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Starkes Zeichen gegen Krieg und Faschismus

Die Stadt Graz feierte mit Stargast Konstantin Wecker 80 Jahre Kriegsende

10.05.2025
Große Festveranstaltung der Stadt Graz anlässlich 80 Jahre Kriegsende. Rund 800 Gäste waren in die Kasematten gekommen.Bürgermeisterin Kahr hielt die Eröffnungsrede.Historikerin Karin Schmidlechner-Lienhart sprach mahnende Worte.Auch Francesco Panteca, Präsident des Triestiner Gemeinderates (Mitte), war gekommen.Die Wilden Alten zeigten eine beeindruckende Performance gegen das Vergessen.Jiddische Songs, neu interpretiert: Isabel Frey & BandIsabel Frey im Gespräch mit Moderatorin Christina Kropf.Vizebürgermeisterin Schwentner, Historikerin Schmidlechner-Lienhart, Bürgermeisterin Kahr (v. l.). Stargast des denkwürdigen Abends war Konstantin Wecker.Beeindruckendes Duo-Programm "Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg!" mit einem grandiosen Jo Barnikel am Klavier.Wecker zeigte sich hautnah ...... zur großen Begeisterung des Publikums.Ein Abend des Erinnerns, der noch lange nachwirken wird.

Vor 80 Jahren war der Zweite Weltkrieg Geschichte. Ein historischer Wendepunkt, der den Grundstein für das heutige unabhängige und friedliche Österreich legte. Die Erinnerung daran soll die Bedeutung von Freiheit, Frieden und Demokratie für kommende Generationen bewahren. In diesem Sinne lud Bürgermeisterin Elke Kahr im Namen der Stadt Graz am gestrigen 9. Mai zu einer großen Festveranstaltung auf die Kasematten. Trotz der frostigen Temperaturen waren rund 800 Besucher:innen gekommen, um gemeinsam mit Vertreter:innen der Stadtpolitik, darunter Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, die KPÖ-Stadträte Robert Krotzer und Manfred Eber sowie KFG-Stadträtin Claudia Schönbacher, SPÖ-Klubobfrau Daniela Schlüsselberger und viele Gemeinderät:innen, um gemeinsam dieses denkwürdigen Datums zu gedenken. Gestartet wurde bereits am Nachmittag mit der Preisverleihung des von der Abteilung für Bildung und Integration initiierten Malwettbewerbs zum Thema "Graz malt Geschichte" der Grazer Schulen. 

Gegen Hass und Hetze

Um 18 Uhr wurde dann die Festveranstaltung, die die Menschenrechtsstadt Graz das erste Mal in dieser Form ausrichtete, feierlich durch die Grazer Bürgermeisterin eröffnet. In ihrer Rede bezeichnete sie das Kriegsende als den "bedeutendsten Einschnitt aus der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts". Graz werde zwar als die "Stadt der Volkserhebung" bezeichnet, es habe aber auch ein anderes Graz gegeben, so Kahr und nannte die Namen Richard Zach, Julia Pongracic und den Franziskanerpater Kapistran Pieller, die beispielshaft für viele für Opfermut und Widerstand stehen würden. "Unsere Stadt hat einen weiten, aber guten Weg zurückgelegt. Dennoch sind Freiheit und Frieden nicht geschenkt - wir müssen Tag für Tag dafür eintreten", ist sich Kahr sicher und betonte: "Krieg ist niemals unvermeidbar und Aufrüstung ist niemals ohne Alternative. Deshalb setzen wir ein ganz klares Zeichen gegen Hass und Hetze, für Frieden und internationale Verständigung. Bleiben wir gemeinsam wachsam, wenn Freiheit und Frieden bedroht werden."

Aus der Geschichte lernen

Die Historikerin Karin Schmidlechner-Lienhart brachte in ihrer Festrede ihren Blick auf die Tage rund um den 8. Mai 1945 und das Leben danach näher. "Der Tag stellte eine Befreiung für Verfolgte, Jüdinnen und Juden, Widerstandskämpfer:innen, Zwangsarbeiter:innen, KZ-Insaßen, politisch Andersdenkende etc. dar. Für die Anhänger:innen der Regimes war der Tag aber eine Niederlage." Lange habe man in Österreich vor allem der Soldaten und Bombenopfer gedacht, die wirklichen Opfer seien vorerst aus der kollektiven Erinnerung ausgeblendet worden. Diese Geschichtslüge sei erst ab den 1980er-Jahren von einer jungen Generation von Historiker:innen abgelöst worden, zeitgleich hätten auch junge Menschen begonnen, sich mit der Vergangenheit der Eltern zu beschäftigen. Die Wiederherstellung der österreichischen Identität sei zwar gelungen, dennoch sei die Entnazifizierung lange kein Thema gewesen - Auswirkungen davon sehe man bis in die Gegenwart. "Es besteht kein Zweifeld daran, dass die österreichische Geschichte seit 1945 eine Erfolgsgeschichte und Österreich ein demokratischer Staat mit hohem Lebensstandard ist", betonte die Historikerin und mahnte zugleich: "Umso bedenklicher ist es, dass heute rechtspopulistische und rechtsextreme Bewegungen schwierige politische Situationen nutzen, um Hass zu schüren, den Rechtsstaat und die Menschenrechte infrage zu stellen und die Spaltung der Gesellschaft zu erreichen. Wir wissen, welche Auswirkungen Rassismus, fehlende Humanität und Ausgrenzungen haben." Damals hätten viele kleine Schritte zum größten Zivilisationsbruch der Menschheitsgeschichte geführt. Deshalb appellierte Schmidlechner-Lienhart: "Für alle, die die Demokratie schützen wollen, ist es wichtig, schon die ersten Schritte in diese Richtung zu verhindern zu versuchen."  

Unterhaltungsprogramm

Für (musikalische) Unterhaltung sorgten "Die wilden Alten" mit einem nachdenklich stimmenden Programm zum Thema sowie Isabel Frey & Band, die sich mit Hingabe der jiddischen Musik widmen. Den krönenden Abschluss bildeten schließlich Konstantin Wecker und Jo Barnikel mit ihrem mitreißenden Duo-Programm "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!". Durch den Abend führte Moderatorin Christina Kropf, für die Veranstaltungsorganisation zeichnet die Abteilung für Kommunikation der Stadt Graz verantwortlich.

Via ORF-Livestream kann man die gesamte Festveranstaltung nachschauen.

Veranstaltungen im Gedenkjahr

Während des heurigen Gedenkjahres gibt es überall in der Stadt vielfältige Veranstaltungen. Unter www.graz.at/gedenkjahr2025 findet man einen Überblick.

Doch was passierte wirklich am 8. Mai 1945? Der Minifilm des deutschen Filmemachers Wim Wenders "Die Schlüssel zur Freiheit" erklärt gut den historischen Hintergrund. Der Film entstand auf Bitte des Auswärtigen Amtes in Deutschland. Sehen Sie unten das Video.

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