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Die Zukunft der alterspsychiatrischen Versorgung in Graz

Prävention – Entlastung – Versorgung

19.10.2022

2003 erstellte die Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit (GFSG) im Auftrag der Stadt Graz ein Gesamtkonzept für die alterspsychiatrische Versorgung. Dieses Strategiepapier ist die Grundlage für gerontospezifische Angebote, die es heute in Graz gibt - von den Demenztageszentren über den Schwerpunkt der Hauskrankenpflege bis hin zur Sozialpsychiatrischen Hilfe im Alter (siehe PDF bzw. aktuelle Broschüre S. 19ff). „Die häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter sind Depression, Angsterkrankungen (Traumen), Demenz und paranoide Zustandsbilder, sowie Alkoholabhängigkeit. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass acht bis zehn Prozent der Menschen über 65 Jahren einer dringenden Behandlung oder Unterstützung bedürfen", umreißt Studienautor PD Dr. Günter Klug (GFSG) die Ausgangslage.

Konkrete Ziele und Vorhaben

PK Alterspsychiatrisches Modell
© Peter März

Norma Rieder (Leiterin des Fachbereichs Pflege/Planung/Controlling des Sozialamtes der Landeshauptstadt Graz), Günter Klug (Geschäftsführer der Gesellschaft für Seelische Gesundheit - GFSG), Michael Ehmann (Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Pflege, Soziales, Senior:innen und Integration) und Robert Krotzer (Stadtrat für Gesundheit und Pflege) stellten beim heutigen Pressegespräch das überarbeitete Konzept vor, anhand dessen die zukünftige Versorgung ausgearbeitet werden kann.

Einig waren sich alle über die wichtigsten konkreten Ziele: 

  • Stärkung des Bestehenden: Es hat sich gezeigt, dass die seit 2003 geschaffenen Versorgungsstrukturen notwendig sind und funktionieren, also weiter ausgebaut und gestärkt werden sollen.
  • Erweiterung des Angebots um Vorsorge und Prävention
  • Prävention in 12 Bereichen: Gerade zum Thema Demenz, aber auch für alle anderen psychischen Erkrankungen im Alter, scheint dieser Zugang immens wichtig zu sein.
  • Verbesserung der Kooperation zwischen dem stationären alterspsychiatrischen Bereich und der ambulanten alterspsychiatrischen Versorgung:
  • Entlastung der Angehörigen: Erster Schritt ist ein bereits konzipiertes Pilotprojekt, um betreuende Angehörige psychisch kranker Menschen, zumindest stundenweise, entlasten zu können.
  • Alterspsychiatrische Tagesstrukturen
  • Spezielle Angebote für alterspsychiatrische erkrankte Menschen mit Zusatzproblemen wie Sucht, Migrationshintergrund, Obdachlosigkeit etc.

Unterstützung pflegender Angehöriger

"Derzeit werden 70 Prozent der Grazer und Grazerinnen mit Betreuungsbedarf von Angehörigen betreut", schildert Mag.a Norma Rieder, Leiterin des Fachbereichs Pflege/Planung/Controlling der Stadt Graz. Aufgrund der Alterspyramide, und weil Verwandte immer öfter weiter weg leben, muss die öffentliche Hand bereits jetzt Vorkehrungen treffen.

Mobil vor stationär

Für Pflegestadtrat Robert Krotzer steht das Credo „mobil vor stationär" im Mittelpunkt. "Ältere Menschen wollen, so lange es möglich ist, in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Dabei wollen wir sie bestmöglich unterstützen", betont Krotzer.

Hier ist in den vergangenen Jahren einiges gelungen: "Niemand muss in Graz ins Heim, weil er oder sie sich die Pflegedienste zuhause nicht leisten kann", so Krotzer. Denn ein einzigartiges Zuzahlungsmodell der Stadt Graz sorgt dafür, dass allen Grazerinnen und Grazern, die mobile Pflegedienste zuhause in Anspruch nehmen, zumindest die Mindestpension in der Höhe von 977 Euro zum Leben bleibt. Dazu kommt die Unterstützung von Grundreinigungsdiensten zur Wohnungssicherung.

Altern in Würde

Der Ausbau bereits bestehender Angebote und die Implementierung neuer Angebotsformen ist zentral für die ausreichende Versorgung im stationären sowie im mobilen Bereich alterspsychiatrischer Konzepte.

"Einen alten Baum verpflanzt man nicht - das heißt in unserem Fall: Menschen wollen so lange es geht zu Hause wohnen. Das ist gut so, denn das macht menschlich Sinn und stützt unser solidarisches Modell. Das Zusammenspiel aller Angebote der Stadt Graz ermöglicht so ein Altern in Würde", führt Michael Ehmann, Vorsitzender des Sozialausschusses der Stadt Graz dazu aus.

Künftige Notwendigkeiten

"Bestehende Strukturen haben sich bewährt. Sie müssen noch mehr vernetzt, gestärkt und ausgebaut werden", betont Rieder. Eine wesentliche Rolle werden auch Präventionsmaßnahmen spielen: „Gerade zum Thema Demenz, aber auch für alle anderen psychischen Erkrankungen im Alter scheint dieser Zugang immens wichtig zu sein", erklärt Studienautor Klug.

"Einsamkeit, Alkoholabhängigkeit, Altersarmut nehmen leider zu", weiß Stadtrat Krotzer. „Davor darf man nicht die Augen verschließen - im Gegenteil. Wir müssen schon jetzt beginnen, nach Lösungen zu suchen."

Weiterführende Informationen

Das aktuelle alterspsychiatrische Konzept können Sie hier herunterladen. 

Das barrierefreie PDF des Alterspsychiatrischen Konzepts finden Sie hier

Peter März

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