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Grazer Verordnung bringt mehr Bäume und Abkühlung

Baumschutzverordnung wirkt: Erstmals mehr Ersatzpflanzungen als Fällungen

08.07.2025
Die von Vizebürgermeisterin Judith Schwentner initiierte Baumschutzverordnung wirkt. Erstmals gab es in Graz mehr Ersatzpflanzungen als Fällungen.
Die von Vizebürgermeisterin Judith Schwentner initiierte Baumschutzverordnung wirkt. Erstmals gab es in Graz mehr Ersatzpflanzungen als Fällungen.© Stadt Graz

Die von der Rathauskoalition überarbeitete Grazer Baumschutzverordnung zeigt Wirkung: Erstmals gibt es mehr Ersatzpflanzungen als Fällungen. Eine unlängst veröffentlichte Studie zeigt, wie entscheidend Stadtbäume im Kampf gegen die Hitze sind.

Stadtbäume sind wahre Klimahelden - selbst unter Extrembedingungen. Das bestätigt eine neue wissenschaftliche Studie aus der Schweiz: Platanen in Genf verdunsten selbst bei Temperaturen über 39 °C weiterhin große Mengen Wasser - und sorgen so für deutliche Abkühlung ihrer Umgebung. Frühere Annahmen, wonach Bäume bei extremer Hitze ihre Blattporen schließen und den Wasserfluss stoppen, wurden eindrucksvoll widerlegt. Stattdessen zeigt sich: Der Wasserfluss nimmt bei steigender Hitze sogar noch zu.

Die Erkenntnis ist wesentlich für die Klimawandelanpassung in Städten: Bäume bleiben auch bei Rekordtemperaturen aktive Kühlaggregate - wenn man sie schützt, pflegt und erhalten kann. Genau hier setzt die Grazer Baumschutzverordnung an, die Ende 2023 von der Rathauskoalition unter Federführung von Vizebürgermeisterin Judith Schwentner überarbeitet wurde. Ihr Ziel: den Bestand sichern, den Verlust ausgleichen und damit das Klima in der Stadt langfristig stabilisieren. Jetzt liegen erstmals Zahlen vor - und sie zeigen, wie wirksam dieses Instrument tatsächlich ist.

Ein Meilenstein für den städtischen Grünraum

„Wir sehen jetzt, dass sich unsere Strategie bezahlt macht", sagt Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, in Graz zuständig für Umwelt und Stadtplanung. „2024 wurden erstmals mehr Bäume als Ersatz vorgeschrieben, als gefällt werden durften - das ist ein echter Kurswechsel. Damit wächst der Baumbestand - und wir machen Graz widerstandsfähiger gegen Hitze und sorgen für mehr Aufenthaltsqualität."

Eingebracht wurde die Verordnung von der Bau- und Anlagenbehörde. Manfred Eber als zuständiger Stadtrat ergänzt: „Die neue Baumschutzverordnung hat sich bewährt: Sie schützt unsere Bäume und sorgt gleichzeitig dafür, dass mehr Mittel für Nachpflanzungen zur Verfügung stehen. Das entlastet den städtischen Haushalt und ermöglicht gezieltere Investitionen. Danke an die BAB für die Umsetzung!"

Verordnung wirkt – Einnahmen verzehnfacht

Auch finanziell zeigt sich der Erfolg der Verordnung: Die Einnahmen aus Ausgleichszahlungen - fällig bei unvermeidbaren Fällungen - haben sich im Vergleich zum letzten Jahr vor der Novelle verzehnfacht. Diese Mittel sind zweckgebunden und stehen ausschließlich für die Neupflanzung von Stadtbäumen zur Verfügung. Schwentner: „Damit können nun auch komplexere Maßnahmen umgesetzt werden - etwa die Anlage neuer Grüninseln im stark versiegelten Straßenraum, insbesondere in überhitzten Stadtbereichen."

Grund für den deutlichen Anstieg ist die Verschärfung der Vorgaben bei Bauvorhaben: Für jeden gefällten Baum sind nun mehrere neue zu pflanzen oder entsprechende Ausgleichszahlungen zu leisten. Bauen ist deutlich grüner geworden.

Klimawandelanpassung in der Praxis

Die Stadt Graz baut in der Regel nicht selbst - sie gestaltet jedoch aktiv den rechtlichen Rahmen dafür, dass bei privaten Bauvorhaben deutlich stärker auf Begrünung geachtet wird. Grundsatz dabei: Der Erhalt bestehender Bäume hat oberste Priorität. Wo Fällungen unumgänglich sind, gelten strikte Vorgaben - etwa die Verpflichtung zur mehrfachen Nachpflanzung oder zur Leistung von Ausgleichszahlungen.

„Unser Ziel ist klar: Der Baumbestand in Graz soll trotz wachsender baulicher Verdichtung wachsen - nicht schrumpfen", sagt Peter Bohn, Leiter des zuständigen Referats. „Durch klare Regeln und wirksame Kontrollen leisten private Bauprojekte heute einen wesentlichen Beitrag zur klimafitten Stadt."

Diese Strategie wirkt - und macht Graz zu einem Vorzeigemodell für klimaverantwortliches Bauen im Sinne der EU-Renaturierungsverordnung.

Beispielgebend für Österreich

Für die Grazer Rathauskoalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ ist das ein politischer Erfolg mit Signalwirkung. „Wir setzen um, was andere noch diskutieren", so Schwentner. „Die Baumschutzverordnung ist eines der stärksten Instrumente, das wir als Stadt im Kampf gegen die Klimakrise in der Hand haben."

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