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Festakt: Ehrenringverleihung an Eilfried Huth

13.11.2025

Architekt, Hochschullehrer und Pionier des partizipativen Wohnbaus: Eilfried Huth ist Ehrenringträger der Stadt Graz.

Ehrenring für Eilfried Huth: Impressionen von der AuszeichnungEhrenring für Eilfried Huth: Impressionen von der AuszeichnungEhrenring für Eilfried Huth: Impressionen von der AuszeichnungEhrenring für Eilfried Huth: Impressionen von der AuszeichnungEhrenring für Eilfried Huth: Impressionen von der AuszeichnungEhrenring für Eilfried Huth: Impressionen von der AuszeichnungEhrenring für Eilfried Huth: Impressionen von der Auszeichnung

Die frühen Jahre

Eilfried Huth wurde am 1. Dezember 1930 in Pengalengan auf der Insel Java (Indonesien) als Kind österreichischer Auswanderer geboren. Im Alter von fünf Jahren wurde er nach Österreich zu seinen Großeltern nach Klosterneuburg geschickt. Nach der Matura in Graz studierte Huth von 1950 bis 1956 Architektur an der Technischen Hochschule Graz, der heutigen TU. Besonders einschneidend war für ihn dabei die Auseinandersetzung mit den Ideen von Kurt Weber, einer der markantesten Persönlichkeiten der steirischen Kunstgeschichte, dessen Lehre das architektonische Denken von Eilfried Huth nachhaltig beeinflusste.

Erste berufliche Erfahrungen sammelte er bei Architekt Emmerich Donau, ehe er 1963 gemeinsam mit Günther Domenig ein Architekturbüro in Graz gründete. Die Ergebnisse dieser Partnerschaft, die bis 1975 bestand, zählen zu den bedeutendsten Bauwerken der österreichischen Nachkriegsarchitektur. Zu den herausragenden Projekten dieser Jahre zählt die „Neue Wohnform Ragnitz", für die Domenig und Huth 1969 den Grand Prix d'Urbanisme et d'Architecture in Cannes erhielten. Weitere herausragende Projekte waren unter anderem die Pädagogische Akademie in Graz-Eggenberg, der Pavillon der Olympia-Schwimmhalle in München oder das Forschungs- und Rechenzentrum (FRZ) in Leoben. Darüber hinaus schuf Huth die markanten Portalbauten des Plabutschtunnels (1979-1986), die bis heute den Stadteingang im Westen von Graz prägen.

Weitergabe von Wissen

Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Domenig setzte Eilfried Huth neue Maßstäbe im partizipativen Wohnbau und war einer der ersten Architekten, die sich diesem Konzept verpflichtet fühlten. Er steht für ein soziales und politisches Verständnis von Architektur, insbesondere im Bereich des sozialen Wohnbaus. Die Bedürfnisse der Bewohner:innen müssen dabei höchste Priorität haben. Beispiele dafür sind unter anderem die Eschensiedlung in Deutschlandsberg oder die Gerlitz-Gründe im Bezirk Puntigam.

Sein Interesse an der Weitergabe von Wissen führte Huth 1971 und 1972 als Gastprofessor an die neu gegründete Gesamthochschule Kassel, heute die Universität Kassel. 1985 folgte die Berufung an die Universität der Künste Berlin, wo er bis 2005 das Fach „Gebäudeplanung und Entwerfen" lehrte, ohne seinen Grazer Wohnsitz und sein Büro aufzugeben. In dieser Zeit stand er in fachlichem Austausch mit den Architekten Rem KoolhaasRichard Rogers und Renzo Piano, außerdem mit Peter Cook, der mit Colin Fournier das Grazer Kunsthaus schuf. 

In seinen späteren Jahren wandte sich Huth verstärkt der Malerei zu, mit der er sich schon seit Beginn seines Wirkens als Architekt befasste. Mehr als hundert Werke entstanden, darunter ein 40 Bilder umfassender Zyklus zum Alten Testament. Die erste Kritikerin der Werke war immer seine Frau Herlinde, die ihn auch zur Verleihung begleitete. 

"Die Stadt muss sein wie eine Komposition"

Eilfried Huth wurde für sein Lebenswerk vielfach ausgezeichnet. Bereits 1982 erhielt er den Architekturpreis des Landes Steiermark und 1986 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark. 2021 folgte das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz. Im Jahr 2024 schloss sich mit der Verleihung des Ehrendoktorats der Technischen Universität Graz eine hohe akademische Auszeichnung an.

Als frühes Mitglied des 1959 gegründeten Forums Stadtpark, dem Huth bis heute verbunden ist, gestaltete er dort die Sparte Architektur maßgeblich mit. Auch im 1988 eröffneten Haus der Architektur ist er seit der Gründung Mitglied.

Die Stadt Graz verdankt Eilfried Huth nicht nur einzelne architektonische Landmarken, sondern eine nachhaltige Auseinandersetzung mit der Frage, wie Wohnbau sozial, ökologisch und partizipativ gestaltet werden kann. Seine Projekte in Graz formten das Stadtbild und stehen für eine demokratische und menschenzentrierte Architekturauffassung. Huth hat Architektur stets als kulturelle Aufgabe verstanden, die weit über das rein Bauliche hinausgeht. „Die Stadt muss sein wie eine Komposition."

"Mit der Verleihung des Ehrenrings würdigt die Stadt Graz einen Architekten von internationalem Rang, der es verstand, die architektonische Moderne mit sozialen Innovationen und dem politischen Anspruch der Partizipation zu verbinden", sagte Bürgermeisterin Elke Kahr im Rahmen des Festaktes im Gemeinderatssaal, dem Vertreter der Stadt- und Landesregierung wie auch Verwandte und Freunde des Ehrenringträgers beiwohnten. "Seine Bauten und Konzepte sind weit über die Grenzen hinaus anerkannt, doch sein Name ist in besonderer Weise mit Graz verbunden. Eilfried Huth hat das Gesicht unserer Stadt entscheidend mitgeprägt und Generationen von Architekt:innen inspiriert. Sein Lebenswerk ist Ausdruck einer Haltung, die das Wohl der Menschen und die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft ins Zentrum rückt", schloss die Bürgermeisterin.

 

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