Ganz großes Kino

Ein großes Geburtstagsfest und ein kleines, feines Filmprogramm wartete auf alle KIZ RoyalKino-Fans am 6. Oktober. Dieses feiert heuer nämlich sein 50-jähriges Bestehen. Viele Fans des Kunstkinos waren in die Conrad-von-Hötzendorf-Straße 10 gekommen, um den Geschäftsführer:innen Barbara Brunner und Geor Grigoriadis zum Jubiläum zu gratulieren. "Unser Schwerpunkt liegt seit jeher auf wichtigen gesellschaftspolitischen Themen wie der Friedensbewegung, der Frauenpolitik oder der Gleichbehandlung, wir sind Kinderkino, lateinamerikanisches Kino, Kino für Andersdenkende und Andersliebende", betonte Grigoriadis, und erinnerte sich zurück: "Als Sohn des Geschäftsführers Nikos Grigoriadis sind mein Bruder und ich quasi im Augartenkino aufgewachsen." Eine cineastische Familiengeschichte, die fast ein jähes Ende gefunden hätte: Das beliebte Kino stand vor der Schließung. Daraufhin beteiligten sich unzählige Grazer:innen an der Unterschriftenaktion zur Rettung des Lichtspieltheaters, die letztendlich auch gelang: 2009 siedelte dieses ins Royalkino und wurde zum KIZ RoyalKino. Für Markus Scheucher, der als einer von drei Gründern das Kino 1973 aus der Taufe gehoben hatte, ist dessen Werdegang ein "Meisterwerk", wie er selbst sagt: "Nikos Grigoriadis hat das Kino dann auf eine professionelle Ebene gehoben. Es ist wunderbar, was aus unserem ehemaligen 'Wanderkino' geworden ist! Aber das Ziel, gute Filme zu zeigen und die Welt dadurch ein bisschen menschlicher zu machen, ist noch immer dasselbe geblieben."

Wenn man das Kino betritt, kommt sofort ein Gefühl der Nostalgie hoch. Es riecht nach Popcorn, in der Theke befinden sich Mannerschnitten und Erdnusspackerln, gleich neben der Kassa liegt der Saalplan. Keine Riesenbildschirme, über die Anzeigen flimmern, keine laute Musik, kein Mainstream, kein 3D oder gar MX4D - fast als wär ein bisschen die Zeit stehengeblieben. Auch Bürgermeisterin Elke Kahr schwelgte in positiven Erinnerungen: "Für mich war das KIZ über Jahrzehnte wie eine zweite Heimat. Es ist nicht nur großartiges Programmkino mit wunderbaren Filmen, sondern ein Treffpunkt für Menschen, die sich einsetzen für eine sozial gerechtere Welt. Danke, dass ihr das möglich macht!" Gemeinderat Peter Piffl-Percevic, der die Stadträte Kurt Hohensinner und Günter Riegler vertrat, betonte, wie wichtig das Aufbegehren für eine gute Sache sei. "Ohne so ein großes Engagement, ohne die vielen kritischen Geister wäre der Erhalt dieser Institution nicht möglich gewesen." Und Bundesrat Karlheinz Kornhäusl, der anstelle von Landeshauptmann Christopher Drexler gekommen war, ergänzte: "Besonders faszinierend ist die unwahrscheinlich spannende Symbiose zwischen Filmkultur und gesellschaftspolitischem Auftag. Graz kann stolz sein auf ein Kino wie das KIZ!"

Das Kino verfügt über drei Säle mit 559 Plätzen, die größten Leinwand zählt 115 m². Über diese flimmerte als Auftakt zu den cinestischen Feierlichkeiten erstmals in der Steiermark Margarethe von Trottas einfühlsamer Film "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" über die Unmöglichkeit der Liebe zwischen der großen, viel zu früh verstorbenen, Schriftstellerin und dem genialen Max Frisch. Seine Weltpremiere feierte der Film bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Am 7. Oktober wurde dann Casablanca (US 1942) und am 8. Oktober Night on Earth (US 1991) gezeigt.

Das Jubiläumsprogramm diese Woche:

• Mo., 9. Okt., 20 Uhr: Nacktschnecken (AT 2004), deutsche Originalfassung
• Di., 10. Okt., 20 Uhr: Contact High (AT 2009), deutsche Originalfassung
• Mi., 11. Okt., 20 Uhr: Hotel Rock'n'Roll (AT 2016), deutsche Originalfassung

1973 wurde der Verein KIZ (Kritisches Informations Zentrum) von Otto Hwaletz, Peter Pailer und Markus Scheucher mit dem Ziel gegründet, gute Filme nach Graz zu bringen. Anfangs wurden tagesweise Säle angemietet, etwa der Hörsaal A der Uni Graz oder das Orpheum. Drei Jahre später wurde das KIZ dann von einer kleinen Gruppe übernommen: Heidi Bauer, Anna Grigoriads, Nikos Grigoriadis, Ilse Grond, Klaus Huber, Willi Turko, Jörg Pongratz und Haymo Sani
Eine Organisationsreform war nötig - aus dem KIZ sollte ein avanciertes Kunstkino entstehen. 1978 begann man, regelmäßig das Augartenkino zu bespielen, ab 1983/84 wurde dieses dann zum fixen Standort. Unter der Leitung von Nikos Grigoriadis wurde das KIZ (ab jetzt: Kommunikations- und Informationszentrum) zu einem professionellen Programmkino und damit zu einer Kulturinstitution, die aus Graz nicht mehr wegzudenken ist. Als dann das Augartenkino 2009 einem Neubau weichen musste, startete eine Unterschriftenaktion, die mit 15.000 Unterschriften zu einer der erfolgreichsten in der Geschichte der Stadt zählt. So gelang mit dem Umzug auf den Standort des ehemaligen Royal English Cinema in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße auch die erfolgreiche Zusammenführung der Tradition der beiden Häuser: Blockbuster im Original und Arthouse-Filme. Heute liegt der Schwerpunkt auf österreichischem und europäischem Kino, auf Filmpremieren, Dialogveranstaltungen mit Künstler:innen, Filmreihen, Events und Kooperationen mit zahlreichen lokalen und überregionalen Institutionen sowie auf Filmen im englischen Original. Das KIZ RoyalKino ist auch Diagonale-Festspielkino und vieles andere mehr.