport in Graz ein, unter ihnen Sir Jackie Stewart: „Ich glaube nicht, dass irgendein Rennfahrer auf der Welt jemals eine solche Anerkennung genossen hat wie Jochen in seinem eigenen Land", war der Rennfahrfreund und dreimalige Weltmeister begeistert und gratulierte der Stadt zu den Aktivitäten. FIA-Präsident Jean Todt bestätigte ihn: „Jochen wäre sehr glücklich das zu sehen." Red Bull Motorsportchef Helmut Marko, der ebenfalls an der Platzeröffnung teilnahm, über seinen Jugendfreund Jochen: „Er öffnete Österreich für die internationale Welt und machte den Motorsport in Österreich salonfähig". Besonderer Gast war der ehemalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, Freund und Vertrauter von Jochen Rindt, der auch ein eigenes Formel-1-Team mit ihm in Planung hatte: „Ich bin sehr glücklich darüber, was Graz für ihn tut."
Jochen Rindt – Der Weltmeister aus Graz
Dass die Feierlichkeiten heute stattfinden ist kein Zufall: Am 4. Oktober 1970 wurde Jochen Rindt zum Weltmeister gekürt - knapp einen Monat nach seinem Unfalltod beim Training in Monza. Bis heute bleibt er der einzige Formel-1-Weltmeister, der seine Krönung nicht mehr erleben durfte.
Bei den Großeltern in Graz aufgewachsen, verbrachte Jochen Rindt seine Kindheit und Jugend in der Landeshauptstadt. Hier fuhr er seine ersten Straßenrennen, von hier aus startete er seine Weltkarriere, hier wurde er vor 51 Jahren begraben. Trotz deutscher Staatsbürgerschaft ist der gebürtige Mainzer Jochen Rindt für die Grazer „einer von ihnen", was nicht zuletzt die unzähligen Kerzen auf seinem Grab am Zentralfriedhof jedes Jahr bestätigen.
Wirtschaftssymposium "Automotive & Sicherheit"
Zum Auftakt der Gedenkveranstaltung trafen ExpertInnen und Wirtschaftstreibende aus Automobilindustrie und Rennsport in der Aula der Alten Universität zusammen, um das wichtige Thema "Automotive & Sicherheit" zu diskutieren. "Jochen Rindt ist das perfekte Testimonial für die Stadt Graz und für die Automobilbranche", betonte Maximilian Mazelle, Leiter der Kommunikationsabteilung der Stadt Graz, der alle Teilnehmenden auch im Namen von Bürgermeister Siegfried Nagl herzlich willkommen hieß.
Christa Zengerer, Geschäftsführerin des ACstyria Mobilitätscluster und Karl Pfeiffer, wissenschaftlicher Geschäftsführer der FH JOANNEUM erklären die Bedeutung von Graz als Mobilitätshotspot und zentralen Ort für zahlreiche Beschäftigte, Studierende und Forschende im Automobilbereich. Die ehemalige DTM-Fahrerin und Director of Motorsport AVL List, Ellen Lohr, warf einen Blick in die Zukunft des Motorsports und die Veränderungen in der Branche.
Wie es um die Sicherheit im Rennsport steht und welchen Beitrag die FIA zu deren massiver Verbesserung leistet, erklärten Richard Mille, Vorsitzender der FIA Endurance Kommission und FIA Präsident Jean Todt, der Graz als „Sillicon Valley des Motorsports in Österreich" bezeichnete. "Wir müssen den Motorsport als Labor betrachten", so Todt, der auch UN-Sonderbeauftragte für Verkehrssicherheit ist. Von der gemeinsamen Zeit mit Jochen Rindt in Graz erzählte Red Bull Motorsportchef Helmut Marko, der davon überzeugt ist, dass „Graz als eine hochinnovative Stadt, einen großen Mehrwert und technisches Wissen für den Motorsport leistet."
Empfang und Ausstellung im Graz Museum
"Heute ist ein großer Tag für unser Museum", eröffnet Otto Hochreiter, Direktor des Graz Museum, den Empfang der Ehrengäste. Die Ausstellung "Jochen Rindt, Mythos, Graz" erfreute sich bereits in der ersten Woche großen Andrangs: 1500 BesucherInnen waren schon da, um die Darstellung des kurzen, schnellen, intensiven Lebens von Jochen Rindt und die Rolle von Graz darin zu bestaunen. Die Ausstellung zeigt, was auf den vielen Plakaten in Graz geschrieben steht: Jochen Rindt lebt.
Davon ist auch Kulturstadtrat Günter Riegler überzeugt: "Als Stadt, die eng mit dem Automotive Sektor und Motosport verknüpft ist, hat Jochen Rindt eine herausragende Bedeutung für Graz." Besonderer Teil der Ausstellung sind nicht nur die beiden Rennautos von Jochen Rindt, ein Ford GT40 und ein Lotus 72, die im Erdgeschoss des Museums stehen, sondern auch die Arbeit der Künstlerin Thelma Herzl. Sie hat die geschmolzenen Kerzen auf dem Ehrengrab Jochen Rindts fotografisch festgehalten.
"Ich freue mich, die ganze Ausstellung zu sehen", sagt Tochter Natascha Rindt, die bereits einen ersten Einblick nehmen konnte. Im Gegensatz zu Sir Jackie Stewart: "Ich hasse diese Bilder. Sie zeigen, dass er gewonnen hat", sagt der beste Freund und Rennfahrkollege von Jochen Rindt mit einem Augenzwinkern und ergänzt: "Wir hatten eine viel engere Beziehung als irgendjemand von den Fahrern heute. Was ihr hier macht ist eine großartige Sache für den Motorsport." Im Anschluss trugen sich alle Beteiligten noch in das Goldene Buch der Stadt Graz ein.