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Rückblick, Ausblick und Abschluss des Kulturjahres 2020

Kulturstadtrat Günter Riegler und Programmmanager Christian Mayer informieren

09.07.2021

Das Graz Kulturjahr 2020 und seine zahlreichen Projekte melden sich wieder zurück.

Seit den Öffnungen am 19. Mai läuft es erstmals annähernd im ursprünglich geplanten Betriebsmodus. Das Netz wird ebenso weiterhin bespielt wie andere digitale Räume, der öffentliche Raum, Theatersäle, Ausstellungshäuser, Galerien oder Nachbarschaftszentren - und das in allen Bezirken von Graz. 

Bislang waren zwischen 1. Jänner und 30. Juni 46 Projekte mit 321 Einzelveranstaltungen an insgesamt 1898 Ver-anstaltungstagen (wie etwa laufende Ausstellungen) zu sehen und mitzuerleben.

Die performative Festivalausstellung „Die Stadt als Datenfeld. Wie wir in Zukunft leben wollen." ist ebenso Ort des permanenten Diskurses, wie der „Klima-Kultur-Pavillon", der sich für die Bewusstseinsbildung einer Klima-Kultur einsetzt, da gerade für die Zukunft von Städten wie Graz Maßnahmen und Strategien zur Anpassung an den Klimawandel und zur Vermeidung von Überhitzung der Stadträume eine entscheidende Rolle spielen.

Das Projekt „Geteilte (in)Kompetenzen" initiierte einen Dialog zwischen technisch-wissenschaftlichen Insidern und Outsidern, in „Graz Backstage" kann man in geführten Radtouren den komplexen Wegen des Grazer Abfalls folgen, während im „TanzPflanzPlan" kollektiv Gemüse ausgewählt und angepflanzt wurde.

Auch Schul-Projekte konnten endlich wieder stattfinden: So befassten sich Schülerinnen und Schüler Im „Future Classroom:::OnStage" spielerisch und künstlerisch mit dem Thema Digitalisierung und den Auswirkungen auf ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung.

„Gemeinsam war all diesen Projekten", hob Kulturstadtrat Günter Riegler hervor, „dass sie die Kernidee des Graz Kulturjahres aufgriffen, nämlich gemeinsam mit den Grazerinnen und Grazern zu arbeiten, nicht zu repräsentieren, sondern die Bevölkerung einzubinden und zu motivieren: Denn letztlich gestalten wir unsere Zukunft alle gemeinsam. Besonders stolz macht es mich, dass einige Projekte auch nach dem Kulturjahr weiterbestehen und teilweise im öffentlichen Raum erlebbar bleiben."

Schauplatz der Presse-Konferenz

war ein ganz zentrales Projekt: Der Demonstrativbau „Club Hybrid", der ja nicht nur als Bauwerk sondern auch als Wohn-, Veranstaltungs-, Diskurs- und Arbeitsraum geplant war - und tatsächlich auch so funktioniert.

Programm-Manager Christian Mayer berichtete aus eigener Erfahrung:

Wir haben in dieser Woche das Kulturjahresbüro hierher verlegt und nicht nur am gemeinschaftlichen Schreibtisch gearbeitet, sondern auch das Programm genossen, die Kantine getestet und im Studio übernachtet. Vielen herzlichen Dank an Michael Rieper, Heidi Pretterhofer und ihr Team für die Gastfreundschaft."

Ein Abschluss als Ausblick in die Zukunft

Am 7. September verabschiedet sich das Graz Kulturjahr dann ganz offiziell im Rahmen einer Abschluss-Gala auf den Kasematten. Moderiert und künstlerisch umgesetzt vom Theater im Bahnhof, lässt dieser Abend nicht nur alle Projekte noch einmal feiern und hochleben, er sucht auch nach ersten Erkenntnissen aus diesen 20 Kulturjahres-Monaten. Welche Aufgaben müssen wir tatsächlich für die Zukunft formulieren? Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Künstlerinnen, Künstlern, Wissenschafterinnen, Wissenschaftern, Verwaltung und Politik aussehen? Was kann jeder einzelne von uns dazu beitragen, um das zukünftige urbane Zusammenleben, um das Zusammenleben in Graz zu gestalten?

Eine mögliche Antwort auf diese Fragen wird die renommierte Experimentalphysikern Ille C. Gebeshuber geben, eine der gefragtesten Expertinnen im Bereich der Bionik und Nanotechnologie. Gebeshuber beschäftigt sich seit vielen Jahren mit positiven Technologien, also Technologien, die für die Menschen und die Biosphäre nicht nachteilig, sondern neutral und im besten Fall positiv sind. Für deren Entwicklung lässt sie sich gerne von Geschöpfen des Dschungels inspirieren - sie lebte und arbeite sieben Jahre in Malaysia. 2017 wurde sie Österreicher des Jahres im Bereich Forschung, schrieb den Bestseller „Wo die Maschinen wachsen" und wirft mit ihrem Buch „Eine kurze Geschichte der Zukunft" einen Blick in die Zukunft der Menschheit, in der der Unterschied zwischen realer und nicht-realer Welt nur noch marginal sein wird. Ihre These: Wurde die Vergangenheit vom Glauben dominiert und die Gegenwart vom Wissen, könnten in der Zukunft Glauben und Wissen verschmelzen. Am Ende ist für sie eines sicher - die Zukunft der Menschheit wird viel dynamischer und spannender verlaufen als wir heute annehmen.

Bürgermeister Siegfried Nagl konnte leider nicht an der Veranstaltung teilnehmen, freut sich jedoch sehr über die zahlreichen Kulturprojekte in den Sommermonaten: „Als wir vor drei Jahren das Kulturjahr 2020 initiierten, stellten wir die Frage nach dem Zusammenleben in der Zukunft ins Zentrum der Betrachtungen. Welch große Bedeutung diese Frage aufgrund der seit März 2020 in Erscheinung getretenen Corona-Pandemie letztlich bekommen würde, konnte damals noch niemand erahnen. Als Bürgermeister einer so vielfältigen Stadt freut es mich deshalb außerordentlich, dass wir mit den unterschiedlichsten Projekten aus Kunst und Wissenschaft sowohl wertvolle Antworten als auch konstruktive Lösungsansätze für diverseste Herausforderungen der Zukunft aufzeigen konnten und können. Viele Aspekte werden dabei in meiner Funktion als für die Stadtplanung verantwortliches Regierungsmitglied inspirierend und wegweisend sein können. Nicht zuletzt ist gerade die Stadtplanung ein wichtiges Lenkungsinstrument in den Themenbereichen Umwelt und Klima. Umso wichtiger wird es sein, all diese Faktoren mit den beteiligten Steakholdern aus den verschiedensten Disziplinen gemeinsam zu denken."

Vorstellung aktueller Projekte

Im Gewässer der Mur schwimmt eine Herde Kühe. Abgetrieben von der Alm, wurde sie zwischen die Flussufer von Graz geschwemmt. Als Bojen der Nutztierhaltung treiben die Kühe in den Strömungen. Das Glockengeläut schafft eine ländliche Atmosphäre inmitten des inneren Stadtraums. Die klimatischen Veränderungen scheinen hier Gefüge wie Stadt und Land durcheinander zu bringen -  und Raumordnungen zu vertauschen. Das Projekt „Murpod" ist eine temporäre Installation, die mit modernster Computeranimation eine täuschend echt wirkende und mögliche zukünftige Realität in der Augartenbucht zaubert.

Eröffnung: 1. 8. 2021, 20.30, Augartenbucht

Installation: 2. - 26. 8. 2021, tgl. 20.30 - 22.00, Augartenbucht

Auch scheinbare Fußnoten des urbanen Lebens wie Pflanzen im Stadtraum demonstrieren Kultur. Das Motto des Graz Kulturjahr 2020 zeigt sich auch in den kleinen öffentlichen Nischen wie den Grünflächen. Wie sieht urbane Kultur im 21. Jahrhundert aus?

Diversität, Vielfalt, Toleranz, Möglichkeiten bieten, Experimente erlauben, die Natur und das Klima respektieren, nachhaltig wirtschaften, Utopien umsetzen: Das kann auch in Form von Natur im Stadtraum umgesetzt werden. Ein Rasen wandelt sich in eine bunt blühende Wildpflanzenwiese und Öko-Insel - im Sinne einer klimabewussten gärtnerischen Maßnahme und Bodenpflege, sowie einer ökologisch nachhaltigen Bewirtschaftung.

Die entstehende bienen- und insektenfreundliche Blühfläche soll Bewusstsein für ökologische Belange wecken, als auch real zu einer Erhöhung von Biodiversität und Biomasse, von Wildbienen, Faltern, Netzflüglern und weiteren Insekten im Stadtgebiet, führen. Das Projekt stellt einen Versuch dar, und soll für zukünftige Stadtbepflanzungen eine ökologische Alternative hinsichtlich pflanzlicher Biodiversität erproben. Als erster Projektstandort wurde der Rasenplatz vor der Grazer Oper ausgewählt.

 Das Projekt NATURE! bepflanzt unter Begleitung von Philipp Sengl, Ingenieurbüro für Biologie (Ökologie und Botanik) in Kooperation mit der Natur.Werk.Stadt (hosted by Naturschutzbund) und der Abteilung für Grünraum und Gewässer der Stadt Graz, diese öffentliche Grünfläche mit 50 verschiedenen Arten von Wildpflanzen. Zum Abschluss erfolgt ein zweijähriges, wissenschaftliches Monitoring von Lorenz Gunczy, Universalmuseum Joanneum (Entomologie) und Johannes Rabensteiner, Universität Graz (Botanik).

 

Zur Frage, wie der Mensch zukünftig mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotern koexistieren wird, stellt insbesondere das Theater ein Experimentierfeld zur Verfügung, auf dem Emotionen, Sehnsüchte und Ängste buchstäblich durchgespielt werden können. Bei „Nessun Dorma" betritt die Sparte Oper Neuland: Zu einer alten Kassette mit Todesarien malt der Industrie-Roboter ARKA tagsüber in der Galerie Kunstwerke. Jeden Abend trifft ARKA auf einen aus Alltagsgeräten gebauten, dort arbeitenden Putzroboter: PUTZINI.

Die beiden lieben und leiden, wie es sich für einen dramatischen Opernstoff gehört, diskutieren dabei über Imitation und Authentizität in der Kunst, über Liebe und Verrat. Die Interaktion der beiden künstlichen Lebewesen verbindet emotionsphilosophisches Nachdenken und modernste digitale Wissenschaft mit der von menschlichen Gefühlen erzählenden Operngattung: Die Roboter reagieren, kommunizieren und bewegen sich absolut autark - die Maschine lebt!

Ausstellungseröffnung und Performance: 5. 8. 2021, 20.00, Forum Stadtpark

Laufzeit: 6. - 12. 8. 2021, Ausstellung: 14.00 - 19.00, Performance: 20.00

Ein Überblick über sämtliche Projekte sowie Foto-Downloadmöglichkeiten stehen Ihnen auf unserer Website unter https://www.kulturjahr2020.at/presse/ zur Verfügung.

https://www.clubhybrid.at/

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