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Graz atmet auf: Bald 100.000 Fernwärmeanschlüsse

06.03.2020
Präsentierten die Fernwärme-Offensive der Stadt: von links die beiden Geschäftsführer der Energie Graz, DI Boris Papousek und MMag. Werner Ressi, Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl, Umweltstadträtin Mag.a Judith Schwentner, Stadtplanungsvorstand DI Bernhard Inninger und Umweltamtsvorstand DI Dr. Werner Prutsch.
Präsentierten die Fernwärme-Offensive der Stadt: von links die beiden Geschäftsführer der Energie Graz, DI Boris Papousek und MMag. Werner Ressi, Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl, Umweltstadträtin Mag.a Judith Schwentner, Stadtplanungsvorstand DI Bernhard Inninger und Umweltamtsvorstand DI Dr. Werner Prutsch.© Stadt Graz/Fischer

Mit einer Ausweitung der Fernwärmeanschlüsse von derzeit 75.000 auf 100.000 Haushalte bis 2025 soll die Grazer Luft weiter deutlich verbessert werden.

                                                                                                                                

Zwei Verordnungsbereiche gibt es seit 2012, elf weitere Zonen kamen ein Jahr später dazu - und jetzt sollen gleich 41 neue Gebiete ausgewiesen werden, in denen künftig mit wenigen umweltfreundlichen Ausnahmen nur noch mit Fernwärme geheizt werden darf: Diesen Beschluss soll der Grazer Gemeinderat am kommenden Donnerstag fassen. Damit schafft Graz einen weiteren Quantensprung bei der Verbesserung seiner Luft- und Umweltqualität.

Im Fokus sind vor allem belastete Gebiete

Am Ausbau des Fernwärme-Netzes wird fleißig gearbeitet.
Am Ausbau des Fernwärme-Netzes wird fleißig gearbeitet.© Energie Graz

Ausgewählt wurden von der Stadtplanung und vom Umweltamt in Abstimmung mit der Abteilung 15 Energie, Wohnbau, Technik des Landes Steiermark und der Energie Graz Zonen, die laut Kommunalem Energiekonzept (KEK) 2017 im Fernwärmeversorgungsgebiet sowie in der „Beschränkungszone für die Raumheizung" laut 4.0 Flächenwidmungsplan gemäß Steiermärkischem Raumordnungsgesetz liegen und in Bearbeitung oder in Vorbereitung befindliche und verordnete Bebauungspläne ausweisen. Alle betroffenen Bereiche weisen tendenziell eine höhere Feinstaubbelastung auf. Hatten die ersten beiden Gebiete 2012 ausschließlich innerstädtische Bereiche in den Bezirken Gries und Jakomini betroffen, so sind die künftigen Zonen über zehn Stadtbezirke verteilt. Auch die Strukturen der neuen Fernwärme-Anschlussareale sind sehr unterschiedlich: In einigen von ihnen ist dichter Häuserbestand vorhanden, in dem umweltschädliche Heizungen nachgerüstet werden müssen. Andere wiederum weisen hauptsächlich Konversionsflächen auf, in denen einstige Industriegebiete zu Wohn- und Lebensräumen umgewandelt werden. Und auch neue Entwicklungsflächen sind in den gesetzlichen Fernwärme-Anschlussauftrag einbezogen - was bedeutet, dass hier die Pflicht zum Fernwärmeanschluss besteht. Ausnahmen von diesem Auftrag sind im Steiermärkischen Baugesetz definiert. In der Praxis sind bei neu errichteten Wohneinheiten nur noch Fernwärmeheizungen zulässig, bei Nachrüstungen ist ein amtswegiges Verfahren vorgeschrieben. Vor Erlassung eines Bescheids muss von der Stadt eine Erhebung vor Ort durchgeführt werden, in der die technische Erschließbarkeit sowie die vorhandenen Gebäudestrukturen und Heizungsarten geprüft werden.

Bürgermeister Nagl: „Drei Hauptkriterien“

Bei der Präsentation der Fernwärme-Offensive gab Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl das ehrgeizige Ziel der Stadt bekannt, bis 2025 die Zahl der Fernwärmeanschlüsse in Graz von derzeit 75.000 auf 100.000 zu erhöhen: „Das entspricht dann rund zwei Drittel aller Grazer Haushalte!" Für den Bürgermeister sprechen aus KundInnensicht vor allem drei Hauptkriterien für diese Wärmequelle: die garantierte Versorgungssicherheit, die Preisstabilität und die Bereitstellung von Wärme aus möglichst ökologischen Quellen.

Stadträtin Schwentner: „Größtes Klimaschutzprojekt“

Stadträtin Mag.a Judith Schwentner.
Stadträtin Mag.a Judith Schwentner.© Stadt Graz/Fischer

Für Umweltstadträtin Mag.a Judith Schwentner ist der Fernwärmeausbau das größte und erfolgreichste Klimaschutzprojekt der Stadt Graz. Sie ist überzeugt, dass es für eine möglichst optimale Luftqualität und eine bestmögliche Strategie für den Klimaschutz in Graz zwei Kriterien gibt: eine Wende in der Wärmeversorgung und im Verkehr. Erfreuliches Detail: „Der Gemeinderat hat beschlossen, dass unsere großzügigen Förderungen für die Umstellung auf Fernwärme für weitere drei Jahre gesichert sind!"

Umweltamtsvorstand Prutsch: „Bis zu 100 Prozent Förderung“

Für jene, die durch die Ausweisung neuer Bereiche mit Fernwärme-Anschlussauftrag emissionsintensive Heizungen durch Fernwärme ersetzen müssen, erleichtern diese Förderungen die Umrüstung, betonte Umweltamtsvorstand DI Dr. Werner Prutsch. Details sind im Umweltamt zu erfragen. Wo viele Beteiligte in einem Objekt gemeinsam umstellen, kann ab einer gewissen Anzahl von Wohnungen sogar der gesamte Aufwand durch Förderungen gedeckt werden. Prutsch verwies aber auch auf den rasant steigenden Anteil alternativer Energie bei den Fernwärmequellen, der binnen weniger Jahre von 5 auf 25 Prozent geklettert sei.

Stadtplanungsvorstand Inninger: „Bei Neubauten nur Fernwärme“

Stadtplanungsvorstand DI Bernhard Inninger.
Stadtplanungsvorstand DI Bernhard Inninger.© Stadt Graz/Fischer

Bei Neubauten in den ausgewiesenen Bereichen mit Fernwärmeauftrag kommt bereits in der Planung nur noch diese umweltfreundliche Heizungsart in Frage, erläuterte Stadtplanungsvorstand DI Bernhard Inninger. In Bestandsgebäuden filtert die Bau- und Anlagenbehörde die größten Problemfälle heraus, die dann als erste einen Umrüstungsbescheid erhalten: „Diese Bescheide werden innerhalb der kommenden zehn Jahre erstellt, danach haben die Empfänger noch bis zu 15 Jahre Zeit, um ihre Heizung auf Fernwärme umzustellen!"

Energie Graz mit Millionen-Investitionen

Die Energie Graz, die mit Initiativen für das gesetzliche Kommunale Energiekonzept KEK, den städtischen Energie-Masterplan Graz oder eben in der Arbeitsgruppe Wärmeversorgung Graz 2020/2030 die Nachhaltigkeitsziele der Stadt Graz stets unterstützt, hat Großes vor. Nachdem schon im Vorjahr rund 31 Millionen Euro in die Energieversorgung der Stadt investiert worden waren, wird jetzt an dem gemeinsamen Ziel mitgearbeitet, den Anteil der Alternativenergie an der Fernwärmeversorgung auf 50 Prozent zu steigern, gaben die beiden Geschäftsführer MMag. Werner Ressi und DI Boris Papousek bekannt. Für die nächsten fünf Jahre sind weitere knapp 70 Millionen Euro an Investitionen in den Fernwärmeausbau und in alternative Versorgungsanlagen vorgesehen. Damit beläuft sich die investierte Gesamtsumme für Fernwärme von 2007 bis 2024 auf rund 200 Millionen Euro.

Ausbau und Verdichtung

Energie Graz-Geschäftsführer DI Boris Papousek.
Energie Graz-Geschäftsführer DI Boris Papousek.© Stadt Graz/Fischer

Durch den forcierten Ausbau der Fernwärme schloss die Energie Graz im Vorjahr rund 3.800 Wohnungen neu ans Netz an. Das Leitungsnetz wird vor allem in Liebenau, Straßgang und im entstehenden Stadtteil Reininghaus ausgebaut. Wer im Rahmen der Wohnungsverdichtung auf eine neue Fernwärmeheizung umstellt, zahlt in den ersten beiden Jahren jeweils nur die halben Heizkosten. Diese Aktion der Energie Graz wird im Direktvertrieb in Kooperation mit den Hausverwaltungen durchgeführt.

Innovative Projekte

Die Fernwärmeversorgung in Graz umfasst mittlerweile zahlreiche innovative Projekte und ist damit Vorreiter bei der Ausgestaltung der städtischen Wärmewende: Beim solaren Speichermodell Helios, einem europaweit einzigartigen Modell, werden Wärme aus Sonnenenergie und Deponiegas mit einem Großspeicher kombiniert. Für dieses Projekt heimste die Energie Graz 2018 sowohl den „Energy Globe Styria Award" als auch den „Österreichischen Solarpreis" ein. Ein weiterer Ausbau von derzeit 2.000 Quadratmeter thermischer Solaranlage auf rund 4.000 Quadratmeter ist für dieses Jahr bereits in Planung. Ein innovatives Energiemodell hat die Energie Graz für den Stadtteil Reininghaus entwickelt: Die Niedertemperaturabwärme aus dem nahen Stahlwerk Marienhütte wird für die Wärmeversorgung genutzt. Eine geplante Wärmepumpen-Großanlage zur Nutzung der Abwärme des Abwassers der Kläranlage der Stadt Graz in Gössendorf sowie die Ausweitung der Abwärmenutzung der Papier- und Zellstofffabrik Sappi in Gratkorn sind weitere innovative Bausteine zu einer umweltfreundlichen Heizungsversorgung in Graz.

Wolfgang Maget

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