Acht Monate lang wurde der baufällige Stadtparkbrunnen saniert - jetzt kehrt er in voller Pracht ins Herz der Stadt Graz zurück. Heute wurde das historische Juwel feierlich in Betrieb genommen.



Ein Juwel kehrt zurück
Der Stadtparkbrunnen, der seit dem Jahr 1874 die „grüne Lunge" der Stadt Graz ziert, wurde heute nach einer aufwendigen Sanierung wieder in Betrieb genommen. Darüber freuten sich auch die zahlreichen politischen Vertreter:innen: „Mit der längst fälligen Renovierung strahlt der Stadtparkbrunnen wieder in jeder Hinsicht für die nächsten 100 Jahre. Hier atmen wir Geschichte und gute Luft," konstatiert Vizebürgermeisterin Judith Schwentner. Auch Kulturstadtrat Günter Riegler schätzt das Denkmal: „Der Stadtparkbrunnen ist ein Juwel - und eines von 500 Denkmälern, die vom Kulturamt mit großer Sorgfalt betreut werden. Die Sanierung war ein nicht alltägliches Projekt: nicht nur aufgrund der Historie und der Größe, sondern auch weil so viele Menschen - Planer, Restauratoren, die Mitarbeiter der Baufirmen und natürlich auch der zuständigen städtischen Abteilungen - mit Herzblut daran beteiligt waren. Ihnen allen möchte ich meinen Dank aussprechen. Beim Anblick der wunderschön restaurierten Figuren könnte man glatt vergessen, in welch schlechtem Zustand der Brunnen noch vor nicht allzu langer Zeit war. Bleibt nur zu hoffen, dass er von Vandalismus verschont bleibt - damit die Grazer sich möglichst lange daran erfreuen können."
Tausende Arbeitsstunden, eine Million Euro Budget
Die Restaurierung war extrem aufwendig: Der Brunnenaufbau und die Beckenfiguren wurden in Einzelteile zerlegt und in die Werkstatt von Klaus Wedenig (Restauration Company, Königshof/Burgenland) gebracht, wo in insgesamt 4.000 Arbeitsstunden Kalk- und Schmutzablagerungen in mühsamer Handarbeit entfernt, beschädigte Bereiche ausgebessert und sämtliche Hohlräume der Figuren von innen von Korrosion befreit wurden. Bei der Zerlegung und dem Wiederaufbau der jeweils mehrere hundert Kilo schweren Figuren war besondere Präzision gefragt. Die Metalloberflächen wurden in einem Bronzeton neu gefasst, der im Sonnenlicht golden schimmert und dem ursprünglichen Erscheinungsbild des 19. Jahrhunderts entspricht. Alle Sanierungsschritte wurden in enger Abstimmung zwischen den beteiligten Abteilungen der Stadt Graz - Kulturamt, Abteilung für Grünraum und Gewässer, Holding Graz und GBG - Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH - und dem Bundesdenkmalamt durchgeführt. Das Brunnenbecken - 1874 mit dem damals relativ jungen Baustoff Portland Zement in kürzester Zeit errichtet - wurde bis auf den originalen Kern aus Naturstein abgetragen und in rund 3.000 Arbeitsstunden in zwei Schichten wiederaufgebaut. Auch die von außen nicht sichtbare Wassertechnik in der unterirdischen Brunnenkammer präsentiert sich jetzt komplett erneuert. Dabei konnten sowohl der straffe Zeitplan von acht Monaten als auch der Budgetrahmen von knapp mehr als einer Million Euro eingehalten werden.
Neue Spendenplattform nach alter Tradition
Der Stadtpark ist das lebendige Symbol für das Engagement der Grazer Bürger:innen zur Sicherung und Erhaltung von Grün- und Freiräumen der Stadt. Sowohl die Errichtung des Stadtparks als auch der Ankauf des Brunnens und einige Sanierungen wurden großzügig finanziell unterstützt. Spenden aus der Bevölkerung ist es zu verdanken, dass der ursprünglich als französischer Beitrag für die Weltausstellung in Wien 1873 präsentierte Brunnen für 31.500 Gulden (nach heutigem Wert etwa 470.000 Euro) angekauft und nach Graz gebracht werden konnte. Am 4. Oktober 1874, dem Namenstag von Kaiser Franz Joseph, wurde der von Jean Jules Klagmann entworfene und von Antoine Durenne gegossene Brunnen im Grazer Stadtpark feierlich eröffnet. Doch der Zahn der Zeit nagte unerbittlich an dem Kunstwerk: Nach drei Sanierungen in den Jahren 1926, 1952 und 1996 - teilweise wiederum durch Spenden der Bevölkerung finanziert - befand sich der Brunnen zuletzt durch Einflüsse von Witterung, Korrosion und Verschmutzung in sehr schlechtem Zustand. Eine Generalsanierung war laut Befundung des renommierten Bauforschungsbüros Conserve unausweichlich, im vergangenem Februar wurde sie in Angriff genommen. Mit einer neuen Spendenplattform will man die gelebte Tradition im Stadtpark wiederbeleben, der Bevölkerung die Mitwirkung an der Erhaltung und Gestaltung des Grünraums zu ermöglichen. Die dafür beim Bundesdenkmalamt eingerichtete Spendenplattform soll denkmalpflegerische Maßnahmen im Grazer Stadtpark unterstützen. Erreichbar ist diese Spendenplattform online. Wer den Stadtpark durch eine Überweisung unterstützen möchte, kann das durch eine Einzahlung mit folgenden Daten tun:
Titel: Stadtpark, allgemeine denkmalpflegerische Maßnahmen, Aktionscode A528, Empfängerin Bundesdenkmalamt 1010 Wien, IBAN AT07 0100 0000 0503 1050
Weitere Stimmen
Doris Kampus: „Der Stadtparkbrunnen ist weit mehr als ein historisches Schmuckstück, er ist ein Stück Identität
unserer Stadt. Die Restaurierung wurde mit viel Engagement und Sorgfalt von einem hervorragenden Team umgesetzt. Ich freue mich besonders, dass der Stadtpark wieder seinen historischen Anziehungspunkt zurückbekommt und viele Menschen zum Verweilen einlädt."
Kulturamtsvorstand Michael A. Grossmann: „Wenn man in Graz einen Ort verdichteter Geschichte in Form von historischen Denkmälern sucht, dann ist der Stadtpark jedenfalls ein solcher. Unser Stadtparkbrunnen ist ein besonders
wertvolles Denkmal. Von den Bürgerinnen und Bürgern im 19 Jahrhundert erworben und der Stadt auf Dauer geschenkt, ist er ein Synonym für den Sommer und die Lebensfreude in unserer Stadt geworden. Ich bin sehr dankbar, dass wir so engagierte Kolleginnen und Kollegen in unseren Abteilungen haben und einen so verständigen und kunstsinnigen Gemeinderat, der die Restaurierung dieses unschätzbar wertvollen Kulturgutes möglich gemacht hat. Ohne die Bauleitung und die ausführenden Firmen dürften wir uns heute, an diesem schönen Tag, nicht über den in neuem Glanz erstrahlenden Brunnen freuen."
Grünraum-Abteilungsleiter Robert Wiener: „Wenn man in Graz einen Ort verdichteter Geschichte in Form von historischen Denkmälern sucht, dann ist der Stadtpark jedenfalls ein solcher. Unser Stadtparkbrunnen ist ein besonders wertvolles Denkmal. Von den Bürgerinnen und Bürgern im 19 Jahrhundert erworben und der Stadt auf Dauer geschenkt, ist er ein Synonym für den Sommer und die Lebensfreude in unserer Stadt geworden. Ich bin sehr dankbar, dass wir so engagierte Kolleginnen und Kollegen in unseren Abteilungen haben und einen so verständigen und kunstsinnigen Gemeinderat, der die Restaurierung dieses unschätzbar wertvollen Kulturgutes möglich gemacht hat. Ohne die Bauleitung und die ausführenden Firmen dürften wir uns heute, an diesem schönen Tag, nicht über den in neuem Glanz erstrahlenden Brunnen freuen."
Leiter des Landeskonservatorats Christian Brugger: „Der Grazer Stadtverschönerungsverein hat 1873 den Brunnen von der Wiener Weltausstellung relativ günstig gekauft und wollte ihn ursprünglich am Grazer Hauptplatz aufstellen. Doch mit 10 Meter Höhe und 18 Meter Durchmesser erwies sich das Kunstwerk dafür als zu groß, deshalb kam es in den Stadtpark. Das aus Steinguss - heute eher als Beton bekannt - geformte Becken ist eines der frühesten Beispiele dieses Baumaterials in ganz Österreich und konnte auch in dieser Technologie saniert werden. Die aktuelle Restaurierung gestaltete sich aufwendig und kostenintensiv, auch das Bundesdenkmalamt beteiligte sich daran mit einer Förderung. Ich blicke jetzt guten Mutes in eine längere sorgenfreie Zukunft, denn bei sorgfältiger Wartung werden Jahrzehnte verstreichen, bis die nächste größere Restaurierung des Stadtparkbrunnens notwendig sein wird."
Barbara Wonisch, Conserve Baudenkmal Forschung: „Wir haben die Baugeschichte und den Zustand des Stadtparkbrunnens bereits 2019 gemeinsam mit Spezialist: innen für Stein- und Metallrestaurierung sowie einem Wassertechniker genau untersucht und in der denkmalpflegerischen Befundung dargelegt, dass eine Sanierung absolute Dringlichkeit hat, um das historische Juwel retten zu können. Eine weitere Verschiebung der Arbeiten hätte den denkmalgeschützen Brunnen in seinem Bestand gefährdet! Bei der Sanierung wurde daher die Betonschale komplett abgenommen und mit faserverstärktem Instandsetzungsmörtel neu aufgebaut. Für die Wiederherstellung des historischen Randprofils wurde ein Zugschlitten verwendet. Mit der Kombination aus traditioneller Handwerkstechnik und moderner Betontechnologie wird der Brunnen nun auch für künftige Generationen erhalten."
Restaurator Klaus Wedenig (Restauration Company): „Nach der restauratorischen Befundung des Brunnens haben wir uns entschieden, die gesamte Anlage vollständig zu demontieren und systematisch zu restaurieren. Wir haben den Brunnen nach seinem ursprünglichen Konzept zerlegt, alte Anstriche entfernt und sämtliche Oberflächen im Trockenstrahlverfahren gereinigt. Risse und Ausbrüche wurden geschweißt, Fehlstellen mit Epoxidharzkitt ergänzt und anschließend zweimal mit Epoxidharz grundiert. Nach dem Rücktransport in den Grazer Stadtpark haben wir die Einzelteile mit versteckten Nirostaschrauben wieder zusammengesetzt und die Bronzierung nach historischen Vorlagen ausgeführt."