Vor einigen Monaten starteten die Umbauarbeiten im Gemeinderatssaal des Grazer Rathauses. Während die Sitzungen des Gemeinderats aufgrund von Corona in der Grazer Messehalle abgehalten werden, wird im Gemeinderatssaal fleißig renoviert. Im finalen Zeitraffervideo ist der Umbau des Prunksaals Schritt für Schritt im Schnelldurchlauf zu sehen.
Die Podestunterkonstruktionen stehen, wackeln und haben Luft, wie der Volksmund so sagt. Nun wird beplankt und der Unterboden hergestellt. Jede einzelne Platte muss genau eingepasst werden und alles soll in der Waage sein. Die Restauratoren werken auf der Galerie unter Zeitdruck, den die Akustikplatten wollen auch noch montiert werden. Mit einem Transportablen Gerüst werden im vorderen Bereich die Elemente eingehängt, auf der Galerie ist die Montage eine Spur leichter. Parallel dazu ziehen die Elektriker noch ihre Kabel und schließen Beleuchtungen an. Derweilen wartet der restaurierte und gereinigte Luster darauf, ausgepackt zu werden.
Für die Medienausstattung und die Elektrik kommen zwei große Steuerungsschränke, die an der Rückseite des Saales in den ehemaligen Durchgangstüren Platz finden. Die Tischler stellen nun die Pulte und Tische auf. Das braucht seine Zeit, den hier geht's um Millimeterarbeit. In der Zwischenzeit wird die restaurierte Saaluhr aufgehängt, die dann zum Schluss genau eingepasst zwischen den Akustikpaneelen hängt. Jetzt ist es schon wirklich eng im Raum bei der Anzahl der Personen, die sich um die rechtzeitige Fertigstellung bemühen.
Eine gesonderte Logistikleistung war da Anliefern, Vertragen und Aufstellen der fixen Bestuhlung. Dazu kam ein Montageteam aus Italien, die dies in zwei Tagen schaffte. Der Beamer sitzt auf seinem Platz, die Leinwand und die Mediensteuerung funktioniert. Am Mittwoch, den 15.Dezemeber, einen Tag von der Gemeinderatssitzung in der Messe präsentierte die Präsidialchefin Verena Ennemoser den Mitarbeitern der politischen Büros und Stadträten den nun fast fertigen Saal. Einige Einstellungsarbeiten und Anpassungen noch, dann großes Staubwischen und Ende Jänner 2022 steht der Saal zur Verfügung.
Arbeiten in vollem Gange
Das Video beginnt mit dem 26.September, dem Tag des Denkmals (in ganz Österreich). An diesem Sonntag -Vormittag präsentierte das ISG (Internationales Städteforum in Graz) das Projekt gemeinsam mit Andreas Ledl von der Präsidialabteilung der Stadt Graz und den Restauratoren Fritz Nussbaumer und Sandra Chesi.
Die besondere Gelegenheit, den Gemeinderatssaal im Zuge des Renovierungs- und Umbauprojektes zu sehen und dabei aus erster Hand Erläuterungen zu den Arbeitsweisen und Fragen des Umgangs mit dem Denkmal aus der Sicht der Restauratoren zu erhalten, nutzten zahlreiche Grazerinnen und Grazer. Schon allein die Reinigung der denkmalgeschützten Holzdecke, der Balustrade und der Wandvertäfelungen führte zu einer unglaublichen atmosphärischen Aufhellung des Raumes. Dicke Schichten an abgelagerten Reinigungsmitteln und Zigarettenrauch bildeten einen beinahe schwarzen Film auf den Holzelementen, die nun wieder in ihrer ursprünglichen Farbe strahlen und die Fülle an Details zeigen, die längst nicht mehr wahrgenommen werden konnten. Auch die Renovierung der Glasfenster und die Reinigung des Lusters stellen wieder die historische Pracht des spätgründerzeitlichen Saales in den Vordergrund. Damit wurde der historische Rahmen für die neue technische Ausstattung und die neuen Sitzmöbel wieder hergestellt.
Nun erfolgte das Anliefern und Aufbauen der Stahlunter-konstruktion für die Podeste: Eine sehr zeitaufwendige Arbeit, denn erst wenn alle Teile an ihrem Platz und in der Waage sind, kann endgültig fixiert werden, damit die anderen Gewerke (Teppichboden, Tischler; Elektriker, usw.) darauf aufbauen können. Doch vorher montieren die Lüftungstechniker die Kanäle und Auslässe. Immer in Abstimmung mit den Elektrikern, die mit ihren kilometerlangen Kabelsträngen für Strom- und IT-Versorgung auch Platz benötigen. Und jedes Kabelende ist nummeriert, damit nur ja keine Verwechslung im Schaltkasten auftritt. Der Unterboden für das Kassetten-Parkett, wie alles andere auch heikel, muss eine vollkommen ebene Fläche gewährleisten. Es soll ja nicht bei jedem Schritt knirschen und quietschen.
Das wache Auge auf all diese Arbeiten halten Bernhard Kölbl als Örtliche Bauaufsicht und Saman Zandi als operativer Projektleiter der GBG. Für den Luster von D. Hollenbachs Neffen & Ed. F. Richter / Wien 1894 kamen die Restauratoren aus Wien angereist. Gereinigt und neu verkabelt, LED Leuchtmittel und mit polierten Glaskugel verleiht er dem Raum wieder die besondere Eleganz. Gegen das Verstauben gesichert hing er bis zum 12. Dezember ganz oben unter der Decke. An diesem Tage wurde er vom Schutzmantel befreit. Aber das ist im kommenden Zeitraffer Nr. 4 (das Finish) zu sehen.