Der Grazer Klimabeirat will vermehrt zu zentralen Themen Position beziehen sowie konkrete Anregungen und Denkanstöße für den Klimaschutz abgeben*. In der jüngsten Sitzung vom 14. November 2023 erarbeiteten die ehrenamtlichen Klimabeiräte ihr erstes öffentliches Statement:
Empfehlung des Klimabeirats zur Grazer Wärmeversorgung
„Laut dem 2023 veröffentlichten Synthesebericht des Weltklimarats IPCC sind die projizierten globalen CO2-Emissionen aus bestehender fossiler Energieinfrastruktur mit dem für das 1.5°C-Ziel verbleibenden Treibhausgasbudget nicht vereinbar. Ein Ausstieg aus Kohle-, Öl- und Gasförderung und -nutzung ist daher unerlässlich und drastische Emissionsreduktionen sind bereits in diesem Jahrzehnt erforderlich, um das Pariser Klimaschutzziel erreichen zu können. Auf der 28. Vertragsstaatenkonferenz der Vereinten Nationen wurde daher intensiv über den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas verhandelt.
In der zweiten Sitzung des Klimabeirats der Stadt Graz am 14. November 2023 wurde ebenfalls über das Thema Energieversorgung und insbesondere über die Wärmeversorgung der Grazer Bevölkerung ausführlich diskutiert.
Die Fernwärmeversorgung ist in der Stadt Graz mit ihrem aktuellen Aufbringungsmix gemäß Klimaschutzplan der Stadt Graz für etwa 183.000 t CO2 Emission pro Jahr und damit für etwa 12% der lokal zuzurechnenden (produktionsbasierten) Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig liefert der weitere Ausbau der Fernwärmeversorgung vielen Grazer:innen die Möglichkeit, aus lokalen Öl- und Erdgasheizungen auszusteigen. In Kombination mit einer Umstellung der Aufbringung, weg von einem aktuell hohen Erdgasanteil, hin zur verstärkten Nutzung von Abwärme und regenerativer Energie, und verstärkten Sanierungsbestrebungen, kann, so zeigen es eine Reihe von Voruntersuchungen, die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung der Stadt Graz gelingen.
Empfehlungen des Grazer Klimabeirats:
- Die Eigentümer:innenvertretungen (Land Steiermark sowie Stadt Graz) mögen den Aufsichtsrät:innen und den Vorständen bzw. Geschäftsführungen der Energieversorgungsunternehmen (Energie Steiermark und Energie Graz) die Aufgabe geben, den Ausstieg aus Öl und Gas für die Grazer Energieversorgung so schnell wie möglich voranzutreiben. Die Transformation der Grazer Fernwärme in Richtung Klimaneutralität erfordert visionäres Handeln und Mut. Entsprechende, frühzeitig gesetzte Entscheidungen werden sich jedoch mittel- und langfristig im Hinblick auf Versorgungssicherheit, und Preisstabilität (Unsicherheit bei globalen Preisen von Öl und Gas, CO2-Bepreisung und mögliche Transferzahlungen oder Strafzahlungen für das Nichterreichen von Klimazielen) positiv für die Grazer Bürger:innen auswirken.
- Um die Erreichung der Klimaziele (v.a. Klimaneutralität 2040 und 1,5-Grad-Ziel) und das ambitionierte Verfolgen der Ziele der Energieversorger (u. a. Versorgungssicherheit, Preisstabilität und Dekarbonisierung) sicherzustellen, gilt es zu gewährleisten, dass alle Entscheidungsträger:innen und insbesondere auch Mitglieder von Aufsichtsorganen der steirischen Energieversorger frei von Interessenskonflikten sind; sowie dass sie visionäre Persönlichkeiten sind, die überzeugt und unmissverständlich hinter den Klimaschutzzielen stehen und die notwendige Energiewende glaubhaft vorantreiben.“
* Die unabhängige Ausarbeitung von Standpunkten durch den Beirat spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Geschäftsführenden Stelle, dem Referat Klimaschutzkoordination und Förderprojekte in der Stadtbaudirektion, wider.
Kontakt:
Univ.-Prof. DI Dr. Thomas Kienberger, Montanuniversität Leoben, Lehrstuhl für Energieverbundtechnik, Tel. +43 3842 402 54 01.
Univ.-Prof. DI Dr. Alexander Passer, Technische Universität Graz, Stiftungsprofessor Nachhaltiges Bauen, Tel. +43 316 873 52 50.