• Seite vorlesen
  • Feedback an Autor
  • Seite drucken

Mobilitätsverhalten

Mobilitätserhebung der Wohnbevölkerung 2024

Langzeitbeobachtung: Seit 1982 erhebt die Stadt Graz regelmäßig das Mobilitätsverhalten ihrer Wohnbevölkerung, die letzte Erhebung erfolgte im Herbst 2024. Durch Vergleich mit den vorangegangenen Erhebungen seit dem Jahr 1982,die alle nach derselben Methode durchgeführt worden waren, können längerfristige Veränderungen im Verkehrsverhalten festgestellt und Schlüsse daraus gezogen werden.

Inhalt und Zweck  der Befragung:

  • Laufende Analyse des Mobilitätsverhalten der Grazer Wohnbevölkerung
  • Vergleichbare Daten seit 1982
  • Datengrundlage für Planung & Umsetzung von Maßnahmen
  • Wesentlich für die Erfolgskontrolle

Zusammenfassung der aktuellen Erhebung

  • Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (als Lenker:in) ist mit 31% aller Wege der niedrigste beobachtete Wert seit 40 Jahren
  • Anteil des Umweltverbundes der höchste somit seit Beginn der Erhebungen
  • Weganteil des Radverkehrs hat seit 1982 bis 2024 stark auf 19% zugenommen
  • Weganteil des Fußverkehrs ist gegenüber den letzten Erhebungen leicht auf 22% aller Wege gestiegen
  • Anteil des ÖV seit 1982 deutlich gestiegen - Weganteil im Jahr 2024 von 22%
  • Ziel der Stadt bis zum Jahr 2040: 80:20 Umweltverbund : motorisierter Individualverkehr, derzeit 2024 63:37

Zur Erhebung 2024:

Zusammenfassung Ergebnisse Erhebungen 2021 und 2018

Mobilitätserhebung Graz_Wohnbevölkerung 2021

Mobilitätserhebung Graz_Wohnbevölkerung 2018

Grundlagen zur Erhebung

  • Es wurden 3.049 Personen über 6 Jahre befragt (entspricht ca. 0,9% der Wohnbevölkerung)
  • Rücksendequote von 41%
  • Schriftlich, postalische Erhebung zwischen 10.10. und 20.11.2024
  • Verfahren: KONTIV-Verfahren mittels Wegetagebuch
  • Mobilitätsverhalten der Grazerinnen und Grazer ab 6 Jahren an einem normalen Werktag Herbst 2024

Verkehrsmittelaufteilung - Modal Split

Modal Split 2024
Modal Split 2024© ZIS+P im Auftrag der Stadt Graz

Unter „Modal Split" versteht man die Anteile der erhobenen Wege nach den einzelnen Verkehrsarten, gemessen an der Gesamtheit aller erhobenen Wege. In der Erhebung 2024 haben sich folgende Ergebnisse im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren gezeigt:

  • Der Weganteil der MIV-Lenker und MIV-Lenkerinnen (MIV = motorisierter Individualverkehr, PKW, Kombi, Moped, Motorrad) liegt 2024 bei 30,8% aller Wege. Dieser Wert ist seit 2013 deutlich gesunken (gegenüber 37,5% im Jahr 2013; 34,1% im Jahr 2018 und 32,9% im Jahr 2021). Der Weganteil des MIV (inkl. Mitfahrerinnen und Mitfahrern) liegt derzeit bei 37,2%.

  • Der Weganteil des öffentlichen Verkehrs beträgt 22,4% aller Wege der Grazer Wohnbevölkerung. Dieser Anteil ist gegenüber den Vorjahren deutlich gestiegen.

  • Der Weganteil des nichtmotorisierten Verkehrs (zu Fuß und Fahrrad) liegt bei 40,4% aller Wege und ist gegenüber dem hohen Wert vom Jahr 2021 von 41,3% wieder leicht gesunken, im Vergleich mit dem Wert vom Jahr 2018 von 38,6% (vor der Covid-Pandemie) jedoch weiter gestiegen.
    Bei der Interpretation der Ergebnisse des Fahrradverkehrs ist zu beachten, dass während der Erhebungszeit 2024 etwas mehr Regentage als in der Erhebungszeit 2021 zu beobachten waren. Das kann eine Erklärung für den gegenüber 2021 leicht gesunkenen Weganteil des Fahrradverkehrs sein.

  • Der abnehmende Trend beim Fußgängerverkehr von 1982 bis 2008 konnte offensichtlich gestoppt werden und in eine Zunahme gegenüber 2008 (18,8%) bis 2018 (19,3%) erreicht werden. 

Verkehrsmittelaufteilung nach Verkehrsbeziehungstyp

Verkehrsmittel nach Verkehrsbeziehungs-typ
Verkehrsmittel nach Verkehrsbeziehungs-typ© ZIS+P im Auftrag der Stadt Graz

Die Verkehrsmittelaufteilung ist stark von der Quelle und dem Ziel des Weges abhängig. Hier nimmt vor allem die Bedeutung des MIV von innen nach außen stark zu:

  • Ungefähr zwei Drittel der Wege mit Quelle oder Ziel im 1. bis 6. Bezirk werden mit dem nichtmotorisierten und öffentlichen Verkehr zurückgelegt. Auffallend ist auch der hohe Weganteil des Radverkehrs von 25%, der gegenüber 2013 und 2018 gestiegen ist (2013: 18%; 2018: 23%). Ein Rückgang gegenüber 2013 und 2018 ist beim Weganteil der MIV-Lenker und MIV-Lenkerinnen zu beobachten (2021 ca. 26% Weganteil, im Jahr 2013 ca. 30% und im Jahr 2018 ca. 27%).
  • Insgesamt hat die Anzahl der Wege mit Quelle oder Ziel im 1. bis 6. Bezirk gegenüber 2018 abgenommen (von ca. 640.000 Wegen im Jahr 2018 auf ca. 592.000 Wege im Jahr 2021).
  • Der Weganteil der MIV-Lenker und MIV-Lenkerinnen bei Wegen mit Quelle oder Ziel in den Außen­bezirken (7 bis 17) ist gegenüber 2018 deutlich gesunken und liegt bei ca. 41% (gegenüber 45% im Jahr 2018), vorwiegend zu Gunsten des Fahrradverkehrs. Der Anteil des Fahrradverkehrs hat bei den Wegen mit Quelle oder Ziel in den Außenbezirken (7 bis 17) von 14% im Jahr 2018 auf 17% im Jahr 2021 zugenommen.
  • Im Ziel- und Quellverkehr von Graz werden ca. 70% der Wege als MIV-Lenkerin oder MIV-Lenker zurückgelegt. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs liegt bei 11% und ist gegenüber 2018 konstant geblieben.

Verkehrszweckmatrix

Verkehrszweckmatrix 2024
Verkehrszweckmatrix 2024© ZIS+P im Auftrag der Stadt Graz

Verkehr ist kein Selbstzweck, sondern dient der Erledigung von Tätigkeiten außer Haus. Diese Tätigkeiten können in fünf „Daseinsgrundfunktionen" zusammengefasst werden: Wohnen, Arbeiten, Ausbildung, Einkauf, Freizeit.

Ca. 81% aller Wege haben ihren Ausgangspunkt oder ihr Ziel in der Wohnung. Ca. jeder vierte Weg wird zwischen der "Wohnung" und "Arbeit" sowie zwischen "Wohnung" und "Erledigung" zurückgelegt. Diese Ergebnisse unterstreichen die enge Wechselwirkung zwischen Raumordnung und Verkehrsplanung, z.B. die Bedeutung der Wahl des Wohnstandortes und des Arbeitsplatzes für die Weglängen bzw. die Wichtigkeit von dezentralen Versorgungseinrichtungen für kurze Weglängen.

Verkehrsmittelaufteilung und Verkehrszweck

Verkehrsmittelauf-teilung nach Verkehrszweck 2024
Verkehrsmittelauf-teilung nach Verkehrszweck 2024© ZIS+P im Auftrag der Stadt Graz
  • Die meisten Wege werden im Einkaufs- und Erledigungsverkehr (Einkäufe, Behördenwege, Arztbesuch, Serviceweg usw.) mit ca. 36%, gefolgt vom Berufspendelverkehr (ca. 26%) und vom Freizeitverkehr (ca. 21%) zurück­gelegt.

  • Der öffentliche Verkehr hat seine größten Anteile beim Ausbildungs­pendel­verkehr (49%), gefolgt vom Berufspendelverkehr (27%).

  • MIV-Lenkerinnen und MIV-Lenker haben die größten Weganteile beim Personenwirtschafts- und Einkaufs- und Erledigungsvekehr (56% bzw. 38%).

  • Das Verkehrsmittel Zu Fuß hat den größten Anteil beim Freizeitverkehr (30%), Einkaufs- und Erledigungsverkehr (27%) und im Ausbildungs­pendel­verkehr (20%).

  • Der Fahrradverkehr hat seine größten Anteile beim Berufspendelverkehr (27%) und Freizeitverkehr (19%). Auffallend ist der geringe Weganteil des Fahrradverkehrs im Ausbildungspendelverkehr mit 12% - dieser Wert ist gegenüber der letzten Erhebung 2021 stark gesunken (von 19% auf 12%).

  • Im Berufspendelverkehr zeigt sich gegenüber 2021 eine starke Verlagerung von MIV-Lenkerinnen und Lenkern zum ÖV (7%-Punkte).

Verkehrsmittelaufteilung nach Geschlecht

Verkehrsmittelauf-teilung nach Geschlecht und im Zeitvergleich
Verkehrsmittelauf-teilung nach Geschlecht und im Zeitvergleich© ZIS+P im Auftrag der Stadt Graz

Die Verkehrsmittelaufteilung hängt derzeit nicht mehr so stark vom Geschlecht ab wie in den vergangenen Jahren. Die Unterschiede im Mobilitätsverhalten zwischen Frauen und Männern scheinen sich zu vermindern. Trotzdem bestehen Unterschiede in der Verkehrsmittelwahl:

  • Männer legen mehr Wege mit dem MIV zurück als Frauen. Der MIV-Anteil der Wege der Männer ist von 1991 bis 2013 auf hohem Niveau ungefähr konstant geblieben (mit leichten Schwankungen 2004 - 2008 - 2013). Seit 2013 ist der MIV-Anteil bei den Männern dagegen von 52% deutlich gesunken (auf ca. 41% der Wege im Jahr 2024). Deutlich gegenüber den letzten Erhebungen gestiegen ist der Anteil des ÖV bei den Männern (auf 20% im Jahr 2024). 

  • Frauen benutzen den ÖV generell häufiger für ihre Wege als Männer. Beim MIV ist auch bei den Frauen eine Abnahme der Weganteile des MIV gegenüber den letzten Erhebungen zu beobachten.

  • Der Weganteil von Zu Fuß und Fahrrad ist gegenüber 2021 bei den Männern leicht gesunken (von ca. 41% 2021 auf ca. 39% 2024), hingegen ist der Weganteil von Zu Fuß und des Fahrrads bei den Frauen leicht gestiegen. Der Weganteil des Radverkehrs ist bei den Männern gegenüber 2018 und 2021 gesunken, jener der Frauen gestiegen.

Verkehrsmittelaufteilung und Alter

Verkehrsmittelwahl nach Altersklassen
Verkehrsmittelwahl nach Altersklassen© ZIS+P im Auftrag der Stadt Graz

Die Verkehrsmittelaufteilung hängt stark vom Alter ab.

Der öffentliche Verkehr hat seine stärksten Anteile bei den 11 bis 15jährigen mit ca. 56% der Wege und bei den 16 bis 25jährigen mit ca. 37%.

Die stärksten Anteile des MIV-L treten mit 37% bzw. 38% in der Altersgruppe ab 36 Jahren auf.

Der Fahrradverkehr hat seine stärksten Weganteile in der Altersgruppe zwischen 16 und 65 Jahren mit ca. 19 bis 22%. Auffallend ist die geringe Fahrradnutzung in der Altersklasse von 11 bis 15 Jahren.

Fahrzeug- und ÖV-Zeitkartenbesitz

Fahrzeug- und Zeitkartenbesitz 2024
Fahrzeug- und Zeitkartenbesitz 2024 © ZIS+P im Auftrag der Stadt Graz

Eine der wesentlichen Einflussfaktoren auf das Mobilitätsverhalten ist der Besitz von Fahrzeugen, Führerschein bzw. Zeitfahrkarten für den ÖV.

  • Mehr als die Hälfte der Befragten besitzt ein Fahrrad. Bei den Frauen ist seit der letzten Erhebung eine Zunahme von 7%-Punkten zu verzeichnen.

  • Beim KFZ-Besitz zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Frauen und Männern (ca. 54% der Männer und 41% der Frauen besitzen einen PKW, Kombi oder Kleinbus). Der Unterschied im KFZ-Besitz zwischen Männern und Frauen hat gegenüber den vergangenen Erhebungen abgenommen.

  • Beim Führerscheinbesitz ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern im Vergleich mit den Erhebungen vor dem Jahr 2000 nur mehr gering. In den letzten Jahren ist der Führerscheinbesitz auf hohem Niveau ungefähr gleichgeblieben.

  • Der Anteil beim ÖV-Zeitkartenbesitz (Wochen-, Monats- und Jahreskarten) liegt bei den Frauen deutlich höher als bei den Männern. Gegenüber den letzten Erhebungen ist eine deutliche Zunahme des ÖV-Zeitkartenbesitzes zu beobachten (2021: 30% bei den Männern bzw. 41% bei den Frauen). Das ist eine Folge der Einführung des Klimatickets.

  • Der angegebene Besitz einspuriger KFZ liegt in der Befragung bei Männern bei ca. 12% und bei Frauen bei ca. 5% und ist gegenüber den letzten Erhebungen ungefähr gleichbleibend.

Verteilung der Wege der MIV-Lenker:innen nach der mittleren Wegentfernung der anderen Verkehrsmittel

Häufigkeitsverteilung der Wege der MIV-Lenker:innen im Vergleich zu den mittleren Weglängen der anderen Verkehrsmittel
Häufigkeitsverteilung der Wege der MIV-Lenker:innen im Vergleich zu den mittleren Weglängen der anderen Verkehrsmittel © ZIS+P im Auftrag der Stadt Graz

Eine Auswertung der Wege des MIV als Lenkerin oder Lenker nach den mittleren Wegent­fernungen der anderen Verkehrsmittel zeigt:

  • 7% aller Wege (der MIV-Lenkerinnen und Lenker) sind bis inkl. 1,1 km lang, der durch­schnitt­­lichen Weglänge zu Fuß.

  • 30% aller Wege (der MIV-Lenkerinnen und Lenker) weisen eine Weglänge unter 3,6 km auf, das ist die mittlere Weglänge der RadfahrerInnen. Die „Tür-zu-Tür"­- Ge­schwin­digkeit mit dem MIV ist mit 11km/h geringer als die durchschnitt­liche Geschwindigkeit der Wege mit dem Fahrrad (14km/h).

  • 59% der Wege (der MIV-Lenkerinnen und Lenker) sind unter 6,6km lang, das ist die mittlere Weglänge des ÖV. Die „Tür-zu-Tür"-Geschwindigkeit des MIV liegt bei diesen Wegen mit 14km/h nur geringfügig über dem Mittelwert für den ÖV (12km/h).

Die Ergebnisse zeigen, dass ein großer Teil der Wege der MIV-Lenkerinnen und MIV-Lenker in einer Weglänge und bei einer mittleren „Tür-zu-Tür" Geschwindigkeit liegt, die den Verkehrsmitteln zu Fuß (7%), Fahrrad (30%) und ÖV (59%) entsprechen und damit von der Wegentfernung her auf diese Verkehrsmittel verlagerbar wäre. Dieses Ergebnis ist ähnlich wie in den letzten Erhebungen.

Kontakt

Abteilung für Verkehrsplanung
Europaplatz 20 | 8020 Graz
Tel.: +43 316 872-2881
E-Mail: verkehrsplanung@stadt.graz.at

Mehr zum Thema

War diese Information für Sie nützlich?

Danke für Ihre Bewertung. Jeder Beitrag kann nur einmal bewertet werden.

Die durchschnittliche Bewertung dieses Beitrages liegt bei ( Bewertungen).

Zuständige Dienststelle