Vor 30 Jahren wurde in Graz ein zukunftsweisender Schritt gesetzt: Mit der Einrichtung des Migrant:innenbeirates hat der Gemeinderat ein klares Zeichen für politische Teilhabe und Mitbestimmung gesetzt - auch für jene, die kein Wahlrecht besitzen.
Seit der ersten Wahl im November 1995 ist viel passiert. Der Beirat hat sich als starke Stimme für rund 47.000 Grazer:innen aus Nicht-EU-Staaten etabliert - Menschen, die unsere Stadt mitgestalten, aber bis heute von Wahlen ausgeschlossen sind.
Dass wir dieses Jubiläum mit einer Tagung zur politischen Mitbestimmung begehen, ist kein Zufall - sondern ein bewusstes politisches Signal. Denn auch drei Jahrzehnte nach der Gründung des Migrant:innenbeirates ist eines klar: Politische Mitbestimmung darf kein Privileg bleiben. Sie ist ein Grundpfeiler jeder demokratischen Gesellschaft - und sie muss allen Menschen offenstehen, die hier leben.
Mit dieser Tagung wollen wir ein Zeichen setzen: Für mehr Sichtbarkeit, für mehr Gerechtigkeit - und für ein inklusives Demokratieverständnis, das niemanden ausschließt. Die Tagung soll uns daran erinnern, dass Demokratie nicht vollständig ist, solange ein erheblicher Teil der Bevölkerung keine Stimme hat. Sie beleuchtet das Demokratiedefizit, das durch strukturelle Ausschlüsse entsteht, und fragt nach Wegen, wie politische Teilhabe auch jenseits des Wahlrechts möglich ist.
30 Jahre Engagement für politische Sichtbarkeit, für Gleichberechtigung und für eine inklusive Stadtgesellschaft - das ist ein Grund zum Feiern. Aber es ist auch ein Auftrag: weiterzumachen - der Migrant:innenbeirat wird sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass alle Grazer:innen - unabhängig von ihrer Herkunft - eine Stimme haben. Denn Demokratie lebt von Beteiligung. Und sie wird stärker, wenn alle mitgestalten dürfen.
Migrant:innenbeirat der Stadt Graz
11. November 2025
