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Suchtbehandlungsdialog als „Zeichen der Krise“

21.06.2018

Etwa 900 opiatabhängige Grazerinnen und Grazer sind aktuell im Substitutionsprogramm. Nur mehr acht niedergelassene Ärzte bieten Plätze für die Behandlung von SuchtpatientInnen an. "Wir steuern auf einen Engpass in der Versorgung zu, weil die meisten dieser ÄrztInnen in den nächsten Jahren in Pension gehen werden", erklärt Gesundheitsstadtrat  Robert Krotzer die brisante Lage in der Landeshauptstadt. Er lud am Mittwoch zum hochkarätig besetzten Suchtbehandlungsdialog ins Grazer Rathaus.

Ziel war es, Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit zu geben, Informationen über die tägliche Praxis der Behandlung von SuchtpatientInnen zu geben.

Primar Dr. Johann Sailer sprach über das Diplom Substitutionsbehandlung und Arbeit des Zentrums für Suchtmedizin, Dr. Michael Hiden über die Substitution als Behandlung einer chronischen Erkrankung, Dr. Gustav Mittelbach über Begleitende Therapeutische Betreuung, Drin. Johanna Leitner und Drin. Elisabeth Wejbora über die Zusammenarbeit im multidisziplinären Team, Dr. Dietmar Moser über die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und Apotheken und Dr. Hans-Peter Meister über die Gestaltung eines reibungslosen Praxisablaufes.

„Unseren Eid ernst nehmen“

Dass dieser Dialog stattfindet, wurde als "Zeichen der Krise" gewertet. "Wenn keine Nachfolger gefunden werden, steht die Stadt vor ernsthaften Problemen", hieß es. Dabei ist die Substitutionsbehandlung besser als ihr Ruf, waren sich die Ärzte einig. Sie sprachen offen für auftretende Probleme, aber auch über Mythen und über die positiven Seiten.

Die Therapie einer chronischen Krankheit zählt zu den großen Herausforderungen in der Medizin. Es bedarf Ausdauer, Koordinationsfähigkeit und einer strukturierten Behandlungsplanung. Vor der Behandlung von an den gesellschaftlichen Rand gedrängten Gruppen dürfe man nicht zurückschrecken. "Wir müssen unseren Eid ernst nehmen", brachte es Dr. Mittelbach auf den Punkt.

Gesundheitsstadtrat Krotzer wird am Thema dranbleiben. Kooperationen mit der ÖH der Meduni Graz, der Austria Medical Students Association, und Gespräche mit dem Gesundheitsfonds, der Ärztekammer und der GKK sollten verstärkt werden.

Hanno Wisiak