Ein starkes Zeichen für politische Mitbestimmung auch ohne Wahlrecht
Am 26. Juni 2025 fand im Media Center des Grazer Rathauses die 8. Konferenz der Grazer Migrant:innenvereine und -selbstorganisationen statt. Über 30 Vertreter:innen von Grazer Migrant:innenvereinen und -communities versammelten sich auf Einladung des Migrant:innenbeirates der Stadt Graz, um sich zum Thema „Politische Mitbestimmung von Migrant:innen" auszutauschen und gemeinsame Perspektiven zu entwickeln.
Die Konferenz fand heuer in einem besonderen Jahr statt: Der Migrant:innenbeirat feiert sein 30-jähriges Bestehen - eine bedeutende Wegmarke für die politische Selbstorganisation und Mitbestimmung von Menschen mit Migrationsbiografie ohne Wahlrecht.
Geschäftsführer Godswill Eyawo eröffnete die Konferenz und betonte die besondere Bedeutung dieses Austausches mit den Grazer Migrant:innenvereinen und Communities. Er richtete einen herzlichen Dank an Bürgermeisterin Elke Kahr, die trotz der Herausforderungen der letzten Wochen auch Zeit gefunden hatte, persönlich bei der Konferenz zu erscheinen.
Zum Gedenken an die Opfer des Amoklaufs am BORG Dreierschützengasse sowie an den am 29. Mai verstorbenen Altbürgermeister Alfred Stingl legten die Teilnehmenden eine Schweigeminute ein. Den Angehörigen gilt das aufrichtige Mitgefühl der Anwesenden. Erinnert wurde auch an Alfred Stingl, der als Wegbereiter für die Gründung des Migrant:innenbeirates gilt.
Die Vorsitzende des Migrant:innenbeirates, Irina Karamarković, begrüßte die Teilnehmer:innen und dankte ihnen für ihr Engagement in den Vereinen und Communities. In ihrer Eröffnungsrede sprach sie auch die angespannten politischen und sozialen Rahmenbedingungen an - von Kürzungen im Kulturbereich bis hin zu aktuellen sozialen Einschnitten auf Landesebene.
Bürgermeisterin Elke Kahr richtete persönliche Worte an die Anwesenden. Sie betonte, wie wichtig es sei, Unterschiede zu überbrücken und ein Graz zu gestalten, das frei von Hass ist. Sie bedankte sich bei allen Anwesenden für ihr Engagement. In ihrer Rede sprach sie auch die Grenzen kommunaler Handlungsmöglichkeiten an: Das Wahlrecht für alle könne nur auf Bundesebene entschieden werden. Trotzdem betonte sie, wie wichtig es sei, dass sich Menschen politisch engagieren, auch ohne Wahlrecht.
Den inhaltlichen Auftakt gestaltete Melinda Tamás, Menschenrechtskonsulentin und Trainerin für politische Bildung aus Wien. In ihrem Impulsreferat machte sie deutlich, wie wichtig politische Teilhabe als Menschenrecht ist - insbesondere für Menschen, die (noch) kein Wahlrecht besitzen. Sie zeigte Möglichkeiten auf, wie sich migrantische Communities trotz formaler Ausschlüsse politisch engagieren können und hob die Möglichkeit hervor, bei den Migrant:innenbeiratswahlen seine Stimme abzugeben.
Die 8. Konferenz zeigte eindrucksvoll: Politische Teilhabe und Mitbestimmung sind mehr als ein Wahlzettel. Sie beginnen dort, wo Menschen sich engagieren, informieren und vernetzen - und wo ihre Stimmen gehört und ernst genommen werden.

Das EMV-LII-Projekt wurde aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union finanziert.
Kofinanziert von: Stadt Graz/Integrationsreferat