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Erinnerungstafel zum Lager Liebenau

anlässlich des 75. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges

28.04.2020

2018 war für Österreich ein Jahr des Gedenkens und des Erinnerns. Mit zahlreichen Veranstaltungen, Ausstellungen und Initiativen beteiligte sich auch die Stadt Graz an diesem Gedenkjahr und thematisierte beispielsweise mit der Ausstellung „Das Lager: ein Ort verdichteter Geschichte" im GrazMuseum ihre dunklen und erschütternden Bereiche der Vergangenheit, wie es beispielsweise das ehemalige NS-Zwangsarbeiterlager Liebenau darstellt. Damals konzipiert und kuratiert vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, findet nun unter abermaliger Federführung dessen Leiterin, der Historikerin Barbara Stelzl-Marx, 75 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges ein weiterer Schritt zur Erinnerung an die Verbrechen im Lager Liebenau statt.

Errichtung einer Erinnerungstafel und digitaler Rundgang

Im Rahmen der Neugestaltung des Grünangers wird im Bereich des Maria-Cäsar-Parks, über den sich das Lager Liebenau erstreckte, eine Tafel errichtet, die das Schicksal der Opfer an diesem Ort unvergessen machen soll und zu einem Ort des Erinnerns machen wird. Auf dieser Tafel wird die aktuelle Topografie des Maria-Cäsar-Parks und seiner näheren Umgebung dargestellt. Überlagert wird diese Darstellung vom Plan des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Liebenau. Ein Informationstext geht auf die wichtigsten Eckdaten der Geschichte des Zwangsarbeiterlagers ein ("Verführt" - "Verschleppt" - "Vernichtet" - "Verurteilt" - "Vergessen") und erläutert die Angebote zur vertiefenden digitalen Auseinandersetzung: 

  • Auf der Tafel ausgewiesene Rundgänge zu ausgewählten Punkten des ehemaligen Lagerareals, zu denen digital vertiefende Informationen angeboten werden.
  • Eine herunterladbare App, welche das Abschreiten der Rundgänge unterstützt und die vertiefenden Informationen digital bereithält.
  • Eine Website, welche die Beschäftigung mit der Thematik auch unabhängig vom Besuch des Maria-Cäsar-Parks oder der App ermöglicht.

Diese App soll die Besucherinnen und Besucher des Maria-Cäsar-Parks dabei unterstützen, den Rundgängen zu ausgewählten Punkten des ehemaligen Lagers Liebenau zu folgen. Sie geht dabei auf die diversen historischen aber auch aktuellen gesellschaftlichen Aspekte ein, für welche die Punkte symbolisch stehen.

Die Website wiederum ist eng an die Erinnerungstafel und die App angelehnt und stellt die Inhalte für Menschen bereit, die sich wie etwa derzeit durch die Corona-Krise bedingt, nicht vor Ort oder per Smartphone mit dem Thema auseinandersetzen können oder wollen. Ein wichtiger Aspekt der digitalen Erweiterung der Erinnerungstafel ist die laufende Bearbeitung und Erweiterung der angebotenen Inhalte und das flexible Eingehen auf den öffentlichen Diskurs.

Der zuständige Kulturstadtrat Günter Riegler betont einmal mehr die immense Bedeutung angemessener Erinnerungskultur und unterstreicht die fortdauernde Notwendigkeit Bewusstsein und Aufmerksamkeit bei nachkommenden Generationen für dieses schwere Erbe der totalitären Vergangenheit zu schaffen. „Die schrecklichen Verbrechen, die an diesem Ort verübt wurden, das unfassbare Leid, das hier auf Grazer Boden angerichtet wurde, verpflichten uns zu einer ernsthaften und wissenschaftlichen Dokumentation der damaligen Ereignisse, sie fordern uns aber auch auf, die Rolle unserer Stadt in dieser Zeit immer wieder aufzuzeigen und als Mahnung für die Zukunft zu verstehen". Er sei daher dankbar, dass die Stadtregierung die Stärkung der Gedenk- und Erinnerungskultur als ein Kernanliegen ausgemacht und mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung einen kompetenten Partner für dieses Anliegen gefunden habe.

Besonderer Dank gilt dem Land Steiermark für die inhaltliche und finanzielle Unterstützung. Kulturlandesrat Christopher Drexler: „Es ist geradezu unsere Pflicht, die Erinnerung an die Gräueltaten und Verbrechen des Nazi-Regimes aufrechtzuerhalten. Besonders an Orten in der Steiermark, an denen sie in besonders schrecklicher Form Realität wurden, gilt es die mahnende Erinnerung zu vergegenständlichen. Die Erinnerungstafel zum Lager Liebenau ist ein Zeichen für unsere und für kommende Generationen, dass Freiheit, Frieden und Menschenrechte alles andere als eine Selbstverständlichkeit sind. Ich danke der Stadt Graz für diese wichtige Initiative."

Stadtrat Günter Riegler richtet seinen Dank auch an die Energie Steiermark, die während der Bauarbeiten mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes für eine lückenlose Dokumentation gesorgt haben.

 „Die Errichtung eines Mahnmales und einer Info-Tafel im Vorfeld im Gedenken an die Opfer des Lagers Liebenau ist eine wichtige Geste wider das Vergessen. Wir sind von Beginn an mit allen Hinweisen im Zusammenhang mit dem Lager Liebenau sehr aufmerksam umgegangen und haben bereits 2011 gemeinsam mit der Stadt Graz beim Institut für Kriegsfolgenforschung an der Uni Graz eine umfassende Studie beauftragt, um eine historisch-profunde, lückenlose und kritische Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der lokalen Geschichte sicherzustellen. Die Ergebnisse daraus haben wir bei der Umsetzung des Murkraftwerks mit dem gebotenen Respekt einfließen lassen und zusätzlich ein Archäologen-Team beauftragt, die Arbeiten am Baustellen-Gelände zu begleiten." so Vorstandssprecher Christian Purrer von der Energie Steiermark.

 Die gewonnenen Erkenntnisse wurden mit jenen des Bundesdenkmalamtes und der Historikerinnen und Historiker in einer Task-Force zusammengeführt. So konnten die Funde aus allen Disziplinen heraus rasch bestimmt und in den richtigen Kontext gestellt werden. „Gerne haben wir uns bereit erklärt, einen Kostenbeitrag für dieses Projekt zu übernehmen, weil wir es für ein unverzichtbares Signal halten, die Erinnerung an die Gräuel ständig wach zu halten." erklärt Purrer.

Barbara Stelzl-Marx, Professorin für Zeitgeschichte an der Uni Graz, dankt der Stadt Graz und den anderen Förderern für die Unterstützung der Forschung, die die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Grazer Zeitgeschichte ermöglicht. „Vor genau 75 Jahren, im April 1945, war das Lager Liebenau eine Zwischenstation auf den Todesmärschen ungarischer Jüdinnen und Juden ins KZ-Mauthausen, mindestens 34 Menschen wurden hier erschossen. Die Erinnerungstafel mit digitalem Rundgang soll einen wichtigen Beitrag wider das Vergessen an den Holocaust vor unserer Haustür leisten."

Enthüllung

„Aufgrund der derzeitigen Situation waren wir gezwungen, den ursprünglich geplanten Termin zur Enthüllung der Gedenktafel auf Anfang September 2020 zu verschieben. Wir haben uns bewusst für diesen Monat entschieden, da im Jahr 1947 von 08. bis 12. September der Liebenauer Prozess stattfand, bei dem drei Verantwortliche für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden konnten." so Günter Riegler abschließend.

Erinnerungstafel

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