Der Tag der seelischen Gesundheit wird weltweit eigentlich im Herbst begangen. "Gerade weil das Programm im vergangenen Jahr wegen der Entwicklung der Corona-Infektionszahlen und des Lockdowns abgesagt werden musste, ist es jetzt es wichtiger denn je", erklärt der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer. Mit einem umfassenden mehrwöchigen Programm geht die Stadt Graz nun die Stadtteile direkt zu den Menschen.
Denn als krank gilt immer noch, wer Fieber hat. Mit einem einfachen „Kopf hoch" hingegen werden psychische Erkrankungen oft abgetan. "Obwohl gerade seit der Corona-Pandemie immer mehr Menschen darunter leiden, ist es vielfach immer noch tabu, darüber zu reden oder sich professionelle Hilfe zu holen. Das muss sich ändern", betont Krotzer.
Psychotherapie für Kinder und Jugendliche verstärken
"Psychotherapie ist momentan wichtiger denn je", stellt Ingrid Jagiello vom steirischen Landesverband für Psychotherapie (STLP) fest: "Wir merken in unseren Praxen, dass es sehr viel Bedarf gibt und die psychische Belastung unserer Patientinnen und Patienten nach wie vor hoch ist. Vor allem im Kinder- und Jugendbereich wollen wir deshalb Akzente setzen und für mehr Angebot einstehen."
Stigmatisierung als Problem
"Menschen mit psychischen Erkrankungen leiden neben der eigentlichen Erkrankung oft auch noch an Ausgrenzung und Intoleranz", weiß Clemens Könczöl von der Landesgruppe Steiermark des Berufsverbands der Psychologen und Psychologinnen (BÖP). Die Stigmatisierung, die diese Menschen erleben, führt zusätzlich zu einer Minderung des Selbstwertgefühls und einer Verschlechterung im Krankheitsverlauf. "Umso wichtiger ist es, das Thema psychische Erkrankung zu enttabuisieren, Hilfsangebote bekannt zu machen und einen niederschwelligen Zugang zu Unterstützungsangeboten (wohnortnah, leistbar und unbürokratisch) zu ermöglichen", so Könczöl.
PROGRAMM
"Beim Reden kommen die Leut zsamm"
Durch die Pandemie verstärkte Zugangshürden sollen durch die Möglichkeit des einfachen und wohnortnahen Austausches abgebaut werden. Drei bis vier unterschiedliche Einrichtungen der psychosozialen Versorgung werden sich bei den Terminen in den Stadtteilen, die immer von 16 bis 19 Uhr stattfinden, vorstellen. Man kann einfach und anonym Fragen stellen oder gleich vor Ort einen weiterführenden Termin ausmachen. Ein buntes Rahmenprogramm sorgt für eine Atmosphäre, die die Teilnahme erleichtert. Es gibt Live-Auftritte etwa des Bandcafé oder von Erwin R. und Photoboxen oder die Postkarten-Aktion "Hallo, wie geht's?" sollen das soziale Miteinander stärken.
- Mittwoch, 9. Juni, Stadtteilzentrum SMZ Liebenau am Grünanger im Garten für Alle
- Mittwoch, 23. Juni, Stadtteilzentrum NaNet Floßlend im Fröbelpark
- Mittwoch, 30. Juni, Stadtteilzentrum EggenLend am Hofbauerplatz
- Mittwoch, 22. September, Stadtteilzentrum Triester Straße
- Dienstag, 28. September, Verein Achterbahn und GFSG am Hasnerplatz
Sensibilisierung und Enttabuisierung
- Aktionsvideo zur seelischen Gesundheit wird an verschiedenen Stellen geschaltet mit Hinweis auf die Seite graz.at/seelischegesundheit
- Postkarten "Hallo, wie geht's?" im Sommer
- Gemeinsam mit der Go-On-Suizid-Prävention wird es zwei Stadtspaziergänge zum Thema "10 Schritte der seelischen Gesundheit" geben.
Dienstag, 13. Juli, 18 Uhr, Freiheitsplatz
Dienstag, 10. August, 18 Uhr, Eingang Schloss Eggenberg - Gemeinsam mit den RosaLila PantherInnen wird es zwei Wanderungen zum Thema "10 Schritte der seelischen Gesundheit" geben.
(Termine werden noch bekannt gegeben) - Bierdeckel "Es hat keinen Sinn, Sorgen im Alkohol ertränken zu wollen, denn Sorgen sind gute Schwimmer" werden im September neu verteilt.