Mit der achten Ausgabe der Diskussionsreihe StadtDialog Graz widmeten sich die Stadt Graz, die Kammer der Ziviltechniker:innen für Steiermark und Kärnten sowie das HDA –Haus der Architektur einem Thema von historischer Dimension: der Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt. Die Veranstaltung im Space04 des Kunsthauses Graz stellte ein halbes Jahr vor der geplanten Eröffnung des Bahntunnels im Dezember 2025 die Auswirkungen dieses Großprojekts auf Stadt, Region und darüber hinaus in den Mittelpunkt. Immerhin steht die Koralmbahn sinnbildlich für eine neue Ära der Mobilität, der regionalen Kooperation und der nachhaltigen Stadtentwicklung in Südösterreich - mit 1,1 Millionen Menschen im entstehenden Ballungsraum und Chancen, die weit über die beiden Landeshauptstädte hinausreichen.
Ein Jahrgundertprojekt verbindet Städte und Regionen
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner eröffnete gemeinsam mit Stadtbaudirektor Bertram Werle, Gustav Spener, Präsident der Kammer der Ziviltechniker:innen, und Karin Oberhuber, Geschäftsführerin des Hauses der Architektur, den Abend. Schwentner betonte: „Heute kein Stadt-, sondern ein Städtedialog. Die Koralmbahn prägt unsere Zukunft. Projekte wie Reininghaus oder die Smart City sind Beispiele dafür, wie Stadtentwicklung mit Mobilität zusammenspielt." Persönlich freue sie sich auch auf künftige Zugfahrten zum Baden nach Kärnten, unterstrich aber: „Diese Verbindung ist weit mehr - sie betrifft Bildung, Arbeit, Freizeit und Regionalentwicklung."
Stadtbaudirektor Bertram Werle hob hervor, dass der Dialog über Stadtgrenzen hinausreicht: „Das Thema verlässt heute das Grazer Stadtgebiet - nicht zuletzt durch die Teilnahme von Klagenfurts Stadtplanungschef Robert Piechl."
Gustav Spener bezeichnete die Koralmbahn als „Jahrhundert-, wenn nicht Jahrtausendprojekt" und betonte die maßgebliche Rolle der Ziviltechniker:innen in Planung und Umsetzung: „Mobilität ist ein zentrales Thema und für unseren Berufsstand eine besonders spannende Aufgabe."
Karin Oberhuber begrüßte die Gäste als Gastgeberin des Abends und verband das Thema mit ihrer persönlichen Geschichte: „Als gebürtige Osttirolerin bedeutet diese Verbindung auch für mich eine neue Nähe zur Heimat."
Klaus Schneider von der ÖBB-Infrastruktur AG präsentierte die Meilensteine des Großprojekts: Seit 1999 im Bau, umfasst die 130 Kilometer lange Neubaustrecke 12 Bahnhöfe, 12 Tunnel und als Herzstück den 33 Kilometer langen Koralmtunnel. Ab Dezember 2025 soll die Fahrt zwischen Graz und Klagenfurt nur noch 45 Minuten dauern. Schneider verwies auf die herausragende Kostenstabilität: „Ursprünglich mit 5,4 Milliarden Euro veranschlagt, werden es letztlich 5,5 Milliarden - das ist weltweit nahezu einzigartig."
Auch die regionalen Perspektiven wurden beleuchtet: Lasse Kraack vom Regionalmanagement Südweststeiermark skizzierte die Zielsetzung, durch gezielte Bahnhofsentwicklung und Bündelung der Flächennutzung wirtschaftliche Impulse zu setzen und Zersiedelung zu vermeiden. Kerstin Weber vom Regionalmanagement Steirischer Zentralraum erläuterte, wie die Stadtregion Graz weiter zusammenwächst: „Die Koralmbahn verändert Arbeitsmärkte, Wohnstandorte, Bildungszugänge - und erfordert eine abgestimmte, überregionale Planung."
In der anschließenden Podiumsdiskussion vertieften Kerstin Weber, Susanne Haubenhofer (GF Tourismusverband Region Graz), Robert Piechl (Stadtplanung Klagenfurt), Catherine Walter-Laager (Vizerektorin der Karl-Franzens-Universität Graz) und Stadtbaudirektor Bertram Werle die vielfältigen Auswirkungen und stellten sich den Fragen aus dem Publikum.
Catherine Walter-Laager zeigte sich begeistert vom Potenzial der Verbindung: „Für junge Menschen entsteht ein riesiges Angebot. Universitäten können Lehrveranstaltungen standortübergreifend anbieten - kombiniert mit Online-Learning ein echter Gewinn."
Susanne Haubenhofer sah große Chancen für den Tourismus: „Wir wollen Kulturangebote aus der Region stärker mit Kärnten verknüpfen und neue Pakete schnüren. Die Nähe eröffnet neue Kooperationen."
Robert Piechl betonte, wie wichtig die Bahnverbindung für Klagenfurt ist: „Junge Leute wandern oft ab. Die schnelle Verbindung kann helfen, sie nach dem Studium zu bewegen, auch wieder nach Kärnten zu bekommen."
Bertram Werle sah die Koralmbahn als „Frequenzbringer für Graz" und setzt auf nachhaltige Stadtentwicklung: „Mit unseren Straßenbahnausbauprojekten reagieren wir bereits, aber wir brauchen für eine weitere Umsetzung starke Partner - Land und Bund müssen uns hier unterstützen."
Moderator Wolf-Timo Köhler, Leiter des Referats für Bürger:innenbeteiligung der Stadt Graz, führte durch den Abend und betonte die Bedeutung des Dialogs über Stadt- und Landesgrenzen hinweg. Als Zukunftsdialog Klagenfurt macht die Veranstaltung übrigens auch am 4. Juni um 18.30 Uhr im Architekturhaus Klagenfurt Station.